Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Vielfalt und Verjüngung

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Sebastian Salvamoser ist der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten in Kochel am See. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Kochler SPD geht mit acht Kandidaten in die Kommunalwahl

Von Claudia Koestler, Kochel am See

Die Sozialdemokraten in Kochel am See gehen mit acht Kandidaten, davon drei parteifrei, und zehn klaren Zielen in die Kommunalwahlen 2020. Eine Bürgermeisterkandidatin oder einen -kandidaten präsentierten die Genossen bei ihrer Aufstellungsversammlung allerdings nicht. Stattdessen wollen sie ihre neuen Listenkandidaten langfristig aufbauen: "Wir streben die Verjüngung an, wir wollen der Jugend eine Chance geben", sagte der Ortsvorsitzende Bernhard Schülein.

Dabei haben die Kochler Sozialdemokraten ein großes Wunschziel: "Vier Sitze im Gemeinderat, das wäre traumhaft", so Schülein. Derzeit haben die Genossen zwei Vertreter im Gremium, nachdem die SPD-Fraktionssprecherin Rosemarie Marksteiner im Dezember ihr Amt zurückgab und aus der SPD-Fraktion austrat. Sie will zur kommenden Kommunalwahl mit einer eigenen Liste antreten. Marksteiner hatte ihren Bruch mit der SPD damit begründet, dass ihr die Parteigenossen einen neuerlichen Listenplatz bei der Aufstellung der Gemeinderatskandidaten verweigert hätten. "Es ist kein Geheimnis, dass es getrennte Wege gibt", sagte Schülein dazu, nannte es aber gleichzeitig "einen eigenartigen Fall". Seit Mai des vergangenen Jahres habe es Gespräche gegeben. Dabei habe die SPD eine eigene Liste favorisiert, während sich Marksteiner für eine Kochler Einheitsliste ausgesprochen habe. "Sie wollte sich wohl alle Optionen offen halten", nannte das der Vorsitzende. Letztlich sei klar geworden, dass sich Marksteiner wohl nicht mit dem Programm der SPD identifizieren konnte, "es hatte dann keinen Sinn mehr". Dass Marksteiner nun den Genossen Wählerstimmen abluchsen könnte, "davor ist uns nicht bang", sagte Schülein.

Er selbst stellt sich nicht zur Wahl - zum einen, weil er seinen Wohnsitz nicht in Kochel hat. Zum anderen aber auch, "weil ich mit 73 Jahren auch nicht das ideale Alter habe", sagte er. Der ehemalige Kochler Bundestagsabgeordnete Klaus Barthel rangiert mit seinen 64 Jahren auf Platz fünf. Den Spitzenplatz indes hat der erst 28-jährige Sebastian Salvamoser nun inne, der seit Anfang 2019 Mitglied der Partei ist und seit November Schriftführer im Ortsverein. Der Germanist ist für Schülein "ein kluger Kopf und ein Hoffnungsträger", den die Partei langfristig aufbauen will.

Was die Leitlinien der Kochler SPD für ihre künftige Arbeit im Gemeinderat anbetrifft, so legten die Genossen zehn Grundgedanken und Zielvorstellungen in einem Flyer vor. In Kochel sollten demzufolge alle Bürger dieselben Rechte haben, unabhängig von Besitz und Herkunft. Sie wollen also auch jenen "Gehör verschaffen, deren Vorfahren noch nicht hier lebten". Die Schönheit der verschiedenen Ortsteile müsse bewahrt werden, das inkludiere unter anderem, dass weniger Bäume gefällt und der Flächenfraß gestoppt werden müsse. In der Gemeinde sollte sich jeder gefahrlos zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewegen können, derzeit drohe die Kommune jedoch, im Autoverkehr zu ersticken. Die SPD fordert deshalb unter anderem Tempo 30 in Wohngebieten, mehr Fußgängerüberwege und einen Ortsbus für alle Gemeindeteile und mit Anbindung der Nachbarkommunen als Pilotprojekt. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum steht ebenso auf der Agenda wie der Erhalt der Georg-von-Vollmar-Akademie. Die Genossen fordern Regeln für den Tourismus und sie wollen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten, "allerdings nicht um jeden Preis". Großprojekte wie den Pumpspeicher am Jochberg lehnen sie weiterhin ab. Kinder und Jugendliche, Kultur und Vereine wollen sie fördern und Arbeitsplätze schaffen respektive erhalten.

Die Genossen hätten es "oft erlebt, dass unsere Vorschläge zunächst belächelt, vertagt oder gar abgelehnt wurden", so Schülein. Weil sie aber am Ball geblieben seien, "hatten wir am Ende doch Erfolg". Deshalb machen sie sich stark dafür, dass es am 15. März keine absolute Mehrheit geben werde. "Wir setzen darauf, dass sich die Vielfalt der Interessen, Ideen und Meinungen im Gemeinderat abbildet. Das nutzt im Ergebnis allen."

Die Kandidaten der Kochler SPD: 1. Sebastian Salvamoser, 28; 2. Bettina Brüller (parteifrei), 34; 3. Martin Schöttler (parteifrei), 66; 4. Ruth Malzkorn, 30; 5. Klaus Barthel, 64; 6. Angelica Dullinger, 59; 7. Norbert Warga, 66; 8. Sabine Wolfslast (parteifrei), 61

© SZ vom 13.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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