Kunst in Kochel:Entfaltung im "Blau-Raum"

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(Foto: Florian Holzher/oh)

Das neue Funktionsgebäude des Franz-Marc-Museums lässt sich auf vielerlei Weise nutzen und bespielen. Davon kann man sich am Wochenende bei einem Workshop-Parcours überzeugen.

Von Stephanie Schwaderer, Kochel am See

Im Park hinter dem Franz-Marc-Museum in Kochel am See tun sich ganz neue Möglichkeiten auf. "Blau-Raum" heißt ein funkelnagelneues Funktionsgebäude, das an diesem Wochenende mit einem Familienprogramm eröffnet wird. Im Herzstück, einem großzügigen Atelierraum mit vorgelagerter Terrasse und einer wettergeschützten Loggia, darf künftig nicht nur gemalt und geklebt, getanzt, musiziert und experimentiert werden. Im "Blau-Raum" können auch Hochzeiten gefeiert oder Konferenzen abgehalten werden. "Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten sich uns eröffnen", sagte Museumsleiterin Cathrin Klingsöhr-Leroy am Mittwoch bei einem Presserundgang.

Seinen Namen verdankt der Massivholzbau einer originellen Fassadengestaltung. Wie Architekt Wolfgang Kortüm erläutert, handelt es sich um karbonisierte Hölzer, die vertikal in verschiedenen Abständen auf eine türkisblau-patinierte Kupferverkleidung montiert wurden. Der Effekt: Geht man um das Haus herum, verändert dieses stetig seine Farbe. Mal ist es samtig-schwarz, dann wieder leuchtend-blau.

Die Fassade besteht aus karbonisierten Hölzern und einer türkisen Kupferverkleidung. (Foto: Manfred Neubauer)

Überraschende Ein- und Ausblicke bieten auch die Innenräume. Im Sockelgeschoss sind Depots und eine Restauratoren-Werkstatt untergebracht. Den ersten Stock betritt man durch eine einladende Garderobe, die in das 74 Quadratmeter große Atelier führt. Durch Glasflächen in Wand und Dach fällt der Blick immer wieder auf die grandiose Gebirgslandschaft, den steinernen Museumsbau oder in den Park.

Ermöglicht hat den Neubau die Stiftung Etta und Otto Stangl, die das Museum gemeinsam mit der Franz-Marc-Stiftung betreibt. Über die Kosten wird Stillschweigen bewahrt. Dass nicht gespart wurde, offenbart sich in vielen Details: den duftenden Wandverkleidungen aus Nadelholz etwa, die statt mit Klebstoff mit Holzdübeln verbaut wurden, in sanft rollenden Schiebetüren und flexiblen Wänden oder in den knallblauen Fliesen in den Sanitärräumen. Es gibt eine kindgerechte Küchenzeile, moderne Medientechnik und 16 Klapptische, die sich mit einem Handgriff aus der Wand fahren lassen. "Das Ganze ist ein bisschen wie ein Chamäleon", sagt Architekt Kortüm.

Die hochwertig ausgestatteten Räume geben Ausblick auf die Landschaft, den Park und den Himmel. (Foto: Manfred Neubauer)
"Das Ganze ist ein bisschen wie ein Chamäleon", sagt Architekt Wolfgang Kortüm. Die Küchenzeile lässt sich hinter einer Schiebewand verbergen. (Foto: Manfred Neubauer)

Im Rohbau befinden sich derzeit noch die Außenanlagen. Der Park wird gerade um 1300 Quadratmeter erweitert und bekommt einen Zugang zum Panoramaweg (Charlotte-Mittelsten-Scheid-Weg). Den Grund hat die Gemeinde Kochel dem Museum zur Verfügung gestellt. Für die Gestaltung ist Landschaftsarchitekt Christian Benoit zuständig. Er will den Park "multifunktional nutzbar" machen - für Kinder wie für die Kunst. So soll es neben der Freitreppe ins Gelände bald auslaufende Rasenstufen geben, auf denen man beispielsweise sitzen und zeichnen kann. Im Herbst will er weitere Bäume pflanzen. Zudem soll dann die mehr als neun Meter hohe Großplastik "Große F. II" des Bildhauers Norbert Kricke aufgestellt werden.

Mit der Eröffnung des "Blau-Raums" erweitert sich nach den Worten von Cathrin Klingsöhr-Leroy auch das museumspädagogische Programm. Bislang sei man auf einen kleinen Raum im Altbau beschränkt gewesen; Schulklassen hätten geteilt werden müssen. Diese Zeiten sind vorbei. Das Vermittlungsprogramm im "Blau-Raum" steht unter dem Motto "Kunst mit allen Sinnen erfahren" und sucht den Austausch mit den Schwesterkünsten wie Literatur, Musik, Theater, Tanz, Philosophie, Fotografie oder digitale Medien. Ganz im Sinne der Künstlervereinigung Blauer Reiter gehe es darum, "einen individuellen, synästhetischen Zugang" zu einem Werk zu entwickeln, so die Museumsleiterin. Neben Kursen und Workshops für Kinder und Familien in den Sommerferien soll es künftig auch Angebote außerhalb der Ferien geben.

Finanziert wird das neue museumspädagogische Programm durch den Förderkreis Franz-Marc-Museum und eine Großspende. "Das ist ein Glücksfall", so Klingsöhr-Leroy. "Sonst könnten wir uns das nicht leisten." Für das Eröffnungswochenende am 22. und 23. Juli hat sich eine Runde aus Kreativen einen abwechslungsreichen Workshop-Parcours ausgedacht - ob Tanz, Theater oder Trickfilm, im "Blau-Raum" ist jede Menge geboten, der Eintritt ist frei.

Eröffnungswochenende im Franz-Marc-Museum in Kochel am See, Samstag, 22. Juli, 14 bis 17 Uhr, Sonntag, 23. Juli, 12 bis 16 Uhr, freier Eintritt ins Museum, kostenlose Teilnahme am Workshop-Parcours im Neubau, auf der Terrasse, im Park und im Museum.

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