Kurzarbeit in Bädern und Biergärten:Ein Sommer geht baden

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Das schlechte Wetter macht Betrieben zu schaffen, die ihre Gäste an der frischen Luft versorgen. Die Hoffnung liegt nun auf einem warmen Herbst.

I. Hügenell, S. Schinnagl und J. Wimmer

Freibäder sind wie alle Bäder für die Kommunen, die sie betreiben, ein Zuschussgeschäft. Wenn es im Sommer nass und kalt ist, gilt das besonders. Auch vielen Wirten hat das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht; die sonst umsatzreiche Sommersaison fiel ins Wasser. Bäderbetreiber und Wirte hoffen nun auf einen warmen, trockenen Herbst.

Der verregnete Sommer macht Biergärten zu schaffen. (Foto: Manfred Neubauer)

Außer niedrigen Temperaturen macht vor allem Regen den Bädern zu schaffen - selbst wenn er aufgehört hat. Denn durchnässte Wiesen brauchen einige Tage Sonnenschein, bis sie wieder trocken sind. Die Holzliegen im Naturfreibad Eichmühle erweisen sich da schnell als Standortvorteil.

Trotzdem erwirtschaften die Tölzer Stadtwerke, die das Frei- und ein Hallenbad betreiben, jährlich ein Defizit im sechsstelligen Bereich, berichtet ihr Leiter Michael Hofmann. Das Hallenbad habe keine zusätzlichen Besucher verzeichnen können, bedauert Hofmann: Es ist seit Mitte August in Revision.

Die Gäste bei schlechtem Wetter in die Stube zu holen ist das Bestreben von Gertraud Haindl und Georg Lichtenegger. "Die Leute sollen sehen, dass man auch drinnen gut sitzen kann", sagen sie. Haindl ist Inhaberin der Klosterschänke Dietramszell und seit heuer auch des Bräustüberls am Kloster Reutberg. Lichtenegger führt das Reutberg-Stüberl, das Anfang des Jahres renoviert und umgestaltet wurde, unter anderem mit Möbeln der Oberland-Werkstätten.

Trotzdem: Bei Regen bleiben Gäste weg: "Der Wanderer, der Rentner, der Radfahrer ist nicht da", sagt Haindl. Bei der täglichen Abrechnung mache sich nahezu immer ein deutlicher Einbruch der Einnahmen bemerkbar.

"Das Leben geht weiter", tröstet sich der Kellner Wolfgang Michelmann vom Bruckenfischer an der Schäftlarner Isarbrücke, obwohl auch er als Angestellter den Ausfall deutlich zu spüren bekommt. So hätten in dem Betrieb, bei einer von Michelmann geschätzten Einbuße von dreißig Prozent, die Arbeitszeiten des Personals gekürzt werden müssen.

Die Möglichkeit, den Betrieb nach innen zu verlagern, hat Klemens Schwaighofer, Inhaber der Königsdorfer Alm, nicht. Zu hundert Prozent sei er auf das Wetter angewiesen. Der Biergarten ist nur am Wochenende und an Feiertagen geöffnet. "Wenn es dann regnet, haben wir Pech gehabt", sagt der Wirt . In den Monaten Mai und Juni sei der Umsatz schlecht gewesen, im Juli habe es einen fast totalen Ausfall gegeben. Die Einbußen seien trotz des einigermaßen zufriedenstellenden Augusts deutlich spürbar.

Richtiges Freibadwetter gab es in den Sommermonaten nur selten. Dennoch wollen die Freibäder im Landkreis nicht schließen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Trotz des Regens waren die Einnahmen der Bäder in Benediktbeuern und Bichl nicht katastrophal niedrig. "Wir werden nicht mehr Verlust machen als ohnehin eingeplant", sagt Thomas Schneider, der als Kämmerer beide Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft betreut. 137.000 Euro Defizit sind es für das Alpenwarmbad im Klosterdorf, 30.000 Euro für das Bichler Bad. Eines der Bäder zu schließen stehe nicht zur Debatte, denn "der Ort wäre um eine Riesenattraktion ärmer ohne das Bad", sagt er über Benediktbeuern.

Dass Bad Tölz sowohl das Freibad Eichmühle als auch das Hallenbad braucht, steht für den dortigen Stadtwerkeleiter Hofmann außer Frage. "Es ist wichtig, dass die Stadt diese Bäder hat, und daran wird sich auch nichts ändern." Man versuche, mehr Gäste zu bekommen und die Kosten zu senken. Dafür werde derzeit das Dach des Hallenbads isoliert.

Alle hoffen nun auf einen schönen Herbst. Sollte es im September warm sein, werden die Bäder in Benediktbeuern, Bichl und Bad Tölz länger offen bleiben als bis Mitte September.

© SZ vom 03.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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