Leonhardifahrt:Aufgalopp im Internet

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Prozession mit Tradition: Eine neue Homepage zur Leonhardifahrt hat die Stadt Bad Tölz ins Netz gestellt. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bad Tölz widmet der Wallfahrt eine eigene Homepage - das soll auch die Chance verbessern, zum Weltkulturerbe zu werden.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Bad Tölz ist stolz auf seine Leonhardifahrt. Und darauf, dass der Freistaat sie heuer noch in sein Landesverzeichnis für das immaterielle Unesco-Weltkulturerbe aufnimmt. Im Internet spiegelte sich der hohe Stellenwert, den die Stadt ihrer traditionsreichen Wallfahrt zuschreibt, allerdings nicht wider. Eher mickrig nennt Klaus Pelikan den bisherigen Online-Auftritt. Das hat sich nun geändert: Der Leiter des Bürgermeisterbüros und die Tölzer Designerin Julia Stelz haben eine neue Homepage über die Leonhardifahrt erarbeitet, die sie am Montag im Rathaus präsentierten. Ziel sei es, die Prozession mit Rössern und Wagen dem Nutzer "als gelebte Wallfahrt" vor Augen zu führen, sagte Pelikan. "Das ist kein Spektakel, kein Event. Wir haben alles vermieden, was man damit in Verbindung bringen könnte."

Ein Gespann mit Pferden, die mit prächtig-blauem Geschirr geschmückt sind, fährt langsam heran: Das erste Bild auf der neuen Homepage ist ein kleiner Film. Wer auf der Seite nach unten scrollt, erfährt schon alles Notwendige über die Leonhardifahrt. Ein wenig Geschichte unter dem Titel "Eine Wallfahrt mit langer Tradition", worunter zum Beispiel steht, dass sie 1776 erstmals beurkundet wurde. Weiter unten folgen Informationen zur nächsten Prozession, die heuer ausnahmsweise an einem Montag, 7. November, stattfindet: Datum, Uhrzeit, Zugfolge, Leonhardizeichen, Anfahrt, Übernachtungsmöglichkeiten und einige Sätze über das immaterielle Unesco-Kulturerbe.

Wer mehr Details haben möchte, kann auf das Menü rechts oben gehen und gelangt so zu den Themen Historie und Tradition, Ross und Mensch, Kalvarienberg und Wegstrecke, Sicherheit, Downloads. Unter anderem findet er einen Routenplan: Auf einer unterlegten Stadtkarte von Bad Tölz sind Hinweisschilder und Zeichnungen, etwa für Isarbrücke, Stadtpfarrkirche und Kalvarienbergkapelle aufgetragen. Beim Berühren dieser Symbole mit der Computermaus öffnen sich Info-Kästen, die etwa darüber unterrichten, wann die Wallfahrt an welchem Ort vorbeikommt. "Manche stehen ja schon um 9 Uhr in der oberen Marktstraße und wissen nicht, dass die Gespanne da erst um halb Zwölf sind", sagt Pelikan. Außerdem gibt es jede Menge weitere Auskünfte. Sie reichen vom Umgang mit Alkohol, der vor einigen Jahren ein großes Problem für die Stadt war, über das Sicherheitskonzept, Parkmöglichkeiten und das Mitnehmen von Hunden bis hin zur Bedeutung der einzelnen Trachten und volkskundlichen Arbeiten zweier Wissenschaftlerinnen über die Tölzer Leonhardifahrt.

Illustriert hat Julia Stelz, die schon den Informationsweg Hindenburgstraße gestaltet hat, die Texte mit etlichen Fotos - zum Teil mit Schnappschüssen, zum Teil mit professionellen Aufnahmen. "Sie bildet das Gerüst, in dem sich alles wiederfindet und so miteinander kommuniziert, dass nichts auseinanderbricht", sagt die Designerin. Als Hintergrund wählte sie eine Cartonage-Struktur. Hinter den Bildern und Sätzen taucht etwa eine Trachtlerin wie eine blaue Silhouette auf. Sie habe versucht, die Veranstaltung mit ihrer tief verwurzelten Tradition mit dem modernen Medium zu verbinden, "ihre Patina über Materialität auszudrücken und ihren Charme zu vermitteln", sagt Stelz.

Eines soll die neue Seite nicht sein, wie Bürgermeister Josef Janker (CSU) betont: ein bloßer Werbeflyer im Internet. "Es ist eine Grundinformation, die in die Tiefe geht." Ganz fertig ist die Homepage noch nicht. Man wolle noch einiges hinzufügen, sagt Pelikan. Als Beispiel nennt er das Thema Handwerk - vom Hufschmied über Sattler bis zum Kistler.

Homepage: www.toelzer-leonhardifahrt.bayern

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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