Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Coole Läden und Schafe auf dem Dach

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Ideenaustausch im Jugendcafé (von links): Michael Ernst (SPD), Franz Mayer-Schwendner (Grüne), SZ-Redakteur Florian Zick, Michael Lindmair (Freie Wähler) und Ingo Mehner (CSU). (Foto: Manfred Neubauer)

Im gut besuchten Tölzer Jugendcafé stehen die Bürgermeister-Kandidaten ihren Gästen Rede und Antwort

Einkaufsmöglichkeiten für junge Leute, der Erhalt des großen Spielplatzes an der Flinthöhe und ja, erstaunlicherweise auch das: das an einzelnen Stellen nicht gerade ansprechende Stadtbild in Bad Tölz - all das war am Samstagabend im Jugendcafé Thema bei einer Debatte von Jugendlichen mit den vier Tölzer Bürgermeisterkandidaten. Organisiert hatte den Diskussionsabend die Tölzer Jugendförderung. Man habe den jungen Leuten vor der U18-Wahl die Gelegenheit geben wollen, die Kandidaten noch einmal persönlich kennenzulernen, erklärte Franz Späth, der Leiter der Jugendförderung. Zudem hätten Jugendliche ganz andere Anliegen als Erwachsene. Der Abend, der von Florian Zick, Teamleiter der SZ Bad Tölz-Wolfratshausen, moderiert wurde, sollte deshalb dazu dienen, auch Fragen zu klären, die in der politischen Auseinandersetzung sonst vielleicht nur am Rand eine Rolle spielen.

Die jungen Gäste im gut gefüllten Saal des Jugendcafés nutzten diese Chance sehr ausdauernd. Ob man nicht mal Geschäfte nach Tölz holen könne, die auch Klamotten für ein jugendliches Publikum anböten, wollte jemand wissen. Michael Lindmair, der Bürgermeisterkandidat der Freien Wähler, hat als Immobilienmakler da einen sehr guten Überblick. Von Seiten der Stadt könne man da wenig tun, sagte er. "Wir müssen halt schauen, dass das Angebot von Ladenflächen die Geschäfte von selbst anzieht." In der Marktstraße selbst würden sich junge Geschäfte aber wohl auch in Zukunft schwer tun, vermutet er. Dort sei der Quadratmeterpreis einfach zu hoch.

Die Jugendlichen beschäftigt auch das Erscheinungsbild der Stadt. Zum einen soll das neue Josefistift auf der Flinthöhe entstehen. Für das Seniorenheim müsse ein großer Spielplatz weichen. Das sei doch sehr traurig für die Kinder dort, hieß es aus Reihen der Jugendlichen. Zum anderen gebe es in der Stadt mittlerweile mehrere Immobilien, die keinen guten Eindruck hinterließen - allen voran der Bahnhof, aber auch das ehemalige Hotel Bruckfeld oder das Haus Fruth im Badeteil. Ob man da nicht etwas unternehmen könne?

Bei diesem Punkt waren sich alle Kandidaten recht einig. Der Spielplatz werde natürlich ersetzt. Der Stadtrat habe bereits beschlossen, ihn an anderer Stelle wieder aufzubauen. Und was die maroden Immobilien angehe: Die seien alle in privater Hand. Auch der Bahnhof gehöre seit seinem Verkauf im Jahr 2002 einem privaten Eigentümer. Man habe deshalb relativ wenig Einfluss. Aber wenn er nur an den Bahnhof denke, sagte Grünen-Kandidat Franz Mayer-Schwendner: "So ist es untragbar." Sollte sich dort noch länger nichts tun, müsse man alle rechtlichen Optionen prüfen. SPD-Kandidat Michael Ernst, der zwar als Bankkaufmann arbeitet, aber auch mal Zimmerer gelernt hat, versprach, im Fall seiner Wahl ein kleines Holzhäuschen zu zimmern, damit man am Bahnhof nicht im Regen stehen muss, wenn man dort zum Beispiel auf ein Taxi wartet.

Bei der Debatte wurden noch viele andere Themen angeschnitten: öffentliche Wlan-Hotspots oder bessere Busverbindungen, damit die Jugendlichen auch frühmorgens oder spätabends nicht aufs Elterntaxi angewiesen sind. Und natürlich ging es auch darum, wie man jungen Leuten eine gute berufliche Zukunft sichern kann. CSU-Kandidat Ingo Mehner wiederholte dabei seine Vision für das Moraltgelände. Der 42-Jährige hofft, dass dort so etwas ähnliches wie im Werksviertel am Münchner Ostbahnhof entstehen kann: eine Mischung aus kreativen Unternehmen, jungen Start-ups und klassischen Handwerksbetrieben.

"Da grasen sogar Schafe auf einem Hochhausdach", sagte Mehner. Sollte das gelingen, hätten junge Leute in Bad Tölz die Wahl: Schäfer, Schreiner oder Software-Entwickler - alles wäre an einem Ort versammelt.

© SZ vom 02.03.2020 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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