Sammeln und Spenden:Tonnenweise Kronkorken

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Jede Menge Kronkorken für einen guten Zweck: Initiator Mauro Zannantonio übergibt die kleinen Blechverschlüsse an Schrotthändler Johann Fischer, das Geld dafür fließt in soziale Projekte. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der 53 Jahre alte Mauro Zannantonio hat in Königsdorf eine ungewöhnliche Sammelaktion initiiert, der Erlös fließt in wohltätige Zwecke. Auch in anderen Gemeinden des Landkreises sollen nun Container für die kleinen Blechdeckel aufgestellt werden.

Von Arnold Zimprich, Königsdorf

Mauro Zannantonio packt gerne an. "Ich war schon immer hilfsbereit", sagt er. Der 53 Jahre alte Königsdorfer, dessen Vater aus Venetien stammt, serviert einen Espresso, setzt sich an den Tisch und beginnt erst einmal zu erzählen. "Meine Mutter ist gebürtige Tölzerin", sagt der gelernte Industriekaufmann, der zwischen 1984 und 1995 bei der Tölzer Post arbeitete und später verschiedene Positionen innehatte, unter anderem bei einem Tölzer Unternehmen für Entsorgungstechnologie. Sein Großvater, erklärt Zannantonio stolz, war der letzte Pfannenflicker im Tegernseer Tal und im Isarwinkel, die Familie wohnte in Lenggries, Mauro selbst spricht kerniges Bairisch. Aber was der Großvater wohl zu dem ungewöhnlichen Hobby seines Enkels gesagt hätte? Der sammelt Kronkorken. Kiloweise. Tonnenweise. Nicht einfach so, sondern für einen guten Zweck.

Es sind riesige Mengen an Kronkorken, die Zannantonio anhäuft und anschließend an den Wolfratshauser Schrotthändler Johann Fischer übergibt, der dafür wiederum Geld für wohltätige Zwecke spendet - mehrere hundert Euro kommen so zusammen. Ganz aus dem Nichts kam der 53-Jährige nicht auf die Idee mit der Kronkorkensammlerei. "Ich habe gelesen, dass Ingo Petermeier Kronkorken für einen guten Zweck sammelt, ich habe ihn dann einfach mal angerufen", erzählt er. Petermeier, damals schon ein Profi im Korkensammeln, lud Zannantonio zu sich ins nordrhein-westfälische Wadersloh ein. Und der ließ sich vom Sammelfieber anstecken. "Innerhalb kürzester Zeit habe ich im Februar 2020 acht Kilogramm Kronkorken gesammelt und ihm geschickt", sagt der Königsdorfer. Bei mehreren Tölzer Wirtschaftsbetrieben klopfte er an, darunter die Bar "Rocks Off", das Restaurant "Amalfi", die "Bar 19" und der Getränkehandel "Trops". Ebenso beim Kulturverein Lust in der Alten Madlschule.

Kronkorken kiloweise nach Nordrhein-Westfalen zu transportieren, erschien Zannantonio jedoch wenig nachhaltig. "Ich dachte mir, das kann ich selbst auch", sagt der Königsdorfer, der sich sonst für Fußball begeistert, wovon in seinem Haus zahlreiche FC Bayern-Devotionalien künden. Er kontaktierte einen Freund, der bei Johann Fischer Schrott- und Metallhandel in Wolfratshausen arbeitet. "Wir waren uns schnell einig." In 14 Monaten war der erste Drei-Kubikmeter-Container, den Zannantonio kostenlos zur Verfügung gestellt bekam, voll. 500 Euro erhielt der TSV Königsdorf von Johann Fischer als Spende, das Geld wurde in die Jugendarbeit gesteckt. "Ein Kronkorken wiegt zwei Gramm, ein Kubikmeter ergibt etwa 400 Kilogramm, in einem drei Kubikmeter-Container sind also 1,2 Tonnen Kronkorken", rechnet Zannantonio vor.

Der Sammelcontainer für Kronkorken steht auf dem Gelände des Königsdorfer Wertstoffhofs. Künftig sollen solche Behälter auch in Bad Heilbrunn und Geretsried aufgestellt werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Königsdorfer Sammelcontainer steht auf dem Gelände des Wertstoffhofs. Auf Hilfe aus dem Dorf ist Zannantonio angewiesen, "ohne Johann Hartl, den Leiter des Wertstoffhofs, würde das nicht funktionieren". Ein zweiter Container war ebenfalls rasch gefüllt, der Erlös ging an Blut e.V., einen Verein, der Leukämiekranke bei der Suche nach Stammzellenspendern unterstützt. "Den nächsten Container werden wir im Januar aufstellen", berichtet der 53-Jährige. "Das Geld geht an den VdK."

Dass das Kronkorkensammeln auch in anderen Gemeinden funktioniert, steht für Zannantonio außer Frage. Die Gefahr, dass zu wenig Deckel zusammenkommen, sieht er nicht. "2020 hat die Post noch unentgeltlich 1500 Postwurfzettel in Königsdorf verteilt, um die Aktion anzukurbeln."

In Königsdorf hat das Kronkorkensammeln indes Tradition. Die örtliche Blaskapelle wettete 1992 mit dem Maschkera-Komitee (Faschingsverein), wer als erster 2,5 Tonnen Kronkorken zusammen bekommt. Die Wette erregte landkreisweit Aufmerksamkeit, am Ende kamen 19 Tonnen der kleinen Blechkappen zusammen. Eines ist Zannantonio bei der Sammlerei wichtig: "Fehlwürfe sind unerwünscht". Etwas anderes als Kronkorken - also beispielsweise Marmeladen- oder Senfglasdeckel - soll nicht in den Containern landen.

Dieser Text wurde geändert. In der ursprünglichen Fassung hieß es, Mauro Zannantonios Vater stamme aus dem Trentino. Die Frage, wo die neuen Container stehen werden, ist noch nicht entschieden. Daher wurde diese Passage gelöscht.

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