Kriminalität:Belohnung für die Gauner-Jagd

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Sie hörten nachts Geräusche, beobachteten drei betrunkene Rowdys und nahmen die Verfolgung auf. Von der Polizei gab es eine Belohnung - und mahnende Worte.

Wolfgang Schäl

Am 15. Oktober nachts gegen 2 Uhr wurde die Familie Diebel an der Geretsrieder Egerlandstraße durch laute Geräusche geweckt. Drei betrunkene Rüpel waren gerade dabei, einen schweren Baustein in die Frontscheibe eines Taxis zu wuchten, einfach so, aus Frust und Zerstörungswut. 2800 Euro Sachschaden richteten sie dabei an, wie sich später herausstellte. Zuvor hatten sie bereits Blumenkübel und eine Aschentonne umgeworfen.

Für einen Hobby-Gendarmenen gabs eine Belohnung von der Polizei. (Foto: dpa)

In solchen Fällen ist es für die Polizei meist unmöglich, die Täter zu ermitteln, die drei Rowdies im Alter von 23 bis 27 Jahren aber hatten Pech. Denn Thomas Diebel, 45 Jahre alter Werkzeugmacher, hatte den Vorfall von seinem Fenster aus beobachtet, sprang strumpfsockig in sein Auto und verfolgte die Übeltäter bis zum Karl-Lederer-Platz, während seine Frau Petra per Handy die Polizei verständigte. Die schnappte sich das Trio, das die Beamten und den Zeugen obendrein wüst beschimpfte, und erstattete Anzeige.

Die Ordnungshüter fanden das Verhalten der Familie Diebel so vorbildlich, dass die Polizeidirektion Oberbayern ihr am gestrigen Dienstag einen dicken Blumenstrauß und eine Belohnung in Höhe von 150 Euro spendierte. Man verbinde die Anerkennung mit der Hoffnung, dass dieses Verhalten auch für andere ein Vorbild darstellen könnte, sagte Hauptkommissar Walter Siegmund bei der Übergabe in der Geretsrieder Polizeiinspektion, denn jeder könne ja auch einmal selber als Opfer betroffen sein.

Das Ehepaar indessen übte sich in Bescheidenheit. Während Petra Diebel einräumte, dass ihr zunächst schon etwas mulmig war, fand Thomas Diebel seinen Einsatz nicht weiter bemerkenswert. Für ihn sei das völlig selbstverständlich gewesen, versicherte er, über mögliche Gefahren habe er in diesem Augenblick überhaupt nicht nachgedacht. Dementsprechend will er die Spende auch gar nicht selber behalten, sondern für wohltätige Zwecke verwenden.

So sehr sich die Polizei über das geschilderte Verhalten auch freut, zum Heldentum rät sie nicht, im Gegenteil. Ganz oben in einem Katalog von sechs Regeln für den Ernstfall steht: "Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen." Danach folgen die Empfehlungen, andere zur Mithilfe aufzufordern, die jeweiligen Vorfälle genau zu beobachten und sich Tätermerkmale einzuprägen. Darüber hinaus sei es sinnvoll, Hilfe unter der Notrufnummer 110 zu organisieren, sich um mögliche Opfer zu kümmern und später als Zeuge zur Verfügung zu stehen.

Eine Belohnung bekam auch der kleine Thomas Diebel junior, der den nächtlichen Lärm als erster gehört und seine Eltern geweckt hatte. Siegmund überreichte dem Filius eine Mini-Polizeikelle. Falls er mal eine Verkehrskontrolle machen muss.

© SZ vom 05.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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