Konzert:Spaß für Eingeweihte

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Tanzbares mit Blech: "LaBrassBanda" in Benediktbeuern. (Foto: Harry Wolfsbauer)

"LaBrassBanda" heizen in Benediktbeuern ein

Von Sabine Näher, Benediktbeuern

Die Programmgestaltung war nicht ganz so genial wie in Garmisch, wo zur spektakulären Mondfinsternis Orffs "Der Mond" als Open-Air gegeben wurde (der Chor singt hier: "Der Mond ist fort, der Mond ist fort! Wer hat ihn nur gestohlen?"). Doch auch im Benediktbeurer Maierhof, in dem sich die Publikumsmassen drängten, wurde das Jahrhundertereignis gewürdigt: "Die Meisten von eich san ja eh bloß wegen dem Mond kemma, net wegen uns", erklärt Stefan Dettl, Leadsänger und Trompeter von LaBrassBanda.

Dass er damit die Fans bloß zum Widerspruch reizen will, ist eh klar - und funktioniert auch. Denn die 2007 von Dettl mit Andreas Hofmeir, der mittlerweile als Tuba-Musikkabarettist die Säle füllt, Oliver Wrage am Bass, Manuel Winbeck an der Posaune und Manuel da Coll am Schlagzeug gegründete Band hat längst Kultstatus erlangt. Und das keineswegs nur in Bayern: Der Tourplan listet Termine von Hamburg, Berlin über Leipzig bis nach Wien und Budapest auf. Und so war im Umkreis von 30 Kilometern um Benediktbeuern seit Wochen schon jede Laterne mit einem Plakat für den Auftritt versehen.

Entsprechend groß das Parkchaos rund ums Kloster am Freitagabend. Wurde die Wiese hinter dem (für solche Events viel zu kleinen) "Großparkplatz" in den vergangenen Jahren unentgeltlich zur Verfügung gestellt, kostet das Parken jetzt zwei Euro. Die Suche nach kostenlosen Alternativen gestaltet sich daraufhin sehr kreativ. Freundlicherweise macht der Veranstalter zwischendrin eine Durchsage und nennt die Kennzeichen der Autos, die abgeschleppt werden, wenn sie die Besitzer nicht umparken. Auch die Klostergaststätte gerät an ihre Kapazitätsgrenzen angesichts der Massen von Konzertbesuchern, die hier zuvor noch "schnell" was essen wollten. Denn schnell geht gar nix mehr; manche verlangen entnervt die Rechnung, ohne das Bestellte je bekommen zu haben. Dabei hätten sie sich ruhig noch Zeit lassen können. Angekündigt war LaBrassBanda für 20 Uhr. Wer sich zu dieser Zeit einfindet, trifft auf die vierte Vorband, die sich alle Mühe gibt, die Stimmung anzuheizen. Doch weder die Aufforderung zum Mittanzen noch zum Mitklatschen verfängt. Man wartet. Um 20.25 Uhr wird von der Bühne verkündet: "Und jezz dauert's nimmer lang, dann kimmt LaBrassBanda!" Die Spannung steigt. Die Lederhosen-Dichte ist übrigens erstaunlich gering an diesem Abend; Dirndl sieht man noch weniger. Bei der Sommerhitze sind Shorts das meist gewählte Kleidungsstück, daneben Jeans und luftige Sommerkleider. Es ist voll, heiß und sehr laut hier. Doch die Vorband hat immer noch einen in Petto.

So wird es schließlich 21 Uhr, bis das Kreischen der Menge verkündet: Sie kommen! Mittlerweile ist es noch viel voller, es wird umgehend noch viel lauter, die Bässe wummern durchs Gebein, aber es ist nicht mehr so heiß. Und pllötzlich wird sofort und ganz ohne Aufforderung getanzt, geklatscht und aus voller Kehle mitgesungen. Eine junge Frau im schwarz-weiß-gestreiften Kapuzenshirt hüpft wie ein Derwisch wild auf und ab. Drei Dirndl-Mädl mit grün schimmernden Cocktails in den Händen drängeln sich durch die Menge weiter nach vorne. "Leckt's mi am Orsch, is des schee, wieder do zum Sein!", lässt Stefan Dettl die Masse nach der ersten Nummer wissen. Die tobt vor Begeisterung.

Für "die Neuen" im Publikum gibt er rasch noch die Regeln bekannt: "Mia springen umanand, kriag'n rote Kepf - denkt's eich nix! Uns macht des Spaß." Das trifft auf die versammelten Fans genau so zu. Die Kapuzen-Frau gerät völlig aus dem Häuschen. In Los Angeles hätten sie mal ein Konzert gegeben mit Go-go-Girls, die dem bayerischen Sound zunächst etwas skeptisch gegenüber gestanden hätten, erzählt Dettl. "Koa Wunder: Die Mädels miass'n immer cool und sexy sein. Do homm mia g'sagt: Jetzt kimmt a Polka! Danzt amol so, dass a Gaudi habt's!" Darauf hätten sie das ganze Konzert durchgetanzt.

Neben der Urbesetzung Dettl (Trompete/Gesang), Winbeck (Posaune/Gesang) und da Coll (Schlagzeug/Gesang) sind derzeit Stefan Huber (Tuba), Jörg Hartl und Korbinian Weber (Trompete) sowie Fabian Jungreithmayr (Bass) in der Band aktiv. Sie selbst beschreiben ihre Musik als "Alpen-Jazz-Techno", was es ziemlich gut trifft. Jedenfalls geht es tierisch ab und die Stimmung könnte besser und ausgelassener nicht sein. Lobend erwähnt Dettl nochmals die Vorbands: "Die san wie mia vor zehn Johr! Den' is ois scheissegal." Und damals sei ihr erstes Band-Auto ein VW-Jetta gewesen. "Dem ham mia a Liadl g'schrieb'n." Mehr braucht es nicht: Die Fans fangen sofort zu singen an. Das ist Spaß pur - für Eingeweihte.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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