Es ist eines jener Bauprojekte, die dem Tölzer Stadtrat wenig Pläsier bereiten: Eine Pension im Kurviertel soll in ein Wohnhaus umgewandelt werden. Solchen Vorhaben hatte das Gremium vor mehr als einem Jahr an der Buchener Straße mit einem umstrittenen Bebauungsplan einen Riegel vorgeschoben. Der gilt allerdings nicht für das Landhaus Enzian an der Merzstraße, nur wenige Hundert Meter von der Buchener Straße entfernt. Dort soll aus der 1926 errichteten Pension nun ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohneinheiten werden. Auch dies lehnten die Stadträte im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss am Dienstagabend einstimmig ab. Als Gründe für das Nein diente ein Kfz-Stellplatz und der Kinderspielplatz, die im Eingabeplan fehlten.
Alle acht Wohnungen, die in dem Landhaus entstehen sollen, sind unter 65 Quadratmeter groß. Dafür ist laut städtischer Satzung ein Kinderspielplatz nötig, außerdem acht Parkplätze. Der Bauwerber kann jedoch nur sieben nachweisen. Eine Ablöse kommt für Stadtbaumeister Florian Ernst nicht in Frage, da in diesem Quartier ohnehin nur wenige Stellflächen zu Verfügung stünden. Damit würde man einen Bezugsfall schaffen, sagte er. Karsten Bauer (CSU) kam es merkwürdig vor, dass an der Pension acht Briefkästen hängen - "das gibt mir zu denken". Die seien wohl "nicht nur für Pensionsgäste" angebracht, befand Bürgermeister Ingo Mehner (CSU).
Das Landhaus befindet sich Ernst zufolge in einer "Gemengelage". Was dies bedeutet, erklärte Bauamtsleiter Christian Fürstberger: "Das ist kein klassisches Gebiet aus der Baunutzungsverordnung." Während touristische Betriebe an der Buchener Straße aus sich heraus existieren könnten, sei dies an der Merzstraße nicht der Fall. "Dort kann man aus unserer Sicht keinen wirtschaftlichen Vollerwerbsbetrieb garantieren." Moritz Saumweber (Grüne) sprach sich zwar auch gegen eine Umwandlung in Wohnungen aus, merkte dazu aber an, dass der Leonhardihof vom Landhaus nur 80 Meter weit weg sei. "Das ist nicht stimmig", meinte er. Anders als für das Hotel gebe es für die Pension keinen rechtskräftigen Bebauungsplan, erwiderte Bürgermeister Mehner. "Sie haben hier immer Grenzen, die nicht immer ganz scharf sind."
Während es Josef Steigenberger (CSU) ablehnte, "schon wieder was umzuwidmen, was dem Tourismus dient", verwies sein Fraktionskollege Matthias Winter darauf, dass Tölz durchaus Wohnungen brauche: "Auch kleinere, wenn ich an die Asklepios-Klinik denke." Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair (FWG) argumentierte mit der vorbereitenden Untersuchung zum Sanierungsgebiet Badeteil. Demnach gelte es, touristische Betriebe im Kurviertel zu schützen. Zwar könne man das Bauvorhaben nicht rundheraus ablehnen, mit dem fehlenden Stellplatz aber schon. Dem stimmte René Mühlberger (CSU) zu: "Das muss so geplant sein, dass es das Ortsrecht einhält." Richard Hoch (Grüne) hatte sich das Landhaus vor der Ausschusssitzung noch angesehen und betonte, dass es dort schwierig sei, genug Fläche für einen Kinderspielplatz und einen Parkplatz zu finden. "Aber die rechtliche Situation ist eindeutig."