Leichter Nieselregen geht auf die Dachflächen des Schlehdorfer Klosters und des dahinterliegenden Klosterguts nieder, als das diesjährige Hoffest um zehn Uhr seine Pforten öffnet. Ganz glücklich ist Sebastian Kukula nicht mit dem Wetter, doch es hätte schlimmer kommen können. Prompt lässt der Nieselregen nach - und auch beim Rundgang über das Klostergelände weiß Kukula, der im Vorstand der das Hoffest veranstaltenden Genossenschaft "Klostergut Schlehdorf" ist, Beruhigendes zu berichten.
"Die Dächer hat das Hagelunwetter im August nicht in Mitleidenschaft gezogen", berichtet er. Allein einen kleinen Stall habe es erwischt, dazu kämen insgesamt 15 000 Euro Ernteausfälle im Genossenschaftsgarten und bei den Schnittblumen am nahen Karpfsee. Für die Schäden am Kloster sei die dort tätige Genossenschaft "Wogeno" zuständig. 15 000 Euro sind zwar auch nicht gerade wenig, im Vergleich zum benachbarten Kloster Benediktbeuern ist Schlehdorf jedoch glimpflich davongekommen. Kukula zählt auf die Unterstützung der rund 250 Genossenschaftsmitglieder, "wir haben hier idealistische Unterstützer".
Am Mittag hat sich der große Innenhof des Guts bereits gut gefüllt. Kinder tollen herum, denn auch der vor wenigen Jahren eröffnete Waldkindergarten "Wawiki" wird von Genossenschaftsmitgliedern betrieben. Einer der Anziehungspunkte für die Kleinen ist Anne Kukula: In einem der zahlreichen Räumlichkeiten im großen, langgezogenen Haupthaues bietet sie einen Wolle-Workshop an. Um eine Murmel herum werden Schicht für Schicht verschiedenfarbige Filzlagen gelegt, das Ergebnis ist Interpretationssache. Ein Schichtmodell der Erde? Eine ganz besondere Frucht? Ein Blick ins Ich? Paula, vier Jahre, ist stolz auf ihr Werk. "Papi, schau mal, was ich hier gemacht habe!"
Das Hoffest berührt alle Sinne - am Lagerfeuer wird Stockbrot gebacken, eine Band spielt, Alma Drumbl lässt Kinder und Erwachsene mit ihren Islandpferden auf Tuchfühlung gehen. Dazu kommt ein Rundumangebot mit allerlei Hofgut-Erzeugnissen und eine große Kaffee- und Kuchenauswahl.
Das Hoffest macht den Facettenreichtum des Klosterguts erlebbar
Bei der Übereignung der ehemaligen Kloster-Liegenschaften hatten die Dominikaner-Klosterschwestern einen Wunsch, weiß Sebastian Kukula zu berichten: "Sie wollten, dass wir als Genossenschaft etwas für die Allgemeinheit tun". 35 Aktive kümmern sich, dass alles rund läuft, zehn davon sind in Teilzeit angestellt. Die Genossenschaft bewirtschaftet insgesamt 65 Hektar Fläche, zu denen auch Biotope und der Karpfsee gehören. Dazu kommt die ökologische Landwirtschaft und die Bio-Gemüsegärtnerei, eine Herberge mit Seminarhaus, Werkstätten sowie Hofladen und Hofcafé.
Das Hoffest macht diesen Facettenreichtum erlebbar. Gleichzeitig machen sich Sebastian Kukula und Manfred Gassner, der neben anderen Aufgaben für das Controlling zuständig ist, keine Illusionen. "Allein schon bei den Gebäuden wird uns nicht langweilig, viele Baustellen haben wir von den Klosterschwestern übernommen. Wir haben noch viel vor." Einige Projekte, die einst geplant wurden, seien jedoch aufgrund gestiegener Preise nicht mehr umsetzbar. Zum Glück ist die Bausubstanz "sehr solide", wie Kukula berichtet. Ein zusätzliches Standbein ist die Vermietung von Wohnmobil-Stellplätzen, die rege genutzt werde.
Auch wenn hier noch viel zu tun ist und wohl auch immer zu tun sein wird: Es ist die pure Lebensfreude, die das Hoffest ausstrahlt. Man spürt den Spaß an der Selbstversorgung und am Miteinander. Die Klosterschwestern, die inzwischen in ihrem Alterssitz im Dominikusweg leben, können also beruhigt sein.