Konjunktur:Gute Finanzlage in Lenggries

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Bäder sind teuer. Auch die Isarwelle beschert der Gemeinde jedes Jahr ein sechsstelliges Defizit. (Foto: Manfred Neubauer)

Hohe Steuereinnahmen: Trotz teurer Projekte muss die Gemeinde keine neuen Schulden machen

Von Petra Schneider, Lenggries

In der Gemeinde stehen auch heuer "wichtige und teure" Projekte an, wie Bürgermeister Werner Weindl (CSU) am Montag bei der Vorstellung des Haushalts sagte. Der Finanzausschuss billigte das Zahlenwerk einstimmig. Dank sprudelnder Steuereinnahmen, eines satten Rücklagenpolsters und einer überraschend hohen Schlüsselzuweisung ist in diesem Jahr keine Kreditaufnahme nötig.

Anders sieht die Situation voraussichtlich im kommenden Jahr aus; Kämmerer Michael Wenig geht davon aus, dass 2019 ein neuer Kredit über sieben Millionen Euro nötig ist. Ohne Griff in die Rücklagen, die derzeit bei rund sechs Millionen Euro liegen, geht es allerdings nicht; 200 000 Euro sind nötig. "Wir halten die Entnahme für tragbar und arbeiten wie in den Vorjahren darauf hin, dass wir sie gar nicht brauchen", sagte Weindl.

Der Umbau des Gasthofs Post gehört heuer zu den größten Investitionen: 500 000 Euro sind dafür eingeplant, für den Anschluss an das Nahwärmenetz vom neuen Hackschnitzelheizwerk bei der Schule kommen noch einmal knapp 175 000 Euro dazu. Der Kostenanteil der Grund- und Mittelschule am neuen Heizwerk, die Isarwelle, Rathaus, Touristinfo, Bücherei, Alpenfestsaal und Gasthof Post versorgen soll, liegt bei 188 000 Euro, dazu kommen Baukosten und Schulausstattung wie LED-Beleuchtung für insgesamt rund 470 000 Euro. Der Anschluss der Isarwelle an das neue Heizwerk ist mit 882 000 Euro veranschlagt. Auch 400 000 Euro für einen Kreisverkehr an der Bergbahnstraße sind eingeplant - "vorsorglich", wie Weindl sagt, denn noch liege keine Genehmigung des Straßenbauamts vor.

Für die Restabwicklung des Hochwasserschutzes am Lahngraben fallen heuer noch 1,6 Millionen Euro an. Für die Tilgung des Kredits bei der Bayerngrund, den die Gemeinde für den Kauf von Flächen auf dem Kasernenareal aufgenommen hat, sind eine halbe Million eingeplant.

Auch Lenggries profitiert von der guten Konjunktur: Noch höher als im Vorjahr ist die Einkommenssteuer - mit 5,9 Millionen Euro ist sie der größte Einnahmeposten, gefolgt von der Gewerbesteuer (2,8 Millionen). Mit 2,4 Millionen fallen auch die Schlüsselzuweisungen höher aus, die die Gemeinde bekommt. "Eine positive Überraschung", wie Weindl sagte. 400 000 Euro mehr als im Vorjahr werden gewährt - obwohl die Steuerkraft der Gemeinde leicht gestiegen ist. "Sie liegt aber nach wie vor weit unter 75 Prozent des Landesdurchschnitts", sagte Wenig.

Die größten Ausgaben in der Gemeinde verursachen die Personalkosten (rund fünf Millionen), der Unterhalt von gemeindlichen Gebäuden, Grundstücken und Straßen (4,8 Millionen) sowie die Kreisumlage (4,8 Millionen). Den Löwenanteil an den Personalkosten macht mit fast 30 Prozent die Kinderbetreuung aus. Die Kindergärten in Lenggries und Wegscheid verursachen ein Defizit von 856 000 Euro, auch für die Isarwelle muss die Gemeinde viel zuschießen: Fast 840 000 Euro macht deren Defizit aus. Aus Sicht der Kämmerei ist es deshalb dringend nötig, "die Kostendeckung verschiedener gemeindlicher Einrichtungen zu verbessern".

Um die vielen Aufgaben bewältigen zu können, müssen in den kommenden Jahren die Rücklagen angegriffen werden, die bis 2020 voraussichtlich auf rund 990 000 Euro abschmelzen. Weil die Zinsen derzeit niedrig sind, schlägt die Verwaltung vor, die Rücklagenentnahme zu begrenzen und stattdessen weitere Darlehen aufzunehmen. Seit dem Jahr 2002 konnten die Schulden kontinuierlich reduziert werden; sie liegen Ende des Jahres voraussichtlich nur noch bei knapp 227 000 Euro. Das entspricht einer Pro Kopf-Verschuldung von 23 Euro - allerdings ohne das Darlehen bei der Bayerngrund, das außerhalb des Haushalts abgewickelt wird. Wird dies mit berücksichtigt, steigt die Pro-Kopf-Verschuldung auf 348 Euro. Insgesamt beträgt das Haushaltsvolumen wie im Vorjahr rund 26 Millionen, davon rund 21 Millionen im Verwaltungs- und knapp fünf Millionen im Vermögenshaushalt.

© SZ vom 07.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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