Königsdorf:Stockschützen-Halle wird zur Flüchtlingsunterkunft

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  • Königsdorf im Landkreis Bad-Tölz-Wolfratshausen hat bisher noch keine Asylbewerber aufgenommen.
  • Demnächst sollen die ersten Flüchtlinge in der Stockschützen-Halle untergebracht werden.
  • Da diese nicht als Wohnraum ausgebaut ist, muss noch einiges installiert werden.

Von Claudia Koestler, David Costanzo, Königsdorf

Die Suche nach Asyl-Unterkünften führt im Landkreis zu immer spezielleren Immobilien: Bald sollen rund 50 Flüchtlinge in die Halle der Königsdorfer Stockschützen einziehen. Dabei handelt es sich jedoch nur um "überdachte Bahnen", sagt Stockschützen-Abteilungsleiter Dieter Huber. Der Boden besteht aus Steinplatten, der Raum ist nicht beheizt.

Das soll sich nun schnell ändern, damit bis Anfang oder Mitte Dezember Asylsuchende einziehen können. Wie René Beysel, Hauptamtsleiter im Landratsamt, sagt, werde die Halle deshalb in Kürze mit einer mobilen Heizanlage ausgestattet. Ein Zelt außerhalb der Halle soll als Sanitärbereich dienen mit Duschen, Toiletten und Waschgelegenheiten.

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Kochen werden die Asylbewerber in der Halle jedoch nicht. "Sie werden deshalb dauerhaft per Catering versorgt", sagt der Hauptamtsleiter. Waschmaschinen hingegen will das Landratsamt noch installieren. Um die Stockschützenhalle, die die Mitglieder 2014 eingeweiht hatten, bewohnbar zu machen, rechnet das Landratsamt mit Kosten von etwa 1000 Euro pro Person.

Warum die Wahl auf die Stockschützen-Halle gefallen ist

Königsdorf ist bislang noch immer eine der wenigen Kommunen im Landkreis, in denen bislang noch keine Asylbewerber untergebracht sind. Nach Angaben von Beysel habe Bürgermeister Anton Demmel (FW) die Sprache auf die Stockschützenhalle als Unterkunftsmöglichkeit gebracht, als sich die Königsdorfer Schulturnhalle jüngst bei der Begehung als ungeeignet erwies.

Zum einen, weil in der Turnhalle für Wohnnutzung die Schneelast zu gering ist, zum anderen, weil auch der Brandschutz dort nicht für dauerhaftes Wohnen ausreicht. Vergangenen Dienstag hatte es nach dem Vorschlag Demmels, stattdessen die Stockschützenhalle ins Auge zu fassen, schließlich eine Mitgliederversammlung des TSV gegeben. Dabei hatte sich die erweiterte Vorstandschaft mit einer Gegenstimme für die Nutzung der Stockschützenhalle als Asylunterkunft ausgesprochen.

Abteilungsleiter Huber ist sich jedoch unsicher, ob man die Halle Menschen als Bleibe zumuten kann. "Das ist nicht die glücklichste Lösung", sagt er. Die Entscheidung habe aber der Vorstand des TSV mit Demmel gefällt. Der Vorsitzende Max Schlickenrieder wollte sich dazu nicht äußern.

Wie Königsdorf weitere Flüchtlinge unterbringen will

Klar ist hingegen, dass die Halle nicht die einzige Asylunterkunft im Ort bleiben wird. Seit Ende Oktober liegt die Baugenehmigung für das Projekt eines Unternehmers am Roßmoosweg vor. Dort können aller Voraussicht nach etwa 40 Asylbewerber beherbergt werden. Entgegen der Bauvoranfrage will der Bauherr nun allerdings aus Kostengründen nicht mehr Container errichten, sondern stattdessen eine Halle bauen, die er später zur Unterbringung von Fahrzeugen nutzen will. Fraglich ist allerdings, ob das Projekt noch heuer zu realisieren ist.

Der Landkreis ist derweil mit der Aufnahme von Asylbewerbern leicht im Soll: Bis Anfang November hätten 1221 Flüchtlinge aufgenommen werden müssen, de facto sind es nach Angabe von Michael Foerst, Leiter des Sozialamtes, 1196. Wöchentlich kämen derzeit 46 weitere Flüchtlinge dazu.

Die Königsdorfer Stockschützen fragen sich derweil, warum die Behörden nicht etwa die Jugendsiedlung Hochland als Unterkunft vorsehen. Die sei komplett eingerichtet. "Dort gibt es alle Möglichkeiten", sagt Abteilungsleiter Huber. Nun können die Schützen erst einmal nicht in der Halle trainieren. Huber sagt: "Das ist halt so."

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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