Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:(K)eine Wahlempfehlung

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Volker Reeh (Geretsrieder Liste) sieht Martina Raschke in der Stichwahl

Von Felicitas Amler, Geretsried

Eine direkte Empfehlung für die Bürgermeisterwahl gibt er eigentlich nicht - aber eine indirekte für die mögliche Stichwahl. Mit einer solchen rechnet Volker Reeh, Sprecher der Geretsrieder Liste, die ohne eigenen Bewerber für den Chefsessel im Rathaus in die Stadtratswahl geht. Der Noch-CSU-Stadtrat Reeh, der sich übers Thema Stadtzentrum mit seiner Fraktion überworfen hat, macht kein Hehl daraus, dass er Amtsinhaber Michael Müller (CSU) "nicht unbedingt empfehlen" möchte. Und wer kommt seiner Einschätzung nach in die Stichwahl? "Grün und Schwarz", sagt er. Und hat damit unausgesprochen bereits dazu geraten, im Fall der Fälle Martina Raschke die Stimme zu geben.

Die Stadtentwicklung sei an den Infoständen der Geretsrieder Liste immer wieder ein Thema gewesen, berichtet Reeh. Für sehr viele sei dies "eine große Herausforderung". Es geistere ja immer die Formel 36/36 herum - sie steht für das mögliche Wachstum der 26 000 Einwohner-Stadt Geretsried auf 36 000 bis zum Jahr 2036. "Ein Horrorszenario", wie Reeh sagt. Aber eigentlich wisse man derzeit einfach nicht, wie schnell es gehen werde. "Und selbst bei 30 000 sagen die Leute: Wo denn?" Die meisten, vor allem ältere Leute, seien sehr skeptisch gegenüber Hochhäusern. "Siebengeschossig ist schon das Maximum." Viele hätten aber auch gesagt, wenn schon ein Hochhaus, dann als Solitär, "wenn's wirklich gut ausschaut", und mit viel Grünflächen rundherum. Das sei den Leuten besonders wichtig: "Nicht alles zupflastern."

Ein anderer Schwerpunkt im Wahlkampf seien die Radwege, erklärt Reeh. Die Geretsrieder Liste unterstütze den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub ADFC in dessen Forderungen. Und genauso wie die SPD, die dies mit einer Radrundfahrt noch unterstrichen hat, nennt er als größte Probleme den Knoten B 11/Blumenstraße und die Tattenkofener Straße.

Schließlich sei auch der Wunsch nach moderneren, besser ausgestatteten und nach mehr Spielplätzen immer wieder an die Geretsrieder Liste herangetragen worden, die dies in ihrem Programm hat.

Eine förmliche Wahlempfehlung gibt die Gruppierung, die eigens zu dieser Kommunalwahl gegründet wurde, nicht. Reeh sagt, jeder, der ihn darauf am Infostand angesprochen habe, wisse, wo er persönlich stehe. Seine Kritik an Müller habe vor allem damit zu tun, "wie man mit Stadträten kommuniziert". Als Beispiel schildert er seine jüngste Begegnung mit dem Bürgermeister auf dem Grünen Markt, wo Geretsrieder Liste wie CSU einen Infostand hatten: "Er geht an mir vorbei und grüßt nicht einmal." Die Frage, ob er die parteilose Vorgängerin Cornelia Irmer anders erlebt habe, bejaht Reeh prompt. "Ich hatte oft mit ihr kontroverse Auseinandersetzungen, aber das ging immer mit Stil ab." Er wisse um seine Schwäche: "Ich bin nicht der perfekte Diplomat, aber das hat sie mir nie übel genommen." Er glaube, dies sei eine Stärke der Frauen: "Die können eher verbinden."

© SZ vom 13.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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