Kochel am See:Rosi Marksteiner und Jens Müller in der Stichwahl

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Rosi Marksteiner und Jens Müller sind in der Stichwahl für das Bürgermeisteramt in Kochel. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Thomas Bacher abgeschlagen. CSU verliert nach Jahrzehnten den Bürgermeisterposten.

Von Petra Schneider, Kochel am See

Die Bürgermeisterwahl in Kochel ist noch nicht entschieden. Am 28. Januar wird es eine Stichwahl zwischen Jens Müller (UWK) und Rosi Marksteiner (Mitte) geben. Müller erhielt am Sonntag 45,4 Prozent, Marksteiner 30,9 Prozent. CSU-Kandidat Thomas Bacher ist aus dem Rennen. Für den 28-jährigen Kämmerer stimmten nur 23,7 Prozent. Er konnte den CSU-Bonus nicht ausspielen; die Christsozialen verlieren damit nach Jahrzehnten den Chefposten im Kochler Rathaus.

Die Wahlbeteiligung war mit 57,7 Prozent extrem niedrig und lag noch unter dem Wert von 60,6 Prozent bei der Kommunalwahl 2020. Wahlberechtigt waren 3244 Kochlerinnen und Kochler, gültige Stimmen gaben 1840 ab, davon 772 per Briefwahl.

Müller äußerte sich "hoch zufrieden." Er liege mit gut 45 Prozent an Platz eins. "Fast hätte es auf Anhieb geklappt." Es habe sich auszahlt, dass er einen engagierten Wahlkampf gemacht und sich auch in den Ortsteilen vorgestellt habe. Dass er nicht aus Kochel sondern aus Heidelberg stammt, habe ihm offenbar nicht geschadet. "Ich lebe seit 25 Jahren in Kochel, aber habe auch den Blick von außen." Marksteiner zeigte sich über ihren zweiten Platz enttäuscht. "Ich habe mir eine Stichwahl erhofft, aber dass ich so viel weniger Stimmen bekomme, hätte ich nicht gedacht." 568 Kochler stimmten für sie, 836 für Müller. Vor allem das Ergebnis in Kochel selbst, wo sie die wenigsten Stimmen von allen bekam, "ist mir ein Rätsel." Bacher nahm sein Ausscheiden ruhig hin. "Ich muss das so annehmen." Er bleibe der Gemeinde als Kämmerer erhalten, und auch die Lust auf die Kommunalpolitik sei ihm nicht vergangen.

Die niedrige Wahlbeteiligung sorgt für Unverständnis

Die extrem niedrige Wahlbeteiligung sorgte bei allen drei Kandidaten für Unverständnis. "Ich finde das entsetzlich", sagte Marksteiner. Das Interesse an der Wahl sei hoch gewesen, das habe der Riesenandrang bei der Podiumsdiskussion gezeigt. Umso überraschender und kaum zu erklären sei die niedrige Wahlbeteiligung. Eine Stichwahl war erwartet worden, denn gleich drei Kandidaten hatten sich um die Nachfolge von Thomas Holz (CSU) beworben, der am 8. Oktober nach mehr als 16 Jahren als Bürgermeister in den Landtag gewählt wurde. Die Zeit für Wahlkampf war kurz, denn erst im November wurden die Kandidaten nominiert. Marksteiner und Müller hatten ihre Programme auf Internetseiten und Flyern präsentiert und Veranstaltungen auch in Ried und Walchensee angeboten. Bacher wirkte nach der Podiumsdiskussion im Dezember dagegen wie abgetaucht und verzichtete auch auf Wahlplakate, mit der Begründung, er wolle sein Wahlkampfbudget - aus eigener Tasche - lieber an örtliche Vereine spenden. Für Irritationen hatte seine Ankündigung gesorgt, im Fall eines Wahlsiegs als Kämmerer in Teilzeit weiter arbeiten zu wollen. Eine solche Doppelrolle hielten viele wohl für zeitlich kaum machbar.

Marksteiner und Müller sind beide seit 2014 Mitglieder im Gemeinderat. Die 57-jährige Betriebswirtin und gebürtige Kochlerin Marksteiner, die nach Querelen mit der SPD 2020 die Wählervereinigung "Mitte" gegründet hatte, ist in diversen Vereinen und Ehrenämtern aktiv. Sie hatte betont, Bürgerinnen und Bürger stärker beteiligen zu wollen, und nannte als Schwerpunktthemen die Gestaltung der Dorfmitte sowie die Förderung des sozialen Lebens durch Jugendraum und Seniorentreffpunkt. Der 55-jährige Rechtsanwalt Müller, der Mitglied bei der FDP ist, präsentierte im Rahmen seiner Kampagne "Mensch Müller" recht konkrete Vorschläge zu Kochler Themen wie Verkehr, Tourismus oder Wohnraum und konnte vermutlich mit seiner juristischen Expertise punkten. So hatte er sich klar für eine Abschaffung des Tageskurbeitrags ausgesprochen. Bei der Stichwahl in zwei Wochen wird es nun darauf ankommen, wer die CSU-Wähler für sich gewinnen kann.

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