Münsing:Tierschützer kritisieren Ochsenrennen

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Die Organisation "Animal 2000" will Anzeige wegen Misshandlung der Tiere erstatten: Die Vierbeiner soll nicht nur mit Stöcken Schmerzen zugefügt worden sein. Veterinärarzt und Veranstalter weisen die Vorwürfe zurück.

Benjamin Engel

Schwere Verstöße gegen Tierschutzauflagen wirft die Tierschutzorganisation "animal 2000 - Menschen für Tierrechte Bayern" den Organisatoren des Münsinger Ochsenrennens vor. Um die Tiere in Bewegung zu setzen, hätten manche ihren Ochsen den Schwanz verdreht. Außerdem hätten Halter ihre Tiere hart mit Stöcken geschlagen.

Ein Riesenspaß ist das Ochsenrennen für die Zuschauer. Für die Ochsen selbst nicht, finden Tierschützer, die gegen die Veranstaltung protestieren. (Foto: Hartmut Pöstges)

So lauten die Vorwürfe. Das weist Tierarzt Georg Unterholzner vom Veterinäramt des Landkreises indes zurück. "Verstöße gegen den Tierschutz habe ich nicht festgestellt", sagt er. Und Joseph Großmann vom Münsinger Ochserer-Verein, der das Rennen organisiert hat, stellt fest: "Wir betreiben mehr Tierschutz, als diese Leute verstehen."

"Besonders aufgefallen ist mir der Ochse Dimitri", sagt Mechthild Mench, stellvertretende Vorsitzende von Animal 2000. Gemeinsam mit vier weiteren Vereinskollegen war sie am vergangenen Sonntag vor Ort. "Um Dimitri in Bewegung zu setzen, wurde ihm der Schwanz so stark verdreht, dass er sicher Schmerzen gehabt hat". Das verstoße gegen das Tierschutzgesetz und sei verboten. Um ihre Vorwürfe zu belegen hätten sie und vier weitere Tierschützer auch Fotos und Videos gemacht, sagt Mench. Diese wolle sie auch an das Tölzer Veterinäramt weiterleiten. Und man werde gegebenenfalls Anzeige erstatten.

"Ich kann die Vorwürfe so nicht nachvollziehen", sagt Georg Unterholzner, der als Amtstierarzt vor Ort war. Er habe nicht beobachtet, dass jemand Ochsen den Schwanz verdreht oder sonst irgendein Leid zugefügt habe. Das untersagten auch die Auflagen des Veterinäramts. Die Ochsen am Schwanz zu nehmen oder mit Stöcken leicht auf den Oberschenkel zu klopfen, um sie wie am Sonntag geschehen in die Startbox zu bekommen, das verstoße nicht gegen das Tierschutzgesetz. Im Rennen selbst aber seien "Treibhilfen", also Stöcke, verboten und auch nicht benutzt worden.

"Ich habe den Eindruck gehabt, dass die Besitzer ihre Tiere mögen und eine ganz persönliche Beziehung zu ihnen haben", sagt Unterholzner. Warum die Vorwürfe von Tierschützern erst jetzt zur Sprache kommen und er nicht sofort während des Rennens informiert worden ist, das versteht Unterholzner nicht. "Dann hätte ich Missstände doch sofort abstellen können."

Ebenso kritisiert Tierschützerin Mench, dass Hunde und Menschen vor dem Rennen und in den Pausen direkt an die Ochsen herangelassen worden seien. Um den Stress für die Tiere zu minimieren, empfiehlt das auch das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. "Das haben wir aus unseren Auflagen für das Münsinger Ochsenrennen herausgenommen", sagt der Leiter des Tölzer Veterinäramtes Anton Wurm. Wenn Menschen und Hunde an den Ochsen vorbeigehen, ist das seiner Ansicht nach nicht tierschutzrelevant. Zudem seien genügend fachkundige Personen vor Ort gewesen, um Eskalationen zu vermeiden.

Für Mench aber bleiben viele Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel, warum der 1250 Kilogramm schwere und massiv übergewichtige Ochse Effendi überhaupt mitlaufen durfte. Zudem habe er hinten links gelahmt. "Der lahmte nicht", widerspricht Unterholzner. Er habe schließlich alle Tiere untersucht. Der Ochse sei gesund, dass er teilgenommen habe, verstoße nicht gegen den Tierschutz.

Joseph Großmann kann sich über die Vorwürfe nur wundern. "Für uns macht es doch überhaupt keinen Sinn, die Tiere zu malträtieren."

© SZ vom 29.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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