Reden wir über:Ruinen retten

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Florian Scheitler koordiniert die Sicherung der Burgruine Hohenburg, gibt Führungen, hält Vorträge und schneidet auch mal Sichtachsen frei. (Foto: Privat/oh)

Florian Scheitler ist Vorsitzender des Fördervereins Hohenburg, der sich um die Pflege und den Erhalt der Reste der einst bedeutenden Anlage kümmert.

Interview von Arnold Zimprich, Lenggries

Florian Scheitler ist Vorsitzender des Fördervereins Hohenburg. Im vergangenen Jahr wurde dem Verein der oberbayerische Denkmalpreis verliehen - ein Motivationsschub für die ehrenamtliche Arbeit, aber auch Auftrag für den Erhalt dessen, was von der einst stattlichen Burg noch übrig ist.

SZ: Herr Scheitler, worin sehen Sie die Aufgabe Ihres Vereins?

Florian Scheitler: Zweck des Vereins ist der Denkmalschutz und die Denkmalpflege durch Sicherung und Sanierung des Bestandes der Burgruine Hohenburg. Konkret heißt das: Wir geben Führungen auf die Ruine, halten Vorträge über die Burg und die zugehörige historische Hofmark und betätigen uns in der Landschaftspflege durch das Freihalten von Wegen und Sichtachsen.

Viel zu sehen ist ja eigentlich nicht mehr. Was zeichnet denn die Hohenburg aus?

Was man heute nicht mehr wahrnimmt, wenn man zwischen den überwachsenen Resten mitten im Wald steht, ist, dass die Hohenburg jahrhundertelang das Zentrum des ganzen Isarwinkels war. Daher fördert die Beschäftigung mit ihrer Geschichte immer wieder Spannendes über die Heimatgeschichte, aber auch witzige Anekdoten zutage.

Können Sie dem Verfall der Ruine Einhalt gebieten?

Wir haben zwar kaum hoch aufragende Gemäuer, eigentlich nur noch dem Stumpf des Bergfrieds, aber bei genauem Hinsehen können doch erstaunlich viele Überreste entdeckt werden. Viele Mauerreste sind noch recht stabil, andere sind eher marode. 2019 konnten wir aber zum Beispiel unter fachkundiger Aufsicht des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege die leider viel bekletterte und dadurch stark abgenutzte Südost-Ecke des Bergfrieds durch Mauersanierung vorerst sichern.

Was bedeutet die Verleihung des Oberbayerischen Denkmalpreises für den Verein?

Die Auszeichnung ist für uns als Verein von großer Bedeutung, denn sie bestätigt, dass wir mit unseren Tätigkeiten und Bemühungen rund um den Erhalt der Ruine das Richtige tun. Außerdem motiviert sie dazu, weiterzumachen. Finanzielle Zuschüsse bedeutete diese Auszeichnung allerdings nicht.

Wünschen Sie sich mehr Unterstützung für die Arbeit des Vereins - und sollte die Burgruine verstärkt als Touristenziel vermarktet werden?

Tatkräftige Unterstützung kann man, besonders als ehrenamtlicher Verein, immer brauchen.

Zum Touristenziel: klares Nein. Wir sitzen sozusagen zwischen zwei Stühlen. Zum einen wollen wir das, was von der Burg noch übrig ist, so lange wie möglich für die Nachwelt erhalten, zum anderen ist es unser Ziel, das Wissen über die alten Gemäuer und was in ihnen über die Jahrhunderte passiert ist, unters Volk zu bringen. Ein übermäßiges Verkehrsaufkommen schadet aber der Substanz und es wäre schade, wenn man künftig keine physischen Anschauungsmaterialien mehr hätte.

Wie gesagt, viel zu sehen ist ja nicht mehr. Wird man als "Ruinenkonservator" nicht manchmal melancholisch und denkt sich, wie schön das Burgensemble wäre, wenn es 1707 nicht abgebrannt wäre?

Melancholisch würde ich nicht sagen. Gerade, dass wir nur noch eine Ruine haben und keine intakte Burganlage, macht den Reiz aus, sich damit zu beschäftigen.

Weitere Informationen zum Förderverein Hohenburg gibt es auf https://www.hohenburg-lenggries.de/

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