Kommunaler Unterstützungsfonds:Mehr Teilhabe am Stadtleben

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Die Projekte, die Geld vom Kommunalen Unterstützungsfonds in Bad Tölz erhalten, stellten (von links) der Kommunale Sozialplaner Franz Späth, Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair und Horst Kürzeder, Geschäftsstellenleiter der Raiffeisenbank im Oberland, vor. (Foto: Klaus Schieder/oh)

In Bad Tölz werden seit 2016 Projekte für sozial benachteiligte Kinder und Familien gefördert. Das Geld geht diesmal an Nachwuchs-Rapper, AWO-Mittagsbetreuung, "Shooting Star" und "Stark sein ohne Muckies".

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Bad Tölz hat ein Ufo. Das Akronym steht für den Kommunalen Unterstützungsfonds, der 2016 gegründet wurde und seither Projekte für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche aus Tölz fördert, die sonst keine Zuschüsse bekommen. 800 Euro gingen diesmal an die jungen Rapper von der Südschule, die zusammen mit einem Profi einen "Würde-Rap" getextet und komponiert haben. Damit gewannen sie sogar einen Preis beim "Rooftop-Festival", das vor gut einem Monat in Wolfratshausen über die Bühne ging. Der Zuschuss sei für die erforderliche Tonstudio-Aufnahme gedacht, sagte der kommunale Sozialplaner Franz Späth in einem Pressegespräch im Tölzer Jugendcafé. Manche der Nachwuchs-Rapper seien zunächst schüchtern gewesen, nach ihrem Auftritt aber selbstbewusst in die Südschule zurückgekehrt. "Das hat einen wahnsinnigen Impact gegeben."

Die Idee für den Fonds hatte der Verein Brücke Oberland vor sieben Jahren. Das Konzept entwickelte die Bürgerstiftung Bad Tölz. Mit im Boot saßen von Anfang an auch die kommunale Sozialplanung der Stadt, Vertreter des Stadtrats, die Raiffeisenbank im Oberland und das Jugendamt des Landkreises. Es sei "nennenswert, dass der Fonds sozialräumlich so gut besetzt ist", sagte Späth. Dadurch könne man die Anträge gut bewerten.

Neben den Rappern von der Südschule bekommt das Projekt "Stark sein ohne Muckies" an der Jahnschule ebenfalls 800 Euro. Ziel ist es dort, die Sozialkompetenz der Grundschulkinder zu fördern - indem sie lernen, Konflikte friedlich zu lösen. Das Geld soll in eine zweitägige Lehrerfortbildung fließen. 400 Euro erhält die Arbeiterwohlfahrt für ihre Mittagsbetreuung an der Lettenholzschule, die mit neuen Spielsachen und Sitzen ausgestattet werden soll. 300 Euro gehen an das BRK-Mehrgenerationenhaus. Damit werden die Druckkosten der Nachweishefte im Projekt "Shooting Star" bezahlt. Jugendliche lernen bei diesem Angebot, sich ehrenamtlich zu engagieren. Dafür erhalten sie "Sterne", die sie eintauschen können - in einer Fahrschule etwa, bei Vereinen und Organisationen. "Hintergrund ist, die Jugendlichen ans Ehrenamt heranzuführen, denn die Bereitschaft dazu nimmt ja eher ab als zu", sagte Grasberger.

"Es ist immer wieder schön, die Ergebnisse zu sehen."

Aus dem Fonds werden ausschließlich Projekte, keine Einzelpersonen unterstützt. Und auch nur solche Vorhaben, die anderswo leer ausgegangen sind, also nicht schon eine staatliche Förderung, Geld aus Stiftungen oder eine Spende erhalten haben. Die Gesuche müssen von Einrichtungen gestellt werden. Das vorrangige Ziel sei es, benachteiligten Kindern, Jugendlichen und Familien, die in Tölz wohnen, "mehr Teilhabe am sozialen Leben der Stadt zu ermöglichen", sagte Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair (FWG). Oft seien es ganz kleine Dinge, "die wir im Alltag überhaupt nicht erkennen", bei denen Ufo helfen könne. "Es ist immer wieder schön, die Ergebnisse zu sehen."

Auf die präventive Wirkung der geförderten Projekte verwiesen (von links.) Vorstandsmitglied Gerhard Grasberger von der Bürgerstiftung Bad Tölz, Bianca Ludwig vom Amt für Jugend und Familie im Landratsamt und Miriam Majer vom Verein Brücke Oberland. (Foto: Klaus Schieder/oh)

Und nicht nur das. Bianca Ludwig vom Jugendamt des Landkreises hob die präventive Wirkung der Projekte hervor, wodurch sie teure Jugendhilfe-Maßnahmen, die sonst später vielleicht nötig würden, verhindern helfen. Gerade die Corona-Zeit sei ein "Brandbeschleuniger" für Probleme bei sozial gehandicapten Kindern und Jugendlichen gewesen, sagte Miriam Majer, Gesamtbereichsleiterin für ambulantes Erziehungswesen der Brücke Oberland. Der Verein arbeite in allen vier Sozialräumen des Landkreises, sei "nahe am Puls der Zeit" und sitze oft im Wohnzimmer der Betroffenen. Majers Prophezeiung: "Im sozialen Bereich stehen wir vor einer Welle, ich wiederhole: Welle, die meiner Meinung nach noch nicht abschätzbar ist."

Der Fonds hat seit seinem Bestehen 18 Anträge bewilligt und dafür rund 15 000 Euro ausgeschüttet. Dies teilte Horst Kürzeder von der Raiffeisenbank mit. Insgesamt habe man 22 Sponsoren, die ein oder auch mehrere Male Beträge gespendet haben, Unternehmer ebenso wie Privatpersonen. "Das ist eine breitgefächerte Basis, aber die Antragsflut hat etwas zugenommen, und leider können wir nicht alles fördern", sagte er. Allerdings versucht der neunköpfige Fonds-Beirat, der über die Gesuche entscheidet, auch bei einem Nein zu helfen: Er weist dann auf mögliche andere Geldquellen hin.

Mit 2000 Euro erhielt einst das Projekt "GS-Heimat" den höchsten Einzelbetrag. Kinder und Jugendliche besuchten schulklassenweise Feuerwehren, Vereine oder Organisationen in Bad Tölz und im Umland, sahen dabei, wie sie ihre Freizeit gestalten können, und lernten ihre Lebensumwelt besser kennen. Späth gefiel vor allem ein Aspekt: "Die ganze Schulklasse macht sich auf den Weg, nicht nur die sozial benachteiligten Kinder und Jugendlichen - das war ein integrativer Ansatz."

Einen Antrag auf Förderung können Einrichtungen per E-Mail an Unterstuetzungsfonds@bad-toelz.de stellen. Wer spenden möchte, kann dies auf das Konto des Bürgerstiftung-Unterstuetzungsfonds BTOE, IBAN: DE 33 7016 9598 0103 6888 87, BIC: GENODEF1MIB,tun.

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