Mit Software gegen Plagiate:Abschreiben 2.0

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Mit einem Computerprogramm suchen Gymnasien nach kopierten Stellen in Seminararbeiten. Fündig werden sie selten. Falls doch, wird der Schüler im schlimmsten Fall nicht zum Abitur zugelassen.

Von Chiara Ettl

Seit geraumer Zeit wird an Schulen ein Computerprogramm eingesetzt, um Plagiate in Schülerarbeiten zu finden. Die Abiturienten schreiben im Rahmen eines wissenschaftlichen Seminars eine Arbeit, bei der sie alle verwendeten Quellen angeben müssen. Die Texte werden mit Hilfe des Programms gescannt und mit einer Datenbank verglichen. Sobald etwas aus Büchern oder von Webseiten übernommen und nicht gekennzeichnet ist, folgen Konsequenzen, die im schlimmsten Fall zur Nicht-Zulassung zum Abiturs führen.

Am Gabriel-von-Seidl-Gymnasium in Bad Tölz kommt das schon vor, sagt Schulleiter Harald Vorleuter. Doch es seien Einzelfälle. Eine genaue Zahl der Betroffen wolle er nicht nennen. Lange vor den Diskussionen über Guttenberg und Schavan sah er die Verlockungen des Internets. Dennoch sei das Internet nicht schlecht: "Es bietet eine Vielfalt an Wissen, man muss nur ernsthaft damit umgehen", sagt Vorleuter. Schon früher gab es die Möglichkeit, Textpassagen ohne Fußnote zu übernehmen, doch es sei aufwendiger gewesen. Die Konsequenzen sind allen Schülern bekannt: Wenn übernommene Textstellen nicht kenntlich gemacht wurden und gefunden werden, gibt es null Punkte und der Schüler wird nicht zum Abitur zugelassen.

Auch der Umfang der abgeschriebenen Stelle spielt eine Rolle. Falls das Programm Docoloc, das von den Lehrern des Gymnasiums benutzt wird, beispielsweise 20 bis 25 Prozent der Arbeit im Internet wiederfinde, sei der Fall eindeutig. Bei einer hervorragenden Arbeit, die ein bis zwei unzitierte Passagen eines anderen Autors enthält, könne es sein, dass der Schüler sie schlicht vergessen hat anzugeben. Für die Arbeit haben die Schüler eineinhalb Jahre Zeit. Laut Vorleuter sei das "eindeutig genug". Eine Grenze für die Anzahl der Fußnoten gibt es nicht, deshalb kann sich der Direktor nur schwer vorstellen, warum die Buben und Mädchen diese nicht angeben. "Wenn Schülern die Zeit davon läuft und die Arbeit auf den letzten Drücker abgeben wird, könnte es schon sein, dass einige Fußnoten vergessen werden." Der Großteil der etwa 140 Abiturienten akzeptiert die Regelung. Eine negative Reaktion habe er noch nicht bekommen.

Auch in anderen Schulen kennen und kontrollieren die Lehrer die Schülerarbeiten mit Hilfe von Computerprogrammen. Hans Härtl, Schulleiter des Rainer-Maria-Rilke-Gymnasiums in Icking, meint, dass allein die Ankündigung, ein solches Programm zu benutzen, genügt, um die Schüler abzuschrecken. Bisher hat die Schule mit dem Programm keine Arbeit gefunden, die unzitierte Textstellen enthält.

Im Gymnasium Geretsried dagegen wurden in den vergangenen beiden Jahren jeweils eine Arbeit entdeckt, die mit null Punkten bewertet werden musste. "In den beiden Fällen war es eindeutig, dass aus dem Internet Texte kopiert wurden", sagt Direktor Hermann Deger. Wie häufig oder ob Lehrer das Programm benutzen, sei ihnen überlassen. Brauchen würde man das Programm aber nicht zwangsweise, denn schon früher konnten Lehrer im Internet nach ähnlichen Arbeiten suchen.

Der Gesamtleiter und Stiftungsvorstand der privaten Max-Rill-Schule in Reichersbeuern, Christian Hoerner, nutzt keine Programme, um Plagiate zu finden. "Ich habe Vertrauen in die Kinder", sagt er. Noch nie wurde ein Plagiat entdeckt. Der Kontakt zwischen Lehrern und Schülern sei sehr gut. "Ich halte nicht sehr viel von diesen Programmen", denn es sei wenig vertrauensvoll. Auch in Zukunft gehe er davon aus, dass die Schule an solchen Programmen kein Interesse hat. Das Internet verleite dazu, Texte zu kopieren, aber die Schüler lernen richtig zu zitieren und werden auch auf diese Situationen vorbereitet, erklärt Hoerner.

© SZ vom 30.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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