Kochel am See:Neue Ideen für Walchensee-Kraftwerk

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Bisher fließt am Walchensee-Kraftwerk das Wasser nur von oben nach unten. Das könnte sich ändern. Der Landtagsabgeordnete Ludwig Wörner sieht großes Potential darin, die Anlage zu einem Pumpspeicher-Kraftwerk auszubauen. Eon hält das nicht für machbar.

Bernhard Lohr

Der SPD-Landtagsabgeordnete Ludwig Wörner sieht im Walchenseekraftwerk viel ungenutztes Potential. Er macht sich für einen Ausbau der seit 1924 bestehenden Anlage zu einem Pumpspeicherkraftwerk stark. Dazu würden Pumpen und Druckleitungen installiert, um bei einer Überproduktion von Strom aus regenerativen Quellen Wasser vom Kochel- hoch in den Walchensee zu pumpen. Ob dies eine Option ist, wird sich bis Ende des Jahres zeigen. Dann soll eine Studie des bayerischen Umweltministeriums vorliegen.

Über die Fallrohre des Walchenseekraftwerks fließt das Wasser vom Walchensee hinunter in den Kochelsee - und künftig auch wieder retour? (Foto: Manfred Neubauer)

Wenn die Sonne scheint und der Wind kräftig weht, produzieren Solarpaneele und Windräder mehr Strom als verbraucht wird. Umgekehrt ist es freilich bei trübem Wetter und Flaute. Um diese Schwankungen auszugleichen, sollen das Stromnetz ausgebaut und Speicherkapazitäten geschaffen werden.

Wie das funktioniert, zeigt das Wasserkraftwerk im österreichischen Kaprun, von dem die Tölzer Stadtwerke und auch die Energie Geretsried GmbH den Löwenanteil ihres Ökostroms beziehen, den sie weiterverkaufen. Es wurde durch Pumpen erweitert. Nun soll auch in Bayern verstärkt auf diese Technik gesetzt werden. Thomas Marzahn, Sprecher des Umweltministeriums, sagte auf Anfrage, bis Ende 2012 werde eine bayernweite Studie zeigen, wo Pumpspeicherkraftwerke möglich seien.

Der stellvertretende Vorsitzende der Energiekommission des Landtags, Ludwig Wörner, fordert derweil schon einmal einen Ausbau des Walchenseekraftwerks. Die Grundleistung des derzeit nur durch Zuflüsse gespeisen natürlichen Speicherkraftwerks könnte in der Spitzenlast verdoppelt werden, sagt er. Er kritisiert die Zurückhaltung des Eigentümers und Betreibers der seit 1924 laufenden Anlage. "Eon wehrt sich", sagt er. Der Stromversorger baue einen "Popanz" an Argumenten auf und sei nur bestrebt, seine herkömmlichen Kraftwerke weiter auszulasten.

Es bremse bei der Energiewende. Ganz nebenbei verhindert Eon laut Wörner, dass der Walchensee im Sommer ein schöneres Bild abgibt. Derzeit sinke bei Trockenheit der Wasserspiegel um bis zu sechs Meter ab - öde Uferstreifen würden freigelegt; das würde bei einem Pumpspeicherkraftwerk vermieden.

Caroline Patzner, Sprecherin der Eon Wasserkraft GmbH, sagt dagegen, dass das Unternehmen "natürlich" regelmäßig prüfe, ob ein Ausbau zum Pumpspeicherkraftwerk möglich sei. Ein solcher sei nicht "genehmigungsfähig", sagt sie, weil das mit Trinkwasserqualität eingestufte Wasser des Walchensees durch das Hochpumpen von sedimenthaltigem Wasser aus dem Kochelsee verunreinigt würde. Der Wasserschutz sei in dem Fall auch ein "K.o.-Kriterium", das jegliche weitere Planung ausschließe. Schließlich habe man sich an Gesetze und Verordnungen zu halten. Auch technisch sieht Patzner, anders als Wörner, große Schwierigkeiten. So könne man nicht einfach die aus dem Jahr 1924 stammenden Turbinen mit neuer Technik kombinieren. Die Fallrohre taugten nicht, um in ihnen auch Wasser in die andere Richtung zu führen.

Bei einem Pumpspeicherkraftwerk würde der Wasserspiegel viel öfter absinken und wieder steigen als derzeit, je nach Strombedarf oder Pumpleistung, sagt Patzner. Das Wasserwirtschaftsamt in Weilheim will sich zu einem Pumpspeicher abschließend nicht äußern. Eine mögliche Verunreinigung des Walchenseewassers müsse dem aber nicht entgegenstehen, sagt Amtsleiter Roland Kriegsch. Es gebe technisch sicherlich Möglichkeiten, das zu verhindern.

© SZ vom 15.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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