Konzertkritik:Unbeschwert heiteres Gotteslob

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Das Vokal-Ensemble Icking tritt in Sankt Benedikt auf. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dem Vokal-Ensemble Icking gelingt ein beglückendes Mozart-Konzert zum Kirchweihsonntag

Von Sabine Näher, Schäftlarn

Strahlendes Spätsommerwetter zum Kirchweihsonntag - und trotzdem sind die Bänke in St. Benedikt in Ebenhausen, einem modernen Kirchengebäude, das dennoch eine warme Ausstrahlung entfaltet, dicht gefüllt. Tatsächlich wird das Mozart-Konzert des Vokal-Ensembles Icking dann auch zu einem beglückenden Erlebnis. Der Leiter des Ensembles, Peter Francesco Marino, hat das Barockorchester La Banda verpflichtet, das auf historischen Instrumenten musiziert und Chören die für das jeweilige Konzert passende Besetzung anbietet. Sogar bei der Sängerauswahl ist es gerne behilflich, doch hier kann Marino auf bewährte Partner zurückgreifen: Beate Hariades, Constanze Leininger, Christian Bauer und Thomas Stimmel bilden das Solistenquartett.

Gleich in den ersten Takten der "Vesperae solennes de Confessore" KV 339 stellt sich dieses unvergleichliche Gefühl ein, das Mozarts Kirchenmusik verlässlich hervorruft: Die Geigen zwitschern heiter, man fühlt sich an den Gesang der Mauersegler erinnert - und schwebt gleichsam mit ihnen hinauf in den blauen Himmel. Man könnte auch sagen, diese Musik erhebt das Herz zum Herrn. In schönem, frischen Puls gleitet das Dixit Dominus vorüber, Chor und Orchester in bestem Einklang; das Solistenquartett hebt lediglich die Textzeile "Gloria Patri et Filio et spiritui sancto" hervor. Confitebor tibi Domine, die Lobpreisung des Herrn, gestaltet der Chor mit Inbrunst.

Die kurzen Soloeinwürfe offenbaren einen hellen, leichten Sopran, einen warm leuchtenden Bass und einen strahlenden Tenor. Die Altistin geht leider etwas unter. Der Choreinsatz zum folgenden Beatus Vir kommt etwas schnappig. "Vorher atmen!" - das dürfte Marino in etlichen Proben gesagt haben; im Eifer des Gefechts gerät es dann doch in Vergessenheit. Schön gestaltete Soli und die Zwitschergeigen entzücken erneut.

Mit voller Leuchtkraft hebt der Sopran zum Gloria Patri an; das Tutti beschließt den Satz und löst Glücksgefühle aus. Die Männerstimmen eröffnen das Laddatae Pueri - und da wird doch hörbar, dass sie im gut 50köpfigen Chor in der Minderheit sind, doch sie schlagen sich wacker. Das Laudate Dominum, ein wahrer Hit, der meist aus dem Zusammenhang gelöst separat gegeben wird, begeistert auch hier: Eine sanft wiegende, einlullende Orchestereinleitung ruft pures Wohlgefühl hervor, in dem sich der strahlende Sopran baden kann. Und der Chor steigt mit sehr viel Feingefühl in den weichen Klangcharakter ein. Mit dem Magnificat, geprägt vom Klang der tiefen Streicher und des Fagotts, geht das Werk stimmungsvoll zu Ende. In einer Kirchensonate brilliert das Orchester alleine, nun verstärkt um Bläser und Pauken. Ohne Dirigent aufspielend entfaltet es einen frischen, mitreißenden Klang, sehr differenziert ausgestaltet. Unbeschwert heiteres Gotteslob - Musik, die einen fromm werden lassen könnte.

Mit drei kurzen A-cappella-Stücken hat Marino dem Chor nicht unbedingt einen Gefallen getan, denn es ist undankbar für einen Laienchor, nach einem solch prächtig aufspielenden Orchester unbegleitet singen zu müssen. Wenn überhaupt, wäre dies am Anfang des Konzerts besser platziert gewesen. Doch die Sänger bewältigen die Herausforderung respektabel.

Zur tatsächlichen Krönung des Konzerts wird darauf die "Krönungsmesse" KV 317. Hier stimmt einfach alles: Lustvoll aufspielende Instrumentalisten, engagiert und mit Herzblut singende Choristen, schön gestaltete Solisteneinwürfe. Marino hat eine glückliche Hand bei der Tempowahl: Die Musik lebt, schwingt, hebt ab - ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren und ohne die nuancierte Ausgestaltung zu vernachlässigen. Schön phrasiert der Chor im Crucifixus, lässt Spannung erwachsen, aus dem das Et resurrexit freudigen Aufschwung nehmen kann, von strahlenden Trompeten begleitet. Mit bedächtigem Nachdruck kommt das Sanctus, ehe im Osanna der Jubel erneut hervor bricht. Einen weichen Teppich legt das Orchester, mit sanftem Pizzicato der tiefen Streicher, der Sopranistin zum Agnus Dei aus.

Ihre demütig vorgetragene Bitte "erbarm dich unser" mündet in ein von allen Solisten und schließlich auch dem Chor innigst vorgetragenes "dona nobis pacem". Ein klangprächtiger Beschluss - mit Pauken und Trompeten. Zu Recht großer Beifall.

© SZ vom 17.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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