Münsinger Politik:Zu groß, zu laut, zu teuer

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Die Entwurfsplanung für das mit mehr als 20 Millionen Euro teuerste Projekt der Gemeinde Münsing ist gebilligt. Die Grünen kritisieren die Größe des Baus trotzdem weiterhin scharf - der Bürgermeister widerspricht.

Von Benjamin Engel, Münsing

Das neue Bürgerhaus in der Gemeinde Münsing wird mit berechneten Kosten von 20,6 Millionen Euro wohl das teuerste Projekt der Kommune. Dafür hat der Gemeinderat in der jüngsten Sitzung die Entwurfsplanung gebilligt. Auf dieser Basis kann nun der Bauantrag erarbeitet werden. Unter dem Dach des neuen Zentrums sollen die Rathausverwaltung sowie ein Veranstaltungssaal für bis zu 400 Personen unterkommen. Der bisher dort stehende Pallaufhof ist seit Sommer abgerissen.

Ein Immissionsschutzgutachten zu den Lärmauswirkungen des Bürgerhaus-Betriebs liegt derzeit noch nicht vor. Aus Sicht von Christine Mair (Grüne) hätte das vorliegen müssen, um die Entwurfsplanung zu billigen. Daher hat sie auch mit ihrem Parteikollegen Matthias Richter-Turtur dagegen gestimmt. "Ich bin entsetzt, welches Risiko die Gemeinde eingeht", sagt Mair einen Tag nach der Sitzung. Mit Hilfe eines Gutachtens hätten die Lärmauswirkungen des Veranstaltungsbetriebs ihrer Ansicht nach längst geklärt sein müssen, findet Mair. Genauso fehlten noch genaue Daten zu den Betriebskosten, sagt sie. "Wir müssen uns überlegen, ob wir uns das auf Dauer leisten können", mahnt Mair. Sie fürchtet immer noch, dass Münsing alle finanziellen Ressourcen auf das Bürgerhaus konzentrieren müsse. Für weitere wichtige Projekte bliebe dann kein Spielraum mehr.

Im Bürgerhaus hätten die Grünen einen halb so großen Saal mit 200 Plätzen für ausreichend empfunden. Das hatten sie im vergangenen Juni artikuliert, sich damit aber nicht durchsetzen können. Vor der jüngsten Abstimmung zum Entwurf hatte Bürgermeister Michael Grasl (Freie Wähler) gebeten, bisherige Beschlüsse trotz abweichender Meinung anzuerkennen. Weil Einzel- und Detailfragen noch nicht zu einhundert Prozent geklärt seien oder die Verwaltung nicht sofort Unterlagen zu jedem Thema liefern könne, sei es unmöglich, Planungsarbeiten einzustellen.

"Es muss möglich sein, ein Bürgerhaus und Rathaus in dieser Lage zu betreiben", findet Bürgermeister Grasl. Zum Immissionsschutz liefen behördliche Abstimmungsprozesse. Die Regierung von Oberbayern fördere die Kommune gerade deswegen, weil in der Ortsmitte ein hochwertiges Zentrum geschaffen werden solle. Es werde kein Betrieb, der laufend Gewinne einfahre.

Nach dem Zeitplan der Gemeinde könnte der Gemeinderat Anfang des kommenden Jahres über den Bauantrag für das Bürgerhaus entscheiden. Im Herbst 2021 könnten die Arbeiten beginnen. Bis zur Fertigstellung sollte es dann bis Dezember 2023 dauern, sagt Bauamtsleiter Stephan Lanzinger.

Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gebäudes soll überwiegend für den Eigenbedarf Strom erzeugen. Der Münsinger Gemeinderat hat sich laut Lanzinger für eine Ziegeleindeckung des Dachs ausgesprochen. Die Außenanlagen würden weniger versiegelt, sagt der Bauamtsleiter. Rasengittersteine sollten in einigen Bereichen einen grüneren Eindruck erzeugen. Die Kommune rechne mit 110 Auto-Stellplätzen. Das beziehe sich auf bereits existierende, etwa vor dem Rathaus, und die neue Tiefgarage.

Dass die Gemeinde zudem in den Außenanlagen Radabstellplätze einplant, freut Grünen-Gemeinderätin Mair. Womöglich werde sie es auch noch erreichen, dass diese überdacht sind, sagt sie.

© SZ vom 16.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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