Urlaub im Oberland:Mehr Mülleimer, bessere Radinfrastruktur und Vergünstigungen

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Lenggries und das Brauneck sind beliebte Ausflugs- und Urlaubsziele. Wohin es für den Tourismus gehen soll, dazu gab es im Herbst 2022 eine Befragung. Nun liegen erste Erkenntnisse daraus vor. (Foto: Hartmut Pöstges)

Beim Ideenworkshop "Tourismus" haben die Lenggrieser viele Vorschläge gemacht. Was fehlt, ist ein übergeordnetes Leitbild.

Von Petra Schneider, Lenggries

In der Brauneckgemeinde Lenggries möchte man die Bürgerinnen und Bürger bei der Frage mitnehmen, wohin die Reise beim Tourismus gehen soll. Bei einer Online-Befragung im Oktober 2022 hatten 870 Bürgerinnen und Bürger mitgemacht. 44 Prozent hatten angegeben, dass der Tourismus in Lenggries auf dem derzeitigen Niveau bleiben sollte, 28 Prozent waren der Meinung, dass die Zahl der Tagesausflügler "deutlich sinken" sollte, so lautete eines der Ergebnisse. Im März hat es außerdem eine "Ideenwerkstatt" gegeben, an der sich knapp 80 Lenggrieser beteiligt haben. Sie konnten sich an acht Stationen zu verschiedenen Themen wie Verkehr, Ortsbild, Freizeitangebote oder "Verhalten der Gäste" einbringen. Die Auswertung hatte wieder das Beratungsunternehmen dwif-Consulting durchgeführt, die Ergebnisse präsentierte Tourismusleiterin Maria Bader am Montag im Gemeinderat.

Viele Vorschläge wurden gemacht. Einiges wird in Angriff genommen oder ist schon umgesetzt, etwa im Wanderwegekonzept des Landkreises oder im Rahmen der Dorferneuerung in Lenggries. Anderes, wie eine Verbesserung des ÖPNV-Angebots, liegt nicht in der Zuständigkeit der Gemeinde. Wichtig ist den Bürgern die Attraktivität des Ortsbilds; so sollen mehr Sitzgelegenheiten entlang der Isar geschaffen werden, mehr Mülleimer und öffentliche Toiletten.

Natur- und Umweltschutz ist den Lenggriesern sehr wichtig

Kritisiert wurde, dass der Isarweg teils in sehr schlechtem Zustand und der Infobereich neben der Sparkasse ungepflegt sei. Natur- und Umweltschutz ist den Lenggriesern sehr wichtig, das hatte sich auch bei der Online-Umfrage gezeigt. Im Workshop wurde diesbezüglich mehr Rücksichtnahme seitens der Touristen angemahnt und das Aufstellen von Verhaltensregeln oder eine "sensibilisierende Beschilderung" vorgeschlagen. Freilaufende Hunde oder mangelndes Verständnis der Gäste für "landwirtschaftlichen Verkehr" sorgen für Unmut.

Viele Anregungen hatten sich auf eine Ausweitung von "Schlechtwetterangeboten" bezogen, grundsätzlich wurden mehr Aktivitäten für Familien mit Kindern gewünscht, etwa eine öffentlichen Sauna in der Isarwelle oder Treffpunkte für Jugendliche. Auch eine stärkere Ausrichtung auf die Bedürfnisse von Fußgängern und Radfahrern halten viele für wichtig: Rufbusse für Einheimische, mehr Fahrradständer, einen Radweg vom Sylvensteindamm Richtung Fall, den das Straßenbauamt Weilheim allerdings vor zwei Jahren abgelehnt hatte.

Wie Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) erklärte, ist das Thema aber noch nicht vom Tisch. Die Gemeinde habe eine Förderzusage für eine Machbarkeitsstudie erhalten, die derzeit erstellt werde. "Dann werden wir das weitere Vorgehen besprechen." Dass Lenggries ein großes Hotel braucht, auch für Tagungen, scheint unbestritten. Statt Ferienwohnungen sollte es mehr Pensionen mit Zimmern für ein bis zwei Nächte geben, wurde angemerkt, die vor allem bei Radurlaubern nachgefragt würden. Angeregt wurden auch Vergünstigungen für Einheimische bei der Brauneck-Bergbahn oder den Parkgebühren.

In einem der nächsten Schritte sollte ein Leitbild entwickelt werden

Viele Vorschläge können nach Ansicht des dwif kurzfristig umgesetzt werden, etwa Sitzbänke, Mülleimer, Toiletten und eine bessere Ortsbeschilderung. In einem der nächsten Schritte sollte dann ein Leitbild entwickelt werden, das bislang fehle. "Einem Tourismusort wie Lenggries steht es gut zu Gesicht, eine langfristige Vision von seiner zukünftigen Entwicklung zu formulieren und zu verfolgen." Seitens der Gemeinde gibt man sich zurückhaltend. In einem Arbeitskreis mit Mitgliedern des Tourismusvereins, der Freizeitarena Brauneck und der Werbegemeinschaft würden die Vorschläge geprüft, konkrete Maßnahmen abgeleitet und priorisiert, sagte Klaffenbacher. Erst danach soll entschieden werden, ob man ein Leitbild oder ein neues Tourismuskonzept entwickeln wolle.

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