Kommunalwahl in Eurasburg:Eine Frage der Geschwindigkeit

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Bei einer Podiumsdiskussion mit den Bürgermeister-Kandidaten in Eurasburg wirft Herausforderin Carola Belloni Amtsinhaber Moritz Sappl vor, zu langsam zu agieren - der plädiert eher für eine schrittweise Ortsentwicklung

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Schnell oder schrittweise: Auf diesen Gegensatz könnte man den Eurasburger Bürgermeister-Wahlkampf plakativ reduzieren. Die Grünen-Kandidatin Carola Belloni wirft dem Amtsinhaber Moritz Sappl (GWV) vor, Konzepte in der Schublade zu lassen und zu langsam zu agieren. Für eine schrittweise Entwicklung wirbt dagegen der amtierende Bürgermeister. Bei einer Podiumsdiskussion der Kandidaten im Beuerberger Gasthaus zur Mühle zeigte sich das exemplarisch. Moderator Carl-Christian Eick vom Isar-Loisachboten hatte dafür die Schwerpunkte Wohnen und Leben, Klimaschutz, Umwelt, Energiewende und Mobilität gesetzt.

Mit ihrer Kritik, zu viele Gemeinderatssitzungen würden hinter verschlossenen Türen stattfinden, erzeugte die 61-jährige Belloni allerdings das größte Raunen im Saal. Gemeinderat Alexander Sebald (Herrnhauser Liste) empörte sich, dass alle Sitzungen bis auf Vergaben und Personalangelegenheiten öffentlich seien. In seiner 18-jährigen Zeit im Gremium habe er Belloni kein einziges Mal als Gast gesehen.

Gleichklang herrschte darin, dass Eurasburg mehr Radwegeverbindungen und bezahlbaren, aber nur ortsverträglichen Wohnungsbau braucht. Doch der 47-jährige Amtsinhaber Sappl bremste. Eurasburg allein könne den Wohnungsmangel in der Region nicht lösen, betonte er. In den kommenden Jahren könnten um die 30 neue Wohnungen entstehen - etwa die vier kommunalen Wohnungen über dem Eurasburger Supermarkt oder beim Sozialwohnungsbau in Bruggen und dem Einheimischenmodell in Berg. Gerade Leute, die in der Kommune aufgewachsen seien und sich in Vereinen engagierten, brauchten leistbaren Wohnraum. Für Belloni war das zu wenig. Es gehe mehr, sagte sie. "Wir müssen verdichten."

Carola Belloni von den Grünen will Nachverdichtung. (Foto: Hartmut Pöstges)

So könnte die Kommune nach Ansicht von Belloni eigenen Grund entwickeln oder Grundstücke von Genossenschaften bebauen lassen. Für Großfamilien könnten Mehrgenerationenhäuser entstehen. Lasse die Kommune Dachausbauten zu, sei zusätzlicher Wohnraum möglich. Den Vorwurf von Belloni, das in Berg geplante Einheimischenmodell gehe nicht voran, konterte Sappl mit den komplexen Planungen zur Regenwasserbeseitigung. "Das ist die Voraussetzung, um zu bauen."

Auf die Frage nach einem Energiekonzept für Eurasburg, sprach Belloni von mehr Ladestationen für Elektroautos. Auch Blockheizkraftwerke und Solarzellen auf Dächern oder am Boden seien denkbar. So könne die Kommune ein Nahwärmenetz aufbauen. Im Ort produzierter Strom lasse sich sogar in ein eigenes Netz einspeisen, wenn die Kommune die Leitungen des Bayernwerks übernehme. "Vieles ist noch in der Schublade", sagte Belloni. Sappl dagegen warnte davor, sich von einer Übernahme des Stromnetzes zu viel zu versprechen. Der Kommune blieben maximal 40 000 Euro jährlich übrig, wovon noch Mitarbeiter bezahlt werden müssten. Laut Gemeinderatsbeschluss könne Eurasburg den Konzessionsvertrag zwar alle fünf Jahre kündigen. Vor 2025/26 komme es aber sowieso nicht infrage, sich den Stadtwerken Wolfratshausen und Geretsried anzuschließen, die derzeit über einen ähnlichen Schritt nachdenken.

Für Bürgermeister Moritz Sappl kann Eurasburg den Wohnungsmangel nicht allein lösen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Dissens gab es in der Frage der Schulhauszusammenlegung. Für Sappl soll die Bildungseinrichtung in Beuerberg konzentriert sein. Belloni plädiert dagegen für den Standort Eurasburg. Denn dort soll auch das Sportzentrum entstehen. Beides gehört für Belloni zusammen. Die Planungen gingen ihr zu langsam. Dagegen wehrte sich Sappl. Erst in dieser Amtsperiode sei es gelungen beim Sportzentrum mit dem Sportverein zu reden und nicht mehr übereinander. Es habe viele Gespräche gegeben. Genauso wehrte sich Sappl gegen die Kritik bei der Entwicklung von Kloster Beuerberg die Öffentlichkeit zu wenig zu informieren und kein eigenes kommunales Konzept zu haben. Er verwies auf Ortswerkstätten, die Umstellung auf dauerhaften Ausstellungsbetrieb sowie den entstehenden Beherbergungsbetrieb. Überzeugen konnte er Belloni nicht. "Wir brauchen jetzt mal einen großen Wurf", mahnte sie. Die Zeit renne der Kommune davon.

© SZ vom 12.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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