Nach dem Landtagsmandat von Thomas Holz:Alles offen in Kochel

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Rosi Marksteiner und Jens Müller. (Foto: Manfred Neubauer)

Bei einer Podiumsdiskussion präsentieren sich die drei Bürgermeisterkandidaten gut vorbereitet. Die Wahl dürfte spannend werden.

Von Petra Schneider, Kochel am See

Die Bürgermeisterwahl am 14. Januar, die nötig ist, weil Thomas Holz (CSU) in den Landtag gewählt wurde, sorgt in Kochel am See für großes Interesse. Gut 300 Bürgerinnen und Bürger sind am Montag zu einer Podiumsdiskussion gekommen, Saal und Empore der Heimatbühne waren rappelvoll. Die CSU schickt den 28-jährigen Kämmerer Thomas Bacher ins Rennen, der erst seit April Parteimitglied ist. Er hat angekündigt, auch im Fall eines Wahlsiegs Kämmerer bleiben zu wollen, allerdings nicht in Vollzeit. Rosi Marksteiner, 57-jährige Diplombetriebswirtin aus Kochel, die seit 2014 im Gemeinderat sitzt, tritt für die von ihr gegründete Wählervereinigung "Mitte" an. Jens Müller, 55-jähriger Diplomforstwirt und Rechtsanwalt, der ebenfalls seit 2014 Gemeinderat ist, wurde von der Unabhängigen Wählergemeinschaft Kochel (UWK) nominiert. Die Wahl dürfte spannend werden, denn noch haben sich offenbar viele nicht entschieden.

Auf die Frage von Moderatorin Veronika Ahn-Tauchnitz, Redaktionsleiterin beim Tölzer Kurier, wer bereits eine Wahlentscheidung getroffen habe, hoben nur wenige die Hand. Nach der Podiumsdiskussion waren es sogar noch weniger. Denn ein klarer Favorit respektive eine Favoritin ließ sich am Montag nicht ausmachen. Alle drei Kandidaten, die jeweils 90 Sekunden für ihre Antworten hatten, waren gut vorbereitet.

Die Podiumsdiskussion mit den drei Bürgermeisterkandidaten hat noch im Saal der Heimatbühne stattgefunden. Nun ist das Haus geschlossen. (Foto: Manfred Neubauer)

Zu den wichtigen Themen in der Gemeinde gehört die Belebung des Ortskerns. Denn ein Ärgernis ist der Leerstand von zwei Ladengeschäften an der Blessingkurve. Dass diese kürzlich unter Denkmalschutz gestellt wurden, erschwere die Sache, sagte Müller. Für Marksteiner gehört die Ortsentwicklung unter Mitwirkung von Bürgerinnen und Bürgern zu den zentralen Themen. Bacher verwies auf den Dorfladen in Walchensee, der ebenfalls geschlossen ist und unbedingt wieder eröffnet werden solle. Dies wäre aus seiner Sicht mit digitalen Lösungen möglich, weil man so Kassenpersonal sparen könne. Marksteiner und Müller sahen das weniger optimistisch; der Einzelhandel habe generell große Probleme. Einig waren sich die drei Kandidaten, dass es mehr bezahlbare Wohnungen in Kochel brauche. Marksteiner will die Lenggrieser Baugenossenschaft in die Pflicht nehmen, ihr brachliegendes Grundstück an der Alten Straße wieder mit Wohnungen zu bebauen. Müller könnte sich Tiny Houses etwa in Altjoch vorstellen, "warum nicht mal neue Wege gehen?". Bacher plädierte dafür, auf gemeindlichen Grundstücken "höher zu bauen".

"Nicht für alle Verkehrsprobleme eine Lösung."

Auch der Verkehr treibt die Kochler seit Jahren um, neuralgischer Punkt ist die Blessingkurve. Weil es sich um eine Bundesstraße handle, müsse der Druck auf die zuständigen Behörden aufrechterhalten werden, sagte Bacher. Das Verkehrsproblem in Kochel werde vorrangig durch die vielen "Durchfahrer" und Naherholer verursacht, erklärte Marksteiner. "Wir können den Ausflüglern nicht verbieten, dass sie zu uns kommen." Helfen könnten digitale Lösungen, damit man in München schon sehen könne, wenn in Kochel keine Parkplätze mehr zur Verfügung stünden. Aus Sicht von Müller gibt es "nicht für alle Verkehrsprobleme eine Lösung". Sein Vorschlag, einen Kreisverkehr auf Höhe Fußballplatz/Trimini und am Ortseingang beim Edeka zu bauen, bekam Applaus. Einen Radweg über den Kesselberg und am Walchensee lehnten Marksteiner und Müller als nicht finanzierbar ab. Bacher verwies auf Planungen zum Radwegebau Richtung Benediktbeuern und Penzberg.

Die Verkehrsbelastung ist ein Dauerthema in Kochel. (Foto: Manfred Neubauer)

Festhalten wollen alle drei am Parkraumkonzept, den Tageskurbeitrag lehnt Müller dagegen ab. Dieser sei nicht rechtskonform, könne nicht kontrolliert und müsse auch von Nutzern des ÖPNV bezahlt werden. "Ich bin ein absoluter Gegner des Tageskurbeitrags", betonte Müller und erntete Applaus. Beifall bekam auch der Vorschlag von Marksteiner, Kochel als "Bergsteigerdorf" zu entwickeln. Dafür müssten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: keine "Beherbergungsburgen", kein Ausbau der Skilifte, keine künstliche Beschneiung. Das Konzept nehme alle mit, sagte Marksteiner, die sich generell für Bürgerbeteiligung starkmachen will. Auch Bacher ist überzeugt, dass "ohne die Bürger keine neuen Ideen entstehen." Müller hält Bürgerbeteiligung dann für wichtig, "wenn der Bürgermeister seine Arbeit nicht gut macht".

Viele Kochler heizen mit Holz

Im Unterschied zu seinen beiden Mitbewerbern sieht er die Gemeinde beim Klimaschutz gut aufgestellt, weil es keine großen Betriebe gebe, die CO₂-Emissionen verursachten und viele Bürger mit Holz heizten. Marksteiner und Bacher plädieren dagegen für eine kommunale Wärmeplanung und eine zentrale Versorgung durch Fern- und Nahwärmenetze.

Als eine der größten Herausforderungen wurde übereinstimmend die Unterbringung von Geflüchteten gesehen, die in Kochel aktuell gut gelöst ist, weil viele Privatleute Wohnungen oder Ferienwohnungen zur Verfügung stellen. Marksteiner, die sich seit Jahren im Helferkreis engagiert, appellierte an die Hausbesitzer, dies weiterhin zu tun, "sonst bleibt nur eine Containerlösung". Denn die Turnhalle müsse für die Vereine und die Schule frei gehalten werden. Dezentrale Unterbringungen sind auch aus Sicht von Bacher die beste Lösung. Falls doch zentrale Unterkünfte nötig seien, müsse dafür gesorgt werden, dass Bürger keine Bedenken haben müssten. Müller findet Containerlösungen "ganz schlimm", aber man könne sich als Gemeinde nicht sträuben.

Die angespannte Finanzlage wird die Arbeit des neuen Gemeindeoberhaupts nicht einfach machen. Denn neben dem großen Neubauprojekt auf dem Verstärkeramt-Areal muss die seit Jahren verschobene Kanalsanierung angepackt werden. Ohne eine Gebührenerhöhung werde das nicht gehen, auch darüber waren sich die Kandidaten einig.

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