Das kleine Dorf Holzhausen ist noch ein richtiges Idyll: der Hügel mit der Pfarrkirche, das Bergpanorama, der nahe Starnberger See - ein Ort wie aus dem Bilderbuch. Seit Kurzem gibt es in diesem Paradies aber Ärger. Der Grund: der Funkmast, den eine Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom in Holzhausen gerne bauen würde.
Für die Landwirtin Maria Singer wäre es, wie sie sagt, ein Albtraum, wenn so ein Mast errichtet werden würde. Ihr "Doasahof" ist nur etwa 150 Meter vom geplanten Standort entfernt. Mit ihrer Familie bietet sie dort in der dritten Generation Ferien auf dem Bauernhof an und hat 70 Milchkühe. Dieser Funkmast, "das ist ein Monstrum", sagt sie. "Der bleibt bis in die Ewigkeit." Auch Singer hat deshalb eine Protestliste unterschrieben.
Gelenkt wird das Aufbegehren von der Bürgerinitiative "Kein Mobilfunkmast in Holzhausen" (BI). Exakt 1334 Personen hätten bereits unterschrieben, sagt Sarah Ross, die Sprecherin der Bürgerinitiative, 1014 davon Münsinger. Handyempfang müsse verträglich sein, sagt Ross. Funkmasten müssten deshalb genügend Abstand zu Kindergärten, Schulen oder Tieren haben.
Die Gemeinde hat die Haltung der Bürgerinitiative mittlerweile übernommen. Aus Sicht der Kommune sei der Standort auf freiem Feld an der Brunnenstraße Richtung Attenkam "absolut nicht geeignet". So äußert sich Bürgermeister Michael Grasl (FW) auf Nachfrage am Montag. Durch einen 40 Meter hohen Sendemast werde das Orts- und Landschaftsbild zerstört, hat er in einer Pressemitteilung geschrieben. Für den nahe gelegenen Doasahof, der als einer der ersten Anbieter von "Urlaub auf dem Bauernhof" gelte, sei der Standort inakzeptabel. Die Gemeinde habe nun ein Fachbüro eingeschaltet, das nach einem alternativen Platz für einen Mobilfunkmast suchen solle. Die mehr als tausend Unterschriften auf der Protestliste hätten ihn in diesem Ziel nur bestärkt. "Somit ist mindestens ein Drittel der Wahlberechtigten gegen diesen Standort", schreibt Grasl.
Von dem Vorhaben der Telekom-Tochter hatte die Gemeinde Anfang des Jahres erfahren. Damals hatte ein Privateigentümer bereits einen Pachtvertrag mit dem Unternehmen unterzeichnet. "Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt", sagt Bürgermeister Grasl. Bis dahin habe die Kommune nur über einen Suchkreis in ganz Holzhausen Kenntnis gehabt. Der Rathauschef wehrt sich deshalb gegen den Vorwurf, bewusst Informationen zurückgehalten zu haben.
Anlasten kann man aus Sicht des Bürgermeisters der Kommune nur, nicht proaktiv nach Standorten für den Mobilfunk gesucht zu haben. Seit mehr als einem Jahrzehnt habe die Gemeinde auf bestehende Anlagen entlang der Garmischer Autobahn hingewiesen. "Das Beispiel Reichersbeuern hat aber gezeigt, dass auch im Falle einer positiven Ausweisung durch die Kommune erhebliche Widerstände und Emotionen auftreten können", stellt Grasl fest. Auch dort hatte eine Bürgerinitiative gegen einen Funkmast angekämpft. In Reichersbeuern haben die Anwohner in einem Bürgerentscheid im Mai letztlich aber für den vorgeschlagenen Standort in der Ortsmitte auf dem Kirchberg gestimmt.
In Münsing ist man noch nicht ganz so weit. Dort ist bislang noch nicht einmal ein Bauantrag für den geplanten Mobilfunkmast eingegangen. Werde an dem Standort in Holzhausen festgehalten, müsse die Gemeinde bei der Bauleitplanung aktiv werden, schreibt Grasl. Damit würden die aktuellen Pläne zurückgestellt. "Auf diese Weise werden wir unsere in der Verfassung verankerte Planungshoheit und unsere Handlungsspielräume sichern." Ausschließlich aktiv zu planen, um das Vorhaben zu verhindern, gehe nicht. Ein verträglicherer Standort mit mehr Akzeptanz sei aber notwendig. Das Dorf dürfe nicht gespalten werden. "Es soll wieder Ruhe einkehren", wünscht sich Münsings Bürgermeister.
Genauso warnt Grasl davor, die technische Entwicklung auszublenden. Eine Grundversorgung brauche es in einigen Bereichen und Berufszweigen. Die Bürgerinitiative freilich hat da einen anderen Fokus. Dort beruft man sich auf Studien, die belegen sollen, dass die Strahlung Anwohner und Tiere massiv belaste. Auf Einladung der BI wird am Mittwoch deshalb nun der Ingenieur Jörn Gutbier über den verantwortlichen Umgang mit dem Mobilfunk sprechen.
Mittwoch, 26. Juni: Infoveranstaltung im Münsinger Gemeindesaal, Beginn 20 Uhr