Kurzkritik:Traumhaft schön

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Das Auryn-Quartett war mit dem Klarinettisten Thorsten Johanns bei den Iffeldorfer Meisterkonzerten zu Gast. (Foto: Manfred Neubauer)

Das Kölner Auryn Quartett und der Klarinettist Thorsten Johanns überzeugen in Iffeldorf

Von Sabine Näher, Iffeldorf

1981, als Studenten der Kölner Musikhochschule, haben sie als Quartett zusammen gefunden . Seither musizieren Matthias Lingenfelder und Jens Oppermann, Violine, Steward Eaton, Viola, und Andreas Arndt, Violoncello, in dieser Besetzung zusammen. Den klangschönen Namen haben sie aus Michael Endes Roman "Die unendliche Geschichte" entliehen. 1982 waren sie erfolgreich beim ARD-Wettbewerb. Seither bereisen die Auryns die Konzertpodien in aller Welt.

Am Samstagabend waren sie bei den Iffeldorfer Meisterkonzerten zu Gast, gemeinsam mit dem Klarinettisten Thorsten Johanns. Mit dem "Herbst-Lied für Klarinette und Streichquartett" des 1955 geborenen Komponisten Toshio Hosokawa eröffneten die Musiker . Keine leichte Kost: Fahle, ersterbende Klänge, wehklagende Klarinettentöne, schmerzliches Aufbegehren und Rückfall ins Lethargische. Die Instrumente flüstern, kratzen, stöhnen.

Das geht an die Grenze des Erträglichen und lässt manchen im Saal ratlos zurück. Dabei könnte man dieses "Herbst-Lied" durchaus als künstlerischen Reflex auf die aktuellen Ereignisse dieses Herbstes deuten. Vertrautes Terrain betritt das Quartett mit Beethovens Streichquartett c-moll op. 18.4 - Kernrepertoire für Musiker wie Publikum. Aufgewühlt, von innerer Unruhe getrieben das Allegro, voller Anmut, dabei kraftvoll und geerdet das Scherzo, verhalten bewegt mit leidenschaftlichen Ausbrüchen das Menuetto, in freudiger Erregung zielstrebig eilend schließlich das Allegro.

Nach der Pause: Brahms' Klarinettenquintett h-moll. Das Allegretto entfaltet schwelgerisch-opulente Klänge, warme Cello- und hellperlende Geigensoli. Die Klarinette betört mit wunderbar weichem, rundem Klang. Das Adagio hat einen packenden Erzählton: Man lauscht einer spannenden Geschichte, deren Erzähler sich ergänzen, ins Wort fallen und begeistert zusammen stimmen. Das Andantino heiter aufgekratzt; der abschließende Variationensatz beleuchtet das mit großer innerer Bewegung vorgetragene Thema in immer neuen Facetten. Nach tosendem Beifall als Zugabe das Adagio aus Mozarts Klarinettenquintett: Ruhe. Frieden. Traumhaft schön. Und größtmöglicher Kontrast zum Eröffnungswerk.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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