Leben in der Kurstadt:Mehr Geld für die Kultur

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Das Open-Air-Konzert der Band "The Heimatdamisch" war 2022 ein Höhepunkt bei der Premiere des Blomberg-Festivals. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadt Bad Tölz stockt den 2019 eingeführten Fonds für Veranstaltungen im nächsten Jahr auf 160 000 Euro auf. Wegen der Corona-Pandemie wurden die Mittel bisher kaum gebraucht.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Das Kulturleben in Bad Tölz ist normalerweise bunt, lag jedoch wegen der Corona-Pandemie mehr als ein Jahr lang brach. Eine Folge davon ist, dass der Kulturfonds, den die Stadt seit 2019 bereitstellt, von Veranstaltern kaum beansprucht wurde. Insgesamt 220 000 Euro standen bis dato bereit, abgerufen wurden allerdings nur 57 860 Euro. Deshalb wolle man sich im Haushalt 2022 "einen Schluck mehr aus der Pulle genehmigen, wenn ich das so sagen darf", erklärte Kämmerer Hermann Forster am Dienstagabend im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats. Anders ausgedrückt: Der Fonds soll nächstes Jahr auf 160 000 Euro aufgestockt werden. Dies billigten die Stadträte ohne Gegenstimme.

In der Finanzplanung waren in den vergangenen Jahren je 100 000 Euro dafür vorgesehen, die Haushaltsansätze lagen aber stets darunter. Von 50 000 Euro im Jahr 2019 blieben 20 800 Euro übrig, von 80 000 Euro im Vorjahr sogar 72 340 Euro. Heuer sind von 90 000 derzeit 29 000 Euro noch nicht verbraucht. Dies lag vor allem daran, dass nahezu alle Kulturveranstaltungen wegen Corona abgesagt werden mussten. "Die gesamte Branche geht am Stock und ist durch die Pandemie ausgezehrt, finanziell und emotional", sagte Forster. Vor einer Woche hatte der städtische Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsausschuss im nicht öffentlichen Teil der Sitzung über elf Privatveranstaltungen in der Kultur diskutiert und dafür eine Finanzhilfe von 178 000 Euro beschlossen. Forster hält 160 000 Euro indes für ausreichend, weil die Erfahrung zeige, "dass die tatsächliche Abrechnung oft die maximale Zuschussbewilligung nicht ausschöpft".

Stadtrat Christof Botzenhart (CSU) bat um Großherzigkeit für die Kultur. Er wolle es "nicht erleben, dass wir aufgrund der Pandemie sparen" - und dadurch ein kulturelles Aufblühen verhindert werde. Deshalb sprach er sich auch gegen den Vorschlag seines Fraktionskollegen Anton Mayer aus, den Kulturfonds für die Haushaltjahre 2023 und 2024 schon jetzt wieder auf 100 000 Euro zu reduzieren. "Das mag ich demokratietheoretisch nicht", sagte Botzenhart. Zwar habe er durchaus Verständnis für das Anliegen Mayers, doch sei er dagegen, "dass wir uns jetzt Fesseln anlegen, die wir uns genauso gut später auferlegen können". Dem pflichtete Martin Harrer (FWG) bei. Er plädierte dafür, über mögliche Einsparungen im Fonds in den nächsten Jahren flexibel zu entscheiden.

Johanna Pfund (Grüne) forderte ihre Ratskollegen auf, die Kulturveranstaltungen zu besuchen. Der Kulturfonds sei eine wichtige Investition in die Zukunft, "dazu müssen wir unseren Teil beitragen", sagte sie. Danach könne man schauen, "dass wir einigermaßen kostendeckend arbeiten". Auch Willi Streicher (SPD) begrüßte die Aufstockung der Mittel. "Wenn alles gut geht, werden wir 2022 die Gesamtsumme nicht brauchen", sagte er. Im Übrigen verwies er auf die Vielfältigkeit des Angebots in der Kurstadt, das von Klassikkonzerten über die Abende im "Jailhouse" bis zu den Tölzer Rosentagen reiche.

Musik, Kabarett, Theater, Lesungen, Ausstellungen, Stadtführungen: Seit Mai erwacht das Kulturleben in Tölz wieder. Die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier zählte seither etwa 250 Veranstaltungen und Aktionen. Knapp 80 Konzerte fanden alleine in der Reihe "Stadt mit der besonderen Note" statt, sieben Pop-up-Konzerte an diversen Orten in Bad Tölz sowie zwei Auftritte von Brass da la Vista an der Isarpromenade und The Heimatdamisch am Blomberg. Hinzu kamen monatliche Jazzabende, Konzerte der Tölzer Stadtkapelle, die sechs Aktionstage "Stadt Museum Sommer" oder auch das Kulturfestival "Brotzeit & Spiele" von Wolfgang Ramadan im Rosengarten. Bis zum Jahresende ist noch eine Menge geplant: Dazu zählen zwei Auftritte der Bananafishbones, Streichquartett-Konzerte beim Klassik-Gipfel im Kurhaus oder auch das Konzert des Tölzer Knabenchors mit der Weihnachtsgeschichte von Carl Orff. Alles unter dem Vorbehalt, dass dies trotz Corona erlaubt bleibt.

© SZ vom 21.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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