Nach Aus für Mädchenrealschule:CSU fordert Erzdiözese zu Dialog auf

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Mit einer Resolution wollen die Christsozialen die Schließung der Schlehdorfer Realschule doch noch verhindern. Die Gründe sehen sie als vorgeschoben an.

Klaus Schieder

Die CSU will mit einer Resolution des Kreistags erreichen, dass die Erzdiözese München und Freising die Schließung der Mädchenrealschule in Schlehdorf zurücknimmt. Diese kirchliche Bildungseinrichtung sei "ein sehr wichtiger Bestandteil der Schullandschaft", erklären Fraktionsvorsitzender Martin Bachhuber und sein Stellvertreter Thomas Holz in einem Schreiben an Landrat Josef Niedermaier (FW). In dem Entwurf für die Resolution fordern die beiden CSU-Kreispolitiker das Erzbistum dazu auf, in einem "offenen Dialog" die dauerhafte Erhaltung der Schule zu besprechen. Außerdem solle das bayerische Kultusministerium die tatsächlichen Gründe für die Öffnung der Knabenrealschule Murnau für Mädchen darlegen.

Damit hatte die Erzdiözese die Entscheidung für das Aus in Schlehdorf begründet. Für zwei Realschulen, die so nahe beieinander liegen, fehlten die Schülerinnen, hieß es. Zudem spräche die demografische Entwicklung gegen den weiteren Betrieb der Mädchenrealschule. Beide Argumente will die Kreis-CSU nicht gelten lassen. Es falle auf, dass die Kirche "offensichtlich nicht einmal im Ansatz bereit ist, diese Schule zu erhalten", so Bachhuber und Holz. "Ansonsten hätte es sicher Mittel und Wege gegeben, dies auch bei einer Öffnung der Murnauer Knabenrealschule für Mädchen zumindest zu probieren."

Die Christsozialen haben den Verdacht, dass die Schließung "von langer Hand geplant war". Diesen Eindruck begründen sie mit der gleichzeitigen Ankündigung des Erzbistums, den Standort Garmisch-Partenkirchen mit Realschule und Gymnasium 2013/14 um eine Fachoberschule zu erweitern.

Ähnlich hatte sich Landrat Niedermaier diese Woche bereits im Kreisausschuss geäußert. Er drückte die "persönliche Vermutung" aus, die Erzdiözese habe mit der Entscheidung des Kultusministeriums zu Murnau nur auf einen Grund gewartet, um das Aus in Schlehdorf kommunizieren zu können. Inzwischen habe er über 100 E-Mails von Schülerinnen bekommen, sagte er am Donnerstag im Schulausschuss des Kreistags. "Sie stehen zu ihrer Schule, so etwas habe ich in dieser Form noch nicht erlebt."

Die CSU weist darauf hin, dass die Hälfte aller Schülerinnen der Mädchenrealschule nicht im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wohnt und trotz der Angebote in Garmisch oder Penzberg nach Schlehdorf geht. Ungeachtet der Öffnung der Murnauer Realschule für Mädchen gebe es in Schlehdorf "mehr als ausreichenden Bedarf", heißt es in der Resolution. Sollte die Kirche aber bei ihrem Beschluss bleiben, müssten die Schulen in Penzberg und Murnau ausgebaut werden: "Das würde Kosten in Millionenhöhe verursachen."

Der Schulausschuss erhob keine Einwände gegen die Resolution. Es sei "eine Zumutung und eine Frechheit", wenn eine Schule vorauseilend geschlossen werde, "ohne dass man weiß, was genau passieren wird", sagte Sophie Meier (SPD). Sollte der Kreistag nächste Woche der Resolution zustimmen, will Niedermaier mit dieser Rückendeckung Gespräche mit den Landräten aus Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau führen

© SZ vom 20.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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