Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Debüt ohne Diktate

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In Lenggries treten die Grünen zum ersten Mal zur Kommunalwahl an. Bei der Vorstellung ihres Programms betonen sie, keine "Verbotspartei" zu sein

Von Petra Schneider, Lenggries

Die Grünen, die zum ersten Mal in Lenggries antreten, wollen "frischen Wind" in die Brauneckgemeinde bringen. Sieben Frauen und sechs Männer bewerben sich um einen Sitz im künftig 24-köpfigen Gemeinderat, in dem derzeit ausschließlich CSU und Freie Wähler vertreten sind. Frischer Wind ja, zu strenge Regelungen nein - das wurde bei der Präsentation des Programms mehrfach betont. "Die Grünen sind nicht die Verbotspartei, als die sie immer gesehen werden", sagte Werner Hüttl.

Beispiel Isar. Wegen einiger "schwarzer Schafe", die durch verstärkte Kontrollen ausfindig gemacht werden müssten, dürfe man nicht Verbote für alle erlassen, sagte Spitzenkandidatin Daniela Werner. So könne die Gemeinde etwa Grillplätze ausweisen. Auch Räume für Jugendliche wollen die Grünen zur Verfügung stellen sowie Skate- oder Basketballplätze einrichten. Zentrale grüne Themen sind Umweltschutz und Energiewende. Auch in Lenggries, wo sich der vor knapp einem Jahr gegründete Ortsverband für einen Ausbau von Photovoltaikanlagen auf gemeindlichen Gebäuden ausspricht. Alpenfestsaal, Gasthof Post, Rathaus, Schule, überdachte und mit PV-Anlagen bestückte Parkplätze - "da gibt es noch jede Menge Möglichkeiten", sagte Amanda Reiter. Auch die Windkraft ist für die Grünen eine Option. Sie fordern "Mut zur Windenergie", ein Thema, "das sicher kontrovers diskutiert wird", wie Werner Hüttl sagte. Windkraftanlagen seien jedoch ein wichtiges Standbein für die Energiewende, über das man auch in Lenggries nachdenken könne. "Das soll aber kein Diktat sein", betonte Hüttl. Beim Thema Wasserkraft sprechen sich die Grünen für mehr Restwasser in Isar und Rißbach aus. Denn Energiewende und Naturschutz müssten in Einklang gebracht werden. Strom aus Wasserkraft sei nicht ökologisch, wenn die Flussgesundheit leide.

Den Wohnungsbau wollen die Grünen bei der gemeindlichen Raumplanung "absolut vorrangig behandeln." Einheimischenmodelle, sozialer Wohnungsbau, Mehrgenerationenwohnen, die Förderung von Genossenschaften und Wohnungsbörsen sehen sie als Möglichkeiten, Wohnraum für unterschiedliche Bedürfnisse zu schaffen. Kritisch bewerten die Grünen in diesem Zusammenhang die strenge Ortsgestaltungssatzung der Gemeinde: Sie sei etwa beim Thema Außentreppen so eng gefasst, dass An - und Ausbauten kaum möglich seien.

Beim Tourismus stehen die Grünen für Nachhaltigkeit und "Qualität statt Quantität". Sie plädieren "definitiv"für eine Sauna in der Isarwelle und meinen, eine Rutsche würde die Attraktivität des Familienbads erhöhen. Wegen des steigenden Ausflugsverkehrs verliere der Tourismus an Akzeptanz in der Bevölkerung, warnte Werner. Der kostenlose ÖPNV für Gäste mit Gästekarte Plus sei zwar ein "tolles Angebot." Nötig sei aber eine bessere überregionale Koordinierung, etwa mit dem Bergsteigerbus am Achensee oder dem Schiffsfahrplan am Tegernsee.

Generell leidet Lenggries nach Ansicht der Grünen an einem "massiven Verkehrsproblem". Sie fordern Tempo 30 in der Dorfmitte, "da gibt es bei uns keine Diskussion", sagte Busch. Mehr Verkehrsinseln, ein Ringverkehr um den Ortskern, kleinere Busse und "Nachtschwärmerbusse" vor allem für Jugendliche. In Lenggries müsse endlich "Verkehrsgerechtigkeit" hergestellt, und Verkehrsräume müssten so gestaltet werden, dass sie nicht nur für Autos, sondern auch für Fußgänger und Radfahrer attraktiv und sicher seien.

Für die Kaserne haben die Grünen keine "fertigen Pläne." Konzepte müssten zeitnah und mit Bürgerbeteiligung entwickelt werden. Das Areal sei ein Schmuckstück und müsse unbedingt in Gemeindehand bleiben. Die Sanierung und Nutzung der Sportflächen solle dabei "Priorität" haben. Ein weiterer Schwerpunkt der Partei ist die Barrierefreiheit. Es könne nicht ein, dass Rollstuhlfahrer nicht mit der Bergbahn aufs Brauneck fahren könnten, sagte Busch. Auch die Digitalisierung und E-Government wollen die Grünen vorantreiben, beim 5G-Ausbau zeigen sie sich aber zurückhaltend. "Eine angemessene Versorgung mit Glasfaser ist nicht gleich 5G", sagte Reiter. Auch familienfreundlichere Öffnungszeiten und vielfältigere Kita-Angebote stehen auf der Agenda. Zudem unterstützen die Grünen die Idee eines Landschaftspflegeverbands", in dem Kommunen, Bauern und Naturschutzverbände eingebunden sind.

© SZ vom 03.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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