Bauprojekt in Kochel am See:Vier Varianten für das Verstärkeramt-Areal

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Das ehemalige Verstärkeramt am Ortseingang von Kochel am See ist seit 2021 Geschichte. Was auf dem Areal neu entstehen soll, hat nun erneut für Diskussion gesorgt. (Foto: Gemeinde Kochel/oh)

Der ursprüngliche Plan sieht vor, dort Wohnungen, Bauhof, Jugendraum und Unterkünfte für Obdachlose zu bauen. Nun sollen auch andere Optionen geprüft werden.

Von Petra Schneider, Kochel am See

Die größte Baustelle in der Gemeinde Kochel am See ist die Neugestaltung des Verstärkeramt-Areals. Bereits im Dezember 2020 wurde das Gebäude unter Protest von Denkmalschützern abgerissen, seitdem liegt das Grundstück am Ortseingang brach. Der Abriss wurde stets damit begründet, dass die Gemeinde dort den Bauhof neu bauen will, für den seit Jahren ein Grundstück gesucht wurde. Außerdem sollen 16 kommunale Wohnungen, ein Raum für die Jugend und Unterkünfte für Obdachlose entstehen - so die bisherigen Überlegungen. Ob diese umgesetzt werden, scheint nicht sicher.

Denn der Gemeinderat hat sich in seiner jüngsten Sitzung nach einer emotionalen Debatte einstimmig darauf geeinigt, Grobkostenschätzungen für vier Varianten in Auftrag zu geben: Die erste sieht vor, die Kubatur für Bauhof und Wohnungen beizubehalten, allerdings ohne Räume für Obdachlose und Jugend. Wo diese stattdessen entstehen könnten, dafür gibt es offenbar konkrete Ideen, die aber in der Sitzung nicht näher erläutert wurden. "Das ist noch nichts spruchreif", erklärte Bauamtsleiter Dirk Grusdas auf Nachfrage.

Variante zwei entspricht dieser Version, allerdings mit weniger Wohnungen. Denn wenn das Dachgeschoss nicht ausgebaut werde, könnte man Kosten sparen, weil dann auch die Tiefgarage kleiner ausfallen könnte, so die Überlegung.

Eine dritte Version sieht den Neubau eines Bauhofs ohne Wohnungen vor. Auf Antrag von Mathias Graf (CSU) und Klaus Barthel (SPD) wurde außerdem eine vierte Variante einbezogen, wonach auf dem Gelände ausschließlich Wohnungen entstehen sollen. Für den Bauhof-Neubau wurde ein alternativer Standort beim Fußballplatz nahe des Trimini und unweit des geplanten Wohnmobilstellplatzes ins Spiel gebracht. Dafür seien allerdings Bodenuntersuchungen nötig, um zu klären, ob der schlammige Untergrund tragfähig genug wäre.

Ideen für die Entwicklung des Verstärkeramt-Areals seien in einer offenen Aussprache im Bauausschuss gesammelt worden, sagte Bürgermeister Jens Müller (UWK). "Welche Möglichkeiten können wir uns vorstellen, was ist machbar, was können wir uns leisten?" Fakt sei: "Wir haben einen Bauhof, der ins Museum gehört", sagte Müller. Aus Sicht der Berufsgenossenschaft sei das Gebäude "grenzwertig".

Dass nun auch ein alternativer Standort beim Fußballplatz geprüft werden soll, wurde nicht von allen begrüßt. "Wir haben das Verstärkeramt abgerissen, um dort den Bauhof zu bauen", sagte Zweiter Bürgermeister Thomas Eberl (UWK). Ein anderer Standort berge "ganz viele Risiken". Er sehe keinen "Umsetzungshorizont", weil der Flächennutzungsplan geändert und das Ergebnis des Bodengutachtens abgewartet werden müssten. Markus Greiner (Junge Liste) kritisierte solche Bedenken als "Angstmache" und sprach von "Fantasie-Zahlen". Andere Kommunen schafften es, in zwei Jahren einen Bebauungsplan aufzustellen, "bei uns heißt es, zehn Jahre plus", schimpfte Greiner. Eine "fünfstellige Summe" für ein Bodengutachten werde in den Raum gestellt.

Eberl mahnte zur Zurückhaltung, "das ist ja hier kein Stammtisch". Der Flächennutzungsplan beim Sportplatz müsste geändert werden, und so ein Verfahren brauche eben Zeit. "Das sind reine Erfahrungswerte, keine Angstmache." Barthel plädierte dafür, verschiedene Varianten durchzurechnen, auch jene für eine reine Wohnbebauung ohne Bauhof. Das Verstärkeramt-Areal werde die Gemeinde einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. "Wir müssen genau überlegen, was wir da tun". Das sahen schließlich auch die übrigen Gemeinderatsmitglieder so.

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