Marode Immobilie:Wolfratshausen will Untermarkt 10 doch loswerden

Lesezeit: 2 min

Das Gebäude am Untermarkt 10 ist ein Sanierungsfall. Nach dem Fund von Schadstoffen kommt der Stadt die Sanierung zu teuer, ein Investor soll übernehmen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Stadt wollte zunächst ein Tourismusbüro darin einrichten - und sucht jetzt einen Investor. Das Heimatmuseum soll verlegt werden.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Die sanierungsbedürftige städtische Immobilie am Untermarkt 10 soll an einen Investor in Erbpacht vergeben werden. Das hat der Wolfratshauser Stadtrat am Dienstag einstimmig beschlossen. Die Stadtratsmitglieder waren sich einig, dass die Kommune die geschätzten Kosten von knapp zwei Millionen Euro für eine Generalsanierung inklusive Ausbau des Dachgeschosses nicht tragen könne. Im vergangenen Jahr hatte der Stadtrat beschlossen, in dem Haus eine Art Außenstelle des Rathauses mit Tourismusbüro und Sitz eines Stadtmanagers unterzubringen, die Sanierung sollte auf eigene Kosten erfolgen.

Schnell wurde jedoch klar, dass das mit einer "Pinselsanierung" mit anfangs kolportierten Kosten von weniger als 500 0000 Euro nicht möglich ist. Weil der Bau stark mit Schadstoffen belastet ist, taxierte der von der Stadt beauftragte Bauplaner Anton Leitner den Umbau im Erdgeschoss auf knapp 948 000 Euro. Die bei einer Sanierung fällige Ertüchtigung des Brandschutzes würde laut Schätzung weitere 188 000 Euro kosten. Für den Ausbau des Dachgeschosses kommt Leitner zudem auf etwa 880 000 Euro.

Der Stadtrat lehnte schließlich alle drei Baumaßnahmen ab. Stattdessen soll nun ein Investor gefunden werden, der die Immobilie in Erbpacht übernimmt und die Sanierung durchführt. Offen ist damit auch die künftige Nutzung des Gebäudes, das derzeit noch das Wolfratshauser Heimatmuseum beherbergt. Über die soll der Stadtrat laut Beschluss "in einer der nächsten Sitzungen" entscheiden, ebenso wie über die Konditionen und die Frist des Erbpachtvertrages.

Die Beschlussvorlage hatte ursprünglich nur die Entscheidung zu den dort nötigen Baumaßnahmen vorgesehen. Die Vergabe an einen privaten Investor stellte Stadtrat Manfred Fleischer (CSU) per Antrag zur Geschäftsordnung zur Debatte, der schließlich mit 19 zu drei Stimmen angenommen wurde. Fleischers Vorschlag warf jedoch die Frage auf, ob die vom Stadtrat im Februar 2016 beschlossene Nutzung des Gebäudes mit Tourismusbüro, Kultur- und Stadtmanagement sowie Trauungszimmer dann noch möglich sei. "Das muss diskutiert werden", sagte Fleischer. Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) regte schließlich an, die Entscheidung über die Nutzung zu vertagen.

Josef Praller, Fraktionssprecher der Bürgervereinigung, machte darauf aufmerksam, dass Fleischers Vorschlag nicht neu sei. Man nehme ihn jedoch gerne an. "Es ist wichtig, ein Zeichen zu geben, dass wir uns diese Summe nicht leisten können", sagte er in Hinblick auf die geschätzten Kosten. Zumal diese aufgrund des Denkmalschutzes und der Schadstoffbelastung durchaus noch steigen könnten.

Die Einschätzung teilten alle Stadträte. Allerdings war Roswitha Beyer (SPD) von der Vergabe in Erbpacht nicht überzeugt. "Ich bin da ein gebranntes Kind", sagte sie und erinnerte an das alte Vermessungsamt am Untermarkt. Das wurde auf 99 Jahre an einen Investor verpachtet, der es sanierte und dort nun auch Räume an die Stadt vermietet. Beyer bezeichnete das Modell als "Schuss in den Ofen", erntete dafür aber deutliche Kritik: Peter Plößl (CSU) und Helmut Forster (BVW) sprachen vielmehr von einer "Ideallösung" für die Stadt. Gerlinde Berchtold (SPD) schlug vor, das Haus an die städtische Wohnungsbaugesellschaft zu vergeben. Die könne eine Sanierung aber wegen zahlreicher anderer Projekte wohl nicht stemmen, sagte Heilinglechner.

Unklar bleibt zunächst auch die Zukunft des Heimatmuseums. Der Bürgermeister kündigte jedoch einen Vorschlag für eine Verlegung an: Dieser sei bereits mit den Fraktionen besprochen, er werde ihn in der kommenden Stadtratssitzung präsentieren.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: