Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Eglinger Kandidaten im Direktvergleich

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Florian Sperl (links im Bild) tritt bei der Kommunalwahl am 15. März als Kandidat der Eglinger CSU gegen den amtierenden Bürgermeister Hubert Oberhauser der Freien Wähler an. (Foto: Hartmut Pöstges)

Hubert Oberhauser (FWG) und Herausforderer Florian Sperl (CSU) stellen sich als Bewerber um das Bürgermeisteramt dem Publikum bei einer Podiumsdiskussion vor. Obwohl beide politisch aus dem konservativen Lager kommen, grenzen sie sich inhaltlich deutlich voneinander ab

Von Claudia Koestler, Egling

Nur ein Kandidat fordert derzeit den amtierenden Rathauschef in Egling heraus. Beide kommen aus dem politisch konservativen Lager, beide setzen sich für Umwelt- und Naturschutz, Wirtschaft, Soziales und bezahlbaren Wohnraum ein, und trotzdem ist der Wahlkampf in der Gemeinde spannend. Denn es ist nicht nur ein Duell von Neuzugang gegen Alteingesessen, nicht nur frischer Wind gegen Erfahrung. Bei einer Podiumsdiskussion mit den Bürgermeisterkandidaten Florian Sperl (CSU) und Hubert Oberhauser (FWG) im Aufhofener Jägerwirt schälten sich am Donnerstag auch inhaltlich klare Unterschiede heraus.

Erwartbar blieb lediglich eingangs die Vorstellung der Kandidaten bei der Veranstaltung, die Volker Ufertinger, Redakteur des Isar-Loisachboten, moderierte. Während Sperl 32 Jahre jung und ein lokalpolitisch unbeschriebenes Blatt ist, dafür aber mit Leidenschaft etwas reißen will, warf Oberhauser (52) seine ganze politische Erfahrung in die Waagschale: seit 24 Jahren im Gemeinderat, zwölf Jahre Kreisrat, zwölf Jahre Zweiter Bürgermeister und nun seit sechs Jahren an der Rathausspitze. Im Gespräch schlug der erfahrene Politiker dann schnell auch mal einen schärferen Ton an. So verkniff sich der amtierende Bürgermeister Oberhauser die eine oder andere Spitze gegen seinen jungen Herausforderer nicht ("Man muss halt auch mal was zu Ende denken"). Sperl indes ließ sich davon jedoch nicht irritieren, genauso wenig wie noch von kritischen Stimmen aus dem Publikum, dass er als vor drei Jahren Zugezogener nicht erst in den Gemeinderat, sondern gleich direkt in den Chefsessel wolle.

Er wolle die Gemeinde "enkeltauglich" halten, sagte Sperl. Dazu zählt für ihn, Lebensräume ausbauen, etwa mit zusätzlichen Blühstreifen. Die Energiewende will er vorantreiben und die Mobilitätswende erreichen. Oberhauser konterte, dass in der Gemeinde bereits viel angestoßen oder umgesetzt sei, erklärte aber auch: "Beim Klimaschutz muss sich jeder an die eigene Nase fassen." Gute Nachrichten hatte er in Sachen Verkehrswende, denn bis Ende 2021 soll Egling an eine Schnellbuslinie angebunden werden. "Für die Gemeinde wäre das ein Lottogewinn", sagte Oberhauser. In Sachen Wärmegewinnung sehe er noch viel Potenzial. Im Regionalplan 17 seien auf Eglinger Flur zwei Vorrangflächen für Windkraft eingezeichnet - "wenn man die Energiewende ernst nimmt, muss man sich mit diesem Thema auch auseinandersetzen." Sperl hingegen will die Windkraft "hinten anstellen", er priorisiere Photovoltaik und den Austausch von Ölheizungen.

Gut fünf Millionen Euro Rücklagen verzeichnet Egling derzeit. Oberhauser will davon langfristig unter anderem Flächen erwerben, auch für bezahlbaren Wohnraum. Sperl findet indes, "an der Wirtschaft kann man noch drehen". Er möchte einen Wirtschaftsreferenten einstellen - eine Personalie, die Oberhauser als unnötig ansieht: "Das ist Aufgabe des Bürgermeisters." Auch dem Wunsch nach einem Ärztehaus und einer Apotheke nahm der amtierende Rathauschef Wind aus den Segeln, indem er sagte, dass bei bisherigen Versuchen "der Teufel stets im Detail steckte." Wieder ein Konter der Erfahrung, dem Sperl aber Willen entgegensetzte: "Sicher nicht leicht, aber ich verspreche, mit den Zuständigen zu sprechen."

Was das Gemeinschaftsgefüge angeht, fordert Sperl den Ausbau der Kinderbetreuung mit erweiterten Zeiten, Ferienbetreuung, eine Reaktivierung der Nachbarschaftshilfe, Busse, die in Ortsteilen von Hof zu Hof fahren, und einen Beachvolleyballplatz. "Einen Großteil davon haben wir bereits", entgegnete Oberhauser. So gebe es einen Grundsatzbeschluss für den Neubau eines Horts an der Grundschule mit 100 Plätzen. Und auf dem Springer-Areal entstehe unter anderem eine Seniorentagesstätte und Wohnraum. "Das wird ein Leuchtturmprojekt im ganzen Landkreis."

Was Wohnen angeht, fordert Sperl eine behutsame Entwicklung. Die Kommune solle mehr eigene soziale Bauprojekte auf eigenen Flächen verwirklichen und eine Baugenossenschaft gründen. Es brauche ein Leerstandsmanagement, zudem wolle er einmal im Monat in den Ortsteilen zum Gespräch aufschlagen. Leerstand war Oberhauser indes gar nicht bekannt. Entscheidend sei vielmehr, dass die Gemeinde an Flächen komme, sagte er. Hier gebe es eben "einige Eisen im Feuer", noch sei aber nichts spruchreif. Wo es ortsgestalterisch passe, müssten künftig auch Mehrfamilienhäuser entstehen können, gemeindliche Gebäude würden bereits im Zuge von Sanierungen zu Wohnraum umgewandelt. Was Sperls monatlichen Ortsteil-Termin angehe: "Die Bürgermeistersprechstunde ist vielen bestimmt lieber, als ihr Anliegen vor 20, 30 anderen im Wirtshaus zu besprechen."

Das Publikum nutzte die Gelegenheit zu ganz konkreten Fragen. Hans Pertold etwa wollte wissen, ob es Zuschüsse geben könnte zum Ausbau alter Ölheizungen. Dafür gebe es bereits Förderungen des Bundes, sagte Oberhauser, dennoch sei auch eine gemeindliche Förderung "überlegenswert". An Sperl gerichtet fragte Pertold, was dieser tun wolle, wenn er Bürgermeister werde, aber in sechs Jahren nicht wiedergewählt würde. Der Angesprochene gab sich selbstbewusst: "Ich gehe von der Wiederwahl aus." Enno Biergans fragte nach den umstrittenen Wohnbauprojekten in Deining an der Tölzer Straße und der Hochstraße. "Wie stehen Sie zur Gewinnmaximierung von Bauträgern?" Oberhauser verwies bei der Tölzer Straße auf die umliegende Bebauung und betonte, dass an der Hochstraße nur manche Flächen Baurecht hätten und zu den weiteren dazu noch Verhandlungen liefen. "Wir machen keine Planung, die Bauträgern zugute kommt", stellte er grundsätzlich fest. Sperl wurde schärfer: "Bei Bauträgern geht es nur um die Gewinnmaximierung. Die Gemeinde hätte die ganze Fläche selber kaufen sollen." Benedikt Spindler fragte nach dem Mobilfunkausbau. Sperl will diesen angehen, Oberhauser auch, wobei er aber warnte: "Das Thema birgt auch Sprengstoff." Es brauche die Ergebnisse einer Mobilfunkbedarfsanalyse, um sinnvoll die nächsten Schritte zu planen. Knut Arndt fragte nach Betreutem Wohnen und einem Bürgerbus, da der Schnellbus nicht den weiteren Ortsteilen nütze. Wenn der Schnellbus erst einmal da sei, werde man auch an der Anbindung schrauben, versprach Oberhauser.

Bei der Frage, was sie denn am Amt des Bürgermeisters reize, hatten beide Kandidaten kompakte Antworten parat: Sperl will nach eigener Aussage die Kommune zukunftsfähig gestalten und dazu den frischen Wind nutzen, den er mitbringe. Oberhauser hingegen fühlt sich "ganz im Amt angekommen". Und er sprach wieder aus Erfahrung, als er anfügte: "Man kann dabei allerdings nicht immer Everybody's Darling sein. Manchmal muss man auch etwas durchsetzen."

© SZ vom 22.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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