Kommunalwahl in Bad Tölz-Wolfratshausen:Besser wohnen und mehr zuhören

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Landratskandidat Klaus Koch und Bürgermeister-Kandidatin Martina Raschke skizzieren beim Jahresabschluss der Geretsrieder Grünen ihr Programm

Von Felicitas Amler, Geretsried

Landratskandidat Klaus Koch ist begeistert davon, dass die Grünen mit Martina Raschke auch in Geretsried Gesicht zeigen. (Foto: Harry Wolfsbauer, Hartmut Pöstges)

Ein Fahrradschnellweg durch Geretsried, dazu solide Fahrradstellplätze und -ladestationen; Carsharing für Betriebe in Kooperation mit Autohäusern und Wohnkonzepte in der Dimension und Mischform wie an der Banater Straße in Geretsried geplant: Mit diesen Beispielen hat Klaus Koch, Landratskandidat der Grünen, am Montag skizziert, dass es gerade im Kommunalen künftig "absolut kreativer Politik" bedürfe. Koch sprach beim Jahresabschlussabend der Geretsrieder Grünen im "Papperla-Pub". Er konzentrierte sich auf die konkrete Politik, nachdem zuvor Bürgermeister-Kandidatin Martina Raschke ihre Grundsatzpositionen dargelegt hatte.

Raschke berief sich mit mehreren Zitaten auf die schwedische Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg, zum Beispiel: "Ich habe gelernt, dass man nie zu klein dafür ist, einen Unterschied zu machen." Auf dieser Grundlage erklärte sie, dass die Grünen in Geretsried etwas erreichen könnten. Raschke, Mitbegründerin der Bürgerstiftung Energiewende Oberland, nannte diverse Themen, vom Klimaschutz über die Kooperation mit der örtlichen Wirtschaft nach dem Prinzip der Gemeinwohl-Ökonomie bis zur sozialen und ökologischen Stadtentwicklung. Sie betonte, Transparenz und Austausch mit den Bürgern müssten in Geretsried stärker werden. Es brauche "eine Politik des Gehört-Werdens", sagte sie: "Da erlebe ich in Geretsried sehr wenig."

Als weitere Stichpunkte nannte die Bürgermeister-Kandidatin den sozialen Wohnungsbau, Verkehrskonzepte ("ein ganz, ganz wichtiges Thema") und die Förderung der "Sportstadt Geretsried"; dies sei ihr "ein Herzensanliegen", sagte sie, "ich glaube, das kam in der Vergangenheit zu kurz". Wie sie dies meinte, nachdem Geretsried in den vergangenen neun Jahren 40 Millionen Euro in den Sport investiert hat, wurde aus dem Kreis der 13 Versammelten nicht nachgefragt. Schließlich streifte Raschke das Thema Kultur: Diese sei "wie Sport etwas wie Klebstoff", sagte sie, "etwas fürs Herz, fürs Miteinander". Sie beendete ihre Rede mit einem Bekenntnis zu den Zielen der Fridays for Future, zu deren Erreichung es die Grünen brauche.

Koch zeigte sich überaus angetan davon, dass Geretsried eine grüne Bürgermeister-Kandidatin hat. Sein Herzschlag habe sich beschleunigt, als er gehört habe, dass Raschke bereit sei anzutreten. Denn es sei keineswegs immer leicht, in Geretsried, der mit rund 26 000 Einwohnern größten Stadt des Landkreises, mit grüner Politik durchzudringen, sagte Koch. Und direkt zu Raschke: "Es ist großartig, dass du unseren Ideen ein Gesicht gibst."

Koch erklärte, natürlich sei das zentrale Thema derzeit der Klimaschutz. Aber wenn man die Leute frage, was sie am meisten bewege, sei es das Wohnen. Der Landkreis werde in den kommenden zehn Jahren um mehr als 10 000 Einwohner wachsen, und zwar keineswegs überwiegend um junge Familien, sondern um Menschen über vierzig, "die eine gewisse finanzielle Sättigung erreicht" haben. Gleichzeitig wanderten Familien und "mittelmäßig Verdienende" ab. Selbst Facharbeiter und Ingenieure könnten sich das Wohnen in der Metropolregion München nicht mehr leisten. Dies zu lösen und gleichzeitig grüne Themen wie weniger Flächenverbrauch, Verkehr und Energie im Auge zu behalten, sei die Herausforderung. Koch nannte das Wohnprojekt Banater Straße als beispielhaft. Dort will die Krämmelgruppe 768 Wohnungen für rund 1500 Menschen bauen, davon je 30 Prozent frei finanzierte und geförderte sowie 40 Prozent Eigentumswohnungen. "In diesen Dimensionen" müsse man heute planen, sagte der Landratskandidat. "Wir brauchen Mischformen des Wohnens, die finanzierbar sind."

Mit Blick auf die Energiewende nannte Koch es günstig, dass der Landkreis eine "klein und mittel strukturierte Wirtschaft" habe. Projekte wie Photovoltaik auf den Dächern könnten hier auch "eine Form der regionalen Wirtschaftsförderung" sein.

© SZ vom 18.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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