Politik in Lenggries:Auf dem Weg zur Barrierefreiheit

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Wer mit Rollator oder Rollstuhl unterwegs ist, tut sich schwer, Höhenunterschiede zu bewältigen, wie es sie immer noch an Bushaltestellen gibt. Das gilt auch für Menschen mit anderen Beeinträchtigungen. Lenggries geht das Problem nun an. (Foto: Sabine Brose/Frank Sorge/imago)

Lenggries ist beliebtes Ausflugsziel und Flächengemeinde zugleich, insgesamt gibt es dort knapp 60 Bushaltestellen. Nun sollen die ersten beiden Stopps am Bahnhof hindernisfrei umgebaut werden.

Von Petra Schneider, Lenggries

Ein wichtiger Schritt, um Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu erleichtern, sind barrierefreie Bushaltestellen. Der Gesetzgeber hat mit dem Personenbeförderungsgesetz bereits vor zehn Jahren als "Zielkorridor" für eine "vollständige Barrierefreiheit im ÖPNV" den 1. Januar 2022 ausgegeben. In der Flächengemeinde Lenggries, in deren Zuständigkeit 30 Bushaltestellen liegen, ist man erst am Anfang.

Im September 2021 wurde auf Antrag des sehbehinderten Gemeinderats Markus Ertl (FWG), der Inklusionsbeauftragter der Gemeinde ist, beschlossen, eine Prioritätenliste zu erstellen und Mittel für Planungsleistungen einzustellen. Diese wurden in der jüngsten Lenggrieser Gemeinderatssitzung nun vorgestellt.

Nach Einschätzung von Ertl, der die Priorisierung vorgenommen hat, sind die beiden Bushaltestellen am Bahnhof vorrangig. Ein Umbau würde nach Einschätzung von Anton Heindl vom Ingenieurbüro Heubeck etwa 80 000 Euro kosten. Der Gemeinderat war damit einverstanden; das Gremium hat sich einstimmig dafür ausgesprochen, die Mittel bei den Haushaltsplanungen zu berücksichtigen und Förderungen zu beantragen.

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Wie Heubeck erklärte, müssen bei barrierefreien Bushaltestellen die Bordsteine 16 bis 18 Zentimeter hoch sein, damit der Höhenunterschied nicht größer als fünf Zentimeter ist und Rollstuhlfahrer ohne Hürde ein- und aussteigen können. Am Bahnhof soll nun eine Anhebung um etwa vier Zentimeter erfolgen und ein taktiles Leitsystem eingebaut werden, damit Menschen mit Sehbehinderungen mittels tastbarer Bodenelemente zu den Einstiegsbereichen geleitet werden können. Das Kopfsteinpflaster wird durch einen rollstuhlgeeigneten Belag oder Asphalt ersetzt, gleiches soll an den beiden Querungshilfen geschehen. Eine Anpassung der Beschilderung, Lampen und Bänke ist nötig, eventuell soll ein Fahrgastinformationssystem mit Sprachfunktion installiert werden.

Das Problem: die begrenzten Flächen

Problematisch an den beiden Haltestellen am Bahnhof ist laut Heindl die begrenzte Fläche. Denn eigentlich müsste eine Haltebucht mindestens 20 Meter lang sein. Am Bahnhof sei das nicht gegeben, weshalb die Busse beim Ein- und Ausfahren verschwenkt werden müssten. Das sei aber nur möglich, wenn die Bordsteine nicht höher als 16 Zentimeter seien. Besser wären 18 Zentimeter, "aber Kompromisse sind nötig, weil wir einfach nicht den erforderlichen Raum zur Verfügung haben", erklärte Karl Ertl vom Technischen Bauamt. Beim ÖPNV würden aber in der Regel Niederflurbusse eingesetzt; höhere Einstiege hätten allenfalls Reisebusse.

Insgesamt gibt es knapp 60 Bushaltestellen in Lenggries, darunter auch Bundes- und Kreisstraßen. Die Gemeinde ist für 30 zuständig. Für den Umbau rechnet das Planungsbüro je Bushaltestelle mit Kosten von etwa 30 00 bis 45 000 Euro. Die Regierung von Oberbayern habe eine Förderung in Aussicht gestellt, sagte Karl Ertl.

Dass heuer alle 30 Bushaltestellen barrierefrei umgebaut werden, sei nicht realistisch. Das hänge auch von der Haushaltslage ab. Beschlossen ist nun aber der Umbau der beiden Haltestellen am Bahnhof, folgen könnte die Busbucht an der Wackersbergerstraße, weil wegen der am Spielplatz Kalkofenweg geplanten, öffentlichen Toiletten ohnehin Umgestaltungsmaßnahmen anstehen.

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