Wahl außer der Reihe:"Ich hätte richtig Lust auf den Job"

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Rosi Marksteiner sitzt für die "Mitte" im Gemeinderat. (Foto: Privat/oh)

Rosi Marksteiner (Mitte) kandidiert für das Bürgermeisteramt in Kochel.

Von Petra Schneider, Kochel am See

Sie habe lange überlegt, ob sie fürs Bürgermeisteramt kandidieren wolle, sagt Rosi Marksteiner. Denn einfach sei die Aufgabe nicht. Nun hat sich die 57-jährige Gemeinderätin dafür entschieden. Denn zum einen sei es gut, wenn die Kochler eine "weitere Wahlmöglichkeit" hätten. Und außerdem könne sie als Frau eine andere Perspektive einbringen. "Frauen gehen Dinge anders an." Marksteiner ist die dritte Bewerberin um die Nachfolge von Thomas Holz (CSU); sie tritt bei der Wahl am 14. Januar gegen Thomas Bacher (CSU) und Jens Müller (UWK) an.

Marksteiner ist in Kochel geboren und aufgewachsen. Die studierte Betriebswirtin arbeitet in München im Bereich Medizintechnik. Außerdem unterrichtet sie nebenberuflich Deutsch als Fremdsprache an der VHS in Murnau. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne. 2014 wurde Marksteiner als Parteifreie auf der Liste der SPD in den Kochler Gemeinderat gewählt und ist seitdem Jugend- und Familienbeauftragte. Nach einem Zerwürfnis gründete sie 2020 eine eigene Wählervereinigung: die "Mitte", die zwei Sitze errang und mit Marksteiner und Sonja Mayer im Gemeinderat vertreten ist. In einem kommunalen Gremium gehe es "um die Sache, nicht um Parteipolitik", sagt Marksteiner. Die Stimmung im Gemeinderat sei seit der vergangenen Kommunalwahl "wie im Kindergarten", das empfänden viele ähnlich. "Ich hoffe sehr, dass sich das wieder ändert", sagt sie.

Ihre Schwerpunkte sieht sie im Sozialen und im Umweltschutz. Wichtig sei ihr die Dorferneuerung, über die sich der Gemeinderat bei einem Seminar in Thierhaupten bereits Gedanken gemacht habe. Gestaltung der Dorfmitte, Gastronomie, Sport, Tourismus - viele Themen seien diskutiert worden. Marksteiner will diesen Prozess weiterführen und dabei die Bürgerinnen und Bürger einbinden. "Es gibt viele im Dorf, die gute Ideen haben." Sie würde sich für einen Seniorentreff oder ein Mehrgenerationenhaus einsetzen, um der Vereinsamung älterer Menschen entgegenzuwirken.

Beim Thema Umweltschutz nennt sie eine "gemeinsame Energieerzeugung" als Idee. Etwa ein Blockheizkraftwerk, das mittels Fernwärme zumindest Teile des Dorfes versorgen könnte. Außerdem müssten bereits angestoßene Projekte, wie die Entwicklung des Verstärkeramt-Areals oder der Neubau der Berg- und Wasserrettungsstation, fortgeführt werden. Bei allen Vorhaben dürften die Finanzen nicht aus den Augen verloren werden. "Wir können nicht aus dem Vollsten schöpfen."

Marksteiner ist in Kochel gut vernetzt. Sie war im Elternbeirat, ist seit 2009 im Vorstand des Kinder- und Jugendhilfefördervereins und in der Flüchtlingshilfe aktiv. Der 2015 gegründete Helferkreis habe sich zwischenzeitlich "mangels Bedarf" aufgelöst, sagt sie. Als die Menschen aus der Ukraine kamen, habe sie sich mit der Kochler Asylbeauftragten, Bettina Sindlhauser (Freie Bürger Ried), um die Geflüchteten gekümmert. In Kochel konnten dem Landratsamt genügend Unterkünfte angeboten werden, weil einige Bürger ihre Zweitwohnungen zur Verfügung gestellt hätten und im katholischen Pfarrhaus sieben Ukrainer untergekommen seien. "Das ist gut gelaufen." Die Weltlage werde sich aber nicht so schnell ändern, fürchtet Marksteiner, weshalb sie überlege, wieder einen festen Helferkreis ins Leben zu rufen. Eine Frau als Bürgermeisterin mit einer weiblichen Sicht auf Probleme - "das wäre doch mal interessant", sagt sie. "Ich hätte jedenfalls richtig Lust auf den Job."

Die Aufstellungsversammlung findet am Donnerstag, 16. November, 20 Uhr, im Seehotel Grauer Bär statt.

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