Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Grüner Überraschungs-Aspirant

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Mathias Petito, hier bei einer Eurasburger Bürgerversammlung, hat die doppelte Staatsbürgerschaft beantragt, um Rathauschef werden zu können. (Foto: Hartmut Pöstges)

In Eurasburg will ein italienischer Staatsbürger als Bürgermeister kandidieren

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Mit seinem Schritt hat Mathias Petito die Eurasburger Grünen überrascht: Der Elektromeister und langjährige Vorsitzender der Feuerwehr will für die Partei als Bürgermeister kandidieren. Ob es soweit kommt, ist aber noch offen. Denn bisher erfüllt der 46-Jährige dafür nicht die rechtlichen Voraussetzungen: Petito ist italienischer Staatsbürger. Damit darf er zwar für den Gemeinderat, aber nicht als Bürgermeister kandidieren. Der Eurasburger hat daher die doppelte Staatsbürgerschaft beantragt. Erst im Januar rechnet er, dass das Verfahren abgeschlossen ist. Über seine Kandidatur müssen die örtlichen Gruppen dann noch einmal in einer eigenen Versammlung abstimmen.

Von einem "komplett demokratischen Prozess" spricht Klaus Koch. Für den Gemeinderat und Grünen-Landratskandidaten zur Kommunalwahl 2020 ist das weitere Prozedere vollkommen offen. "Es ist alles möglich", sagt er auf Nachfrage. "Anfang Januar müssen die Dinge aber klar sein." Habe Petito bis dahin die doppelte Staatsbürgerschaft, müssten die Parteimitglieder über dessen Bürgermeister-Kandidatur entscheiden. Es könne auch durchaus sein, dass sich noch weitere Bewerber meldeten. Am Ende könne es auch auf keinen oder einen anderen Kandidaten für den Rathaus-Chefsessel hinauslaufen.

Nur die Gemeinderatsliste der Eurasburger Grünen für die Kommunalwahl Mitte März steht fest. Zur Aufstellungsversammlung vergangene Woche haben die Mitglieder 16 Bewerber gewählt. An der Spitze steht die Eurasburger Journalistin Carola Belloni. Ihr folgt Jakob Koch. Auf die Reihenfolge hatte sich der Vorstand laut Koch im Vorfeld bereits verständigt. Petitos Name sei zur Versammlung zunächst nicht genannt worden. Als sich der Elektromeister beworben habe, hätten sich alle darauf verständigt, ihn auf Platz acht zu wählen.

Zwischen 21 und 73 Jahren alt sind die Kandidaten der Eurasburger Grünen für die kommende Kommunalwahl. Lehrer sind genauso darunter wie Psychologen oder auch Bio-Bauern. "Aus meiner Sicht ist das eine starke Liste", sagt Koch. Die Grünen deckten damit ein breites Spektrum mit Kandidaten aus vielen Ortsteilen und Berufen ab. Zur Kommunalwahl gelte es stärker abzuschneiden als bisher mit drei Grünen-Gemeinderäten in Eurasburg.

Zu den wichtigsten Zielen der Grünen zählt Koch die Energiewende und die Klimapolitik. Das Landkreis-Ziel, bis 2035 energieautark zu werden, lässt sich für ihn nur auf Ebene der Kommunen erreichen. Darauf müssten die Gemeinden etwa bei Bebauungsplänen achten. Beispielsweise müssten Dachneigungen optimal auf Photovoltaikanlagen abgestimmt werden. Über Fernwärmenetze müsse nachgedacht werden. Die Gemeinden brauchten dringend günstigen Wohnraum. Für einen besseren öffentlichen Personennahverkehr müsse Eurasburg Druck auf den Landkreis machen. Zur Bürgermeister-Kandidatur hat sich Petito entschlossen, weil ihm zufolge Vereine und Bürger bei politischen Entscheidungen außen vor bleiben. Und oft würden sie zu wenig gefragt, wenn etwas beschlossen werde. Das ärgere ihn. "Das ist unser Dorf."

Die Kandidaten der Eurasburger Grünen: 1. Carola Belloni, 61 Jahre, Journalistin; 2. Jakob Koch, 21, Student; 3. Lucia Schreck, 39, Lehrerin; 4. Thomas Holzer, 57, Geschäftsführer; 5. Dietlind Erber, 63 Psychologin; 6. Hans Urban, 41, Bio-Bauer; 7. Klio Münz, Psychologin; 8. Mathias Petito, 46, Elektromeister; 9. Birgit Reichert, 73, Pensionistin; 10. Alexander Müllejans, 62, Feinmechanikermeister; 11. Christiane Fußy, 54, Lehrerin; 12. Franz Epp, 65, Berufsschullehrer; 13. Beatrix Bauer, 48, Bio-Bäuerin; 14. Klaus Koch, 55, Förderschulrektor; 15. Anke Müllejans, 56, freiberufliche Stylistin; 16. Boris Kopitz, 50, TV-Sendetechniker

© SZ vom 13.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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