Kommunalwahl 2020:Warnung vor "Verkehrschaos"

Lesezeit: 2 min

Statt Ampeln fordert die Geretsrieder Liste mehr Kreisverkehre. (Foto: Hartmut Pöstges)

Geretsrieder Liste fordert mehr Kreisverkehre und ein Radwegekonzept. Kritik an Stadtratsarbeit

Von Von Felicitas Amler, Geretsried

Am wenigsten spricht die Gruppe explizit über jenes Thema, das sie zusammengebracht hat - die siebenstöckige Bebauung am Karl-Lederer-Platz: Die Geretsrieder Liste hat sich am Donnerstagabend im kleinen Saal der Ratsstuben erstmals der Öffentlichkeit präsentiert und dabei eine Reihe von Zielen vorgestellt, darunter Verkehr, Schulen und Kinderbetreuung, Sport und Ehrenamt. Die Initiatoren der Gruppierung, Volker Reeh und Patrik Kohlert, äußerten die Kritik, die sie ursprünglich vereinigt hat, eher indirekt. Beim Stichwort "Stadtentwicklung" betonten sie die Adjektive "maßvoll und sinnvoll".

Unter den rund 30 Mitstreitern und Neugierigen, die an der Versammlung teilnahmen, waren allerdings viele, die sowohl das neue Stadtzentrum als auch das geplante Wohnbauvorhaben an der Banater Straße ebenso kritisch sehen wie Reeh und Kohlert. An der Banater Straße will die Krämmelgruppe mit Unterstützung der Stadt und der Regierung von Oberbayern 768 Wohnungen bauen, davon 30 Prozent Sozialwohnungen. Das Projekt wird vielfach, so zuletzt von den Grünen, als vorbildlich und wichtig für Geretsried bezeichnet. Bei der Geretsrieder Liste warnten einige davor, dass der benachbarte Kompressorenhersteller Bauer Uniccomp "vergrault" werden könnte. "Es ist unmöglich, wie die Verantwortlichen der Stadt mit einem großen Investor wie Uniccomp umgehen", sagte ein Teilnehmer.

Den Investoren mehr vorschreiben

Reeh, der für die CSU im Stadtrat sitzt, von dieser aber nicht wieder nominiert wurde, sagte auf Nachfrage, er habe in nichtöffentlicher Sitzung gegen den städtebaulichen Vertrag mit Krämmel gestimmt. Was derartige Verträge angeht, so sind Reeh und Kohlert überzeugt, dass die Stadt dabei Investoren mehr "diktieren" könnte. Ihre Forderung lautet: "Zukünftige Neuausweisungen von Wohn- und Gewerbebauten sollen nur noch verfolgt werden, wenn die jeweiligen Bauträger sämtliche Kosten für begleitende Verkehrsmaßnahmen etc. übernehmen."

Die Verkehrssituation in Geretsried ist nach Ansicht der Liste ein "Chaos". Zur Lösung werden Kreisverkehre und ein Radwegekonzept empfohlen. Reeh räumte ein, dass die Stadt über Kreisel an der Bundesstraße 11 nicht entscheiden könne. Er riet aber dazu, "dicke Bretter zu bohren". Kohlert ergänzte, wenn ein großes Bauprojekt geplant werde, müsse "das Verkehrskonzept auch passen". Hier schaltete sich Norbert Junius mit Grundsatzkritik am Stadtrat ein. In diesem fänden "überhaupt keine Diskussionen" mehr statt, und es werde "nichts mehr gelesen". So sei das Verkehrsgutachten für den Karl-Lederer-Platz vernichtend, aber folgenlos gewesen. "Die Stadträte sind so was von schlecht vorbereitet", sagte er. "Ich erwarte von euch einen Wandel."

Heftig wurde auch die Situation für Radfahrer kritisiert, die an der Kreuzung zur B 11 die Blumenstraße queren wollen. Reeh sagte: "Ich bewundere die Leute, die da lebend drüberkommen." Ein Zuhörer ergänzte, für den Wasserkanal sei an der Stelle eine Unterführung geschaffen worden, obwohl er meist kein Wasser führe, aber für Radler nicht.

Neben der Unterstützung der Landsmannschaften, der Freiwilligen Feuerwehr und der Sportvereine spricht sich die Geretsrieder Liste für Verbesserungen in der Kinderbetreuung aus. Kohlert sagte als Beispiel, seine Kinder müssten vom Zuhause am Amselweg quer durch die Stadt zum Neuen Platz gefahren werden, weil nur dort die Betreuungszeiten angeboten würden, die für ihn und seine ebenfalls berufstätige Frau geeignet seien. Eine Zuhörerin ergänzte, sie wünsche sich auch eine Kindertagesstätte in städtischer Trägerschaft. Tatsächlich sind in Geretsried alle Einrichtungen in freier Trägerschaft. Schließlich fordert die "Liste" ein Konzept für Spielplätze in der Stadt. Das Angebot sei "armselig", sagte Kohlert: "Alle nach Schema F.

Geretsrieder Liste, Nominierung der Stadtratsliste: Mittwoch, 8. Januar, 20 Uhr, Gasthaus Isarwinkel. "Kamingespräche" jeden zweiten Sonntag im Monat, beginnend am 12. Januar, 16 bis 17.30 Uhr, Gasthaus Isarwinkel

© SZ vom 21.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: