Maroder Bau:Weidacher Bad bleibt geschlossen

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Fast zwei Millionen Euro würde die Sanierung des Lehrschwimmbeckens kosten - zu viel für Wolfratshausen. Nun will sich die Stadt am Ascholdinger Bad beteiligen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Im Weidacher Lehrschwimmbecken haben Generationen von Wolfratshauser Kindern schwimmen gelernt. Seit Juni des vergangenen Jahres aber ist es wegen technischer Mängel geschlossen. Ob es überhaupt wieder öffnet, ist fraglich. Denn eine Sanierung, die den Normen entspricht, würde nach bisheriger Schätzung etwa 1,8 Millionen Euro kosten - zu viel für die Stadt.

Der Bauausschuss im Stadtrat hat daher am Mittwoch einstimmig beschlossen, erst einmal nur die Betonsanierung des maroden Baus in Auftrag zu geben. Diese sei unerlässlich, um den Bau zu stabilisieren, sagte Bauamtsleiter Dieter Lejko - auch in Hinblick auf den Kindergarten, der sich über dem Schwimmbad befindet. Die genauen Kosten einer fachgerechten Ertüchtigung des Bads soll nun ein Fachplaner liefern. Gleichzeitig soll Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) Gespräche mit seiner Amtskollegin Leni Gröbmaier (BLD) in Dietramszell aufnehmen, um im Ascholdinger Hallenbad Ersatzstunden für die Schüler und Rettungsschwimmer zu sichern. Weil auch das derzeit geschlossen ist und saniert werden muss, soll es bei den Verhandlungen auch um eine mögliche Beteiligung Wolfratshausens an den Kosten gehen.

Mit dem bedenklichen Zustand des sieben Meter breiten und zwölf Meter langen Beckens in Weidach hatte sich der Bauausschuss schon im Oktober befasst. Ein Planer hat zunächst die notwendigen Instandsetzungen festgestellt, die erforderlich wären, um den Betrieb wieder aufzunehmen. So müssten etwa die Folierung des Beckens, sowie Dosier- und Filteranlage erneuert werden. Insgesamt ergaben sich dafür Kosten von etwa 180 000 Euro. Allerdings machte der Planer klar, dass eine solche Instandsetzung "in keinster Weise einer DIN-gerechten Sanierung entsprechen würde", wie es in der Sitzungsvorlage heißt. Inzwischen hat laut Bauamt auch der TÜV Süd festgestellt, dass die Wasseraufbereitung nicht den gültigen Anforderungen entspricht. Die müssten bei einer Sanierung jedoch aus haftungsrechtlichen Gründen erfüllt werden, sagte Heilinglechner. Eine fachgerechte Sanierung nach DIN-Norm würde laut Bauamt aber "nach vorsichtigen Schätzungen in etwa das Zehnfache an Kosten bedeuten".

Der Ausschuss war sich einig, dass das die finanziellen Möglichkeiten der Stadt übersteigen würde. Konsens herrschte allerdings auch darüber, wie wichtig die Wasserfläche für die Stadt sei. Der Schwimmunterricht in Wolfratshausen müsse "langfristig gesichert werden", sagte der Sprecher der BVW-Fraktion Josef Praller. Die Frage sei allerdings, wie. Praller schlug vor, das Thema auch beim Schulentwicklungsplan für ein Mittelschulzentrum am Hammerschmiedweg zu berücksichtigen. Ein kleines Lehrschwimmbecken könne dann im Neubau eingeplant werden. Für das Weidacher Bad müsse zunächst die Betonsanierung in Auftrag gegeben werden, die etwa 25 000 Euro kosten soll. Diese sei "unerlässlich, um das Gebäude überhaupt gefahrenfrei betreten zu können", sagte Praller. Laut Lejko besteht zwar keine akute Einsturzgefahr, der Bau mit frei liegenden erodierenden Stahlträgern muss aber gesichert werden. Für eine Sanierung des Bads forderte Praller "weitere Prüfungen". Verlässliche Zahlen könne aber nur ein im Schwimmbadbau versierter Fachplaner liefern, sagte Heilinglechner. Das Gremium einigte sich schließlich darauf, einen solchen zu beauftragen. Die Kosten dafür schätzte Lejko auf maximal 30 000 Euro. Wie Heilinglechner sagte, hatten zuletzt etwa 240 Personen im Jahr das Lehrschwimmbecken genutzt - darunter Schüler der Hammerschmiedschule und Rettungsschwimmer der DLRG. Um für sie zwischenzeitlich Unterrichts- und Trainingszeiten zu sichern, soll der Bürgermeister so bald wie möglich Gespräche mit der Gemeinde Dietramszell aufnehmen.

Den in der Beschlussvorlage vorgesehenen Abgesang auf das kleine Bad wollte das Gremium noch nicht anstimmen: Das Wort "dauerhaft" vor "geschlossen" wurde in "vorläufig" geändert. Ihm liege der Erhalt des Weidacher Lehrschwimmbeckens "sehr am Herzen", sagte Peter Plößl (CSU). Schließlich sei es nicht nur für Kinder wichtig, sondern - seit dem Wegfall des Bewegungsbades im Krankenhaus - auch "für alle, die aufgrund von körperlichen Beeinträchtigungen kein öffentliches Bad mehr besuchen wollen". Das Thema entfällt nun auch in der kommenden Stadtratssitzung. Eine Entscheidung fällt erst, wenn die Kostenaufstellung des Spezialisten vorliegt - laut Lejko vermutlich im April oder Mai.

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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