Open Air im Kloster Benediktbeuern:"Es gibt nicht viel Drama. Und man versteht jedes Wort."

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Simone Werner (im hellen Dirndl) hat sich die "Bier-Oper" nicht nur ausgedacht, sie singt und tanzt auch selbst mit. (Foto: Tibor Schrag/oh)

Simone Werner erzählt mit der "Bier-Oper" die Geschichte des Gerstensafts. Die Gäste im Meierhof dürfen sich auf eine schräge Show einstellen - und auf die ganz großen Ohrwürmer der Musikgeschichte.

Von Stephanie Schwaderer, Benediktbeuern

"Bieropern" gelten als Erfindung studentischer Verbindungen. Im 18. Jahrhundert kamen die parodistischen Singspiele in Mode. Die Augsburger Mezzosopranistin, Theaterwissenschaftlerin und Intendantin Simone Werner hat den Begriff wörtlich genommen und mit Andreas Baur ein schräges Bühnenprogramm entwickelt. "Die Bier-Oper" ist eine Mischung aus Musical, Singspiel und Comedy und erzählt die Geschichte des Biers von Adam und Eva bis ins Hier und Jetzt. Ein Ensemble aus professionellen Sängerinnen und Sängern und einem kleinen Orchester bringt das Stück am 21. und 22. Juli erstmals in Bayern auf die Bühne - bei einem Open Air im Meierhof des Klosters Benediktbeuern.

SZ: Frau Werner, Bier und Oper, was verbindet die beiden?

Simone Werner: Tradition! Unsere Bier-Oper verbindet zwei Kulturgüter, wobei sie keine Oper im herkömmlichen Sinn ist. Es gibt nicht viel Drama. Und man versteht jedes Wort. Das war mir als junge dynamische Opernsängerin wichtig: dass die Menschen wirklich verstehen, um was es geht. Wir haben eine leichte Sprache verwendet und alles in Reimform gebracht. Unser Stück hat Witz und Humor und erzählt zugleich interessante Fakten über die Biergeschichte.

Auch junge Leute sollen Spaß an Opern haben, findet Mezzosopranistin Simone Werner. (Foto: Privat/oh)

Im Trailer sieht man Sie als Domina einen Kerl in Lederhosen auspeitschen, dazu singen sie die Habanera aus Carmen mit umgedichteten Text. Wo genau in der Geschichte des Bieres befinden wir uns da?

Da sind wir im Mittelalter mit der schlimmsten aller Foltermethoden: dem Bierentzug!

Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen.

Verständlich, aber wenn man die Show sieht, erkennt man den roten Faden, der sich durch die Epochen zieht.

Und Sie haben keine Angst, dass Georges Bizet sich im Grab umdrehen könnte?

Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt: Hätten die Komponisten etwas gegen das, was ich aus ihrer Musik mache? Ich glaube, nicht. Sie waren ja damals auch gar nicht so ernst, in der Oper gab es viel mehr Freiheiten. Herr Bizet und Herr Mozart würden sich womöglich an unserem Programm erfreuen.

Und wie sieht es mit Herrn Beethoven aus? Seine Ode an die Freude haben Sie ja auch verarbeitet.

Ich hoffe, dass er gerne Bier getrunken hat. Dann würde ihm wohl unsere Ode an das Bier gefallen.

Welches Publikum wollen Sie mit einem solch wilden Crossover erreichen?

Vor Corona hatten wir noch vier Vorstellungen und haben gemerkt: Wir ziehen alle Generationen an, vom vierjährigen Mädchen bis zum alten Opernkenner; vor allem aber auch Menschen, die mit Hochkultur bislang nicht allzu viel zu tun hatten. Es gibt ja das Klischee, dass Oper einem elitären Publikum vorbehalten ist. Das wollten wir durchbrechen. Und das ist uns gelungen.

Stichwort Klischee: Auf einer Skala von ein bis zehn, wie sehr bedient die Show die üblichen Bayern-Klischees?

Ich würde mal sagen, wir bewegen uns bei zwei bis drei. Unser Grundkostüm ist zwar die bayerische Tracht, aber gesungen wird auf Hochdeutsch. Wir wollen die Show ja im gesamten deutschsprachigen Raum aufführen. Zugleich versuchen wir immer, ein bisschen Regionalkolorit reinzubringen. In Benediktbeuern haben wir die Beira Garde eingeladen, die tanzt jetzt mit.

Sie sind auch ausgebildete Tänzerin und legen unter anderem einen formvollendeten Spagat aufs Parkett. Wie lief es mit dem Schuhplattln?

Mein Kollege Andi Baur war früher Plattlkönig in Sulzschneid im Ostallgäu. Er hat uns Opernsängern das mühsam beigebracht. Wir mussten schon sehr viel proben, aber wenn man es einmal drin hat, dann hat man's und wird es nie wieder vergessen.

Welches Bier empfehlen Sie zum Open-Air im Meierhof?

Am besten ein Freibier, das ist schon immer mein Lieblingsbier.

Freitag, 21. Juli, und Samstag, 22. Juli, 20 Uhr, Meierhof, Kloster Benediktbeuern, Info und Tickets zu 47/59 Euro unter die-bieroper.de

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