Gemeinderatsbeschluss:Lenggries plant Künstlerweg

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Das in einem Stein angebrachte Schild zum Volksschauspieler Paul März an der Spät-Wiese beim Kurpark in einer von derzeit vier Hinweisen auf Künstler in Lenggries. Bald sollen es mehr werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Stelen sollen über berühmte Persönlichkeiten informieren, die einen Bezug zum Ort haben. 

Von Petra Schneider, Lenggries

Die Gemeinde Lenggries will ihre berühmten Söhne und Töchter würdigen. Bereits vor einem Jahr war über die Idee eines "Künstlerwegs" diskutiert worden, am Montag hat der Gemeinderat das Projekt nun einstimmig gebilligt, das kommendes Jahr umgesetzt werden soll. 23 Künstler und Kulturschaffende wurden ausgewählt, die einen Bezug zu Lenggries haben. Auf Stelen sollen Informationen zu deren Leben und Werk zusammengefasst werden. Sie werden an Standorten im gesamten Gemeindegebiet aufgestellt, jeweils mit konkretem, örtlichen Bezug.

"Lenggries braucht unbedingt diesen Künstlerweg", betonte Archivarin Manuela Strunz. Denn es gebe so viele bedeutende Künstler, Schriftsteller, Schauspieler oder Historiker, deren Leistungen nun in einem ansprechenden Rahmen gewürdigt würden. Bislang gebe es vier Hinweisschilder: eine Tafel über die Heimatschriftstellerin Frieda Runge in Fall, Ludwig Thoma in Vorderriß, den Volksschauspieler Paul März an der Spät-Wiese beim Kurpark und Franz Marc in einem Privatgarten. Außerdem trügen einige Straßen oder Wege Namen berühmter Persönlichkeiten, allerdings ohne weitere Erklärungen.

Eine weitere Ehrung Ludwig Thomas

Das soll sich nun ändern. Der geplante Künstlerweg beginnt mit dem Historiker Karl Pfund im Ortskern. Auch der Lyriker Günter Eich und dessen Ehefrau, die Schriftstellerin Ilse Aichinger, bekommen eine Stele, der Landschaftsmaler Willy Moralt, Liesl Karlstadt, Franz Marc oder Ludwig Ganghofer. Kriterium bei der Auswahl sei gewesen: Lenggries müsse Wohn- oder Sterbeort gewesen sein, Station einer Reise oder im Werk vorkommen, wie etwa in Ganghofers "Der Jäger von Fall".

Die Ehrung Ludwig Thomas ist im Gemeinderat umstritten

Dass Ludwig Thoma an der nach ihm benannten Straße in Vorderriß auch noch eine Stele bekommen soll, fand Nadia Tretter (Grüne) fragwürdig. Über den Schriftsteller und dessen antisemitische Einstellung sei in den vergangenen Jahren viel diskutiert worden. "Ist das jetzt ein guter Zeitpunkt, um ihn zu würdigen?", fragte Tretter. "Man kann das durchaus kritisch sehen", räumte Kulturbeauftragter Franz Schöttl (CSU) ein, der gemeinsam mit Tourismus-Chefin Maria Bader und Archivarin Manuela Strunz die Auswahl getroffen hatte. Denn die Artikel, die Thoma in den Jahren 1920/21 im Miesbacher Anzeiger veröffentlicht hatte, seien "eindeutig antisemitisch". Strunz verteidigte die Entscheidung. "Es ist wichtig, dass man sich der Geschichte stellt", sagte sie. Im Infotext werde Thomas antisemitische Einstellung explizit thematisiert, "um Geschichte zu dokumentieren."

Inspirationen für die Gestaltung des geplanten Wegs habe man sich in Dachau geholt, wo 2019 ein Künstlerweg realisiert wurde. Man werde aber ein eigenes Design für Lenggries entwickeln, kündigte Bader an. Auf den Stelen sollen kurze Texte informieren, ausführlichere Erklärungen könnten über einen QR-Code abgerufen werden. Dieser führe zu einem Audio-Guide, der auch für Menschen mit Sehbehinderung nutzbar sei. Die Stelen in Rost-Optik sollen stabil und wetterfest sein und auf gemeindeeigenen Flächen platziert werden. Analog zu den Kosten in Dachau, gehe man von 1200 Euro je Stele aus, sagte Bader.

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Im Haushalt für kommendes Jahr werden deshalb 50 000 Euro eingestellt, die auch für Marketingmaßnahmen genutzt werden. So werde es Flyer mit Wegeführung und Beschreibung geben. Der Künstlerweg soll auch als Wander- und Radtour auf verschiedenen Online-Portalen beworben werden. Bürgermeister Stefan Klaffenbacher (FWG) lobte Idee und Konzept. "Ich finde es gut, dass wir unsere Kulturschaffenden verewigen und das Erscheinungsbild vereinheitlichen." Für Einheimische und Gäste werde der Künstlerweg eine Bereicherung.

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