Klimaschutz:Planspiele mit Windkraft und Geothermie

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Geretsried nimmt Abschied von Öl, Gas und Kohle. Die Stadt setzt auf regnerative Energien und möchte jeden zum Klimaschützer machen. Ein jetzt vorgelegtes Konzept soll aufzeigen, wie das gelingen kann.

Bernhard Lohr

In Geretsried soll möglichst jeder zum Energiesparer und Klimaschützer werden. Privatleute, Unternehmer und die Stadt dürfen sich von einer mehrere hundert Seiten starken Untersuchung angesprochen fühlen, die das Rathaus hat erstellen lassen.

Auch die Windkraft spielt in dem Konzept eine Rolle, wenngleich völlig unklar ist, ob die Bevölkerung Rotoren auf den Anöhen westlich der Stadt akzeptieren würde. (Foto: dpa)

Sie zeigt differenziert auf, wer in der Stadt wie viel Energie verbraucht und wie viele Tonnen Kohlendioxid in die Luft bläst. Zugleich hat das Institut für Energietechnik an der Universität Amberg-Weiden durchgespielt, wie sich Geretsried künftig mit regenerativen Energieträgern versorgen ließe. Das Potential von Geothermie, Sonnenenergie, Biogas, aber auch Wind- und Wasserkraft ist auf die Kilowattstunde genau berechnet.

Seit längerem wird über ein Geothermie-Kraftwerk in Gelting diskutiert, das Strom und Wärme produzieren würde und mit dem große Teile des Stadtgebiets CO2-neutral mit Energie versorgen könnte. In diesem Sommer soll das jahrelange Warten ein Ende haben und die Enex Power Germany GmbH mit den Bohrungen beginnen.

Das Geothermie-Kraftwerk spielt in dem Klimaschutzkonzept eine große Rolle. So wird in der Untersuchung davon ausgegangen, dass mit einem Kraftwerk, das Strom und Wärme liefert, 30000 Tonnen CO2 eingespart werden könnten. Die Fachleute der Uni haben ausgehend von unterschiedlichem Bedarf in den Stadtvierteln verschiedene Varianten für Nahversorgungsnetze durchgerechnet und machen Vorschläge, wo als erstes Rohre verlegt werden sollten. Aber Geothermie ist in dem Konzept dennoch nur ein Aspekt unter vielen.

So werden auch Überlegungen über kleine dezentrale Nahwärmenetze angestellt, die mit von Biogas- oder Hackschnitzeln befeuerten Blockheizkraftwerken beschickt würden. Es geht darum, was es bringen würde, westlich von Gartenberg und nahe Schwaigwall bis zu neun Windkraftanlagen aufzustellen und am Isar-Loisachkanal ein Wasserkraftwerk zu bauen.

Die Windkraft könnte helfen, in der Größenordnung der Geothermie-Anlage CO2 einzusparen, der Wasserkraft wird ein Potential zugetraut, 22000 Tonnen des klimaschädlichen Gases zu vermeiden. Biomasse könnte eine Größenordnung von 8300 Tonnen bringen, und Solarenergie noch einmal 7500 Tonnen.

220000 Tonnen Kohlendioxid werden in Geretsried im Jahr ausgestoßen, wobei Haushalte, Gewerbe und Verkehr jeweils rund ein Drittel zum Ganzen beisteuern. Die kommunalen Einrichtungen spielen mit 3000 Tonnen eine eher geringe Rolle. Auch ließe sich da relativ wenig einsparen. Würden städtische Gebäude optimal wärmegedämmt, Heizanlagen optimiert und würde auch die Straßenbeleuchtung auf energiesparende Lampen umgestellt, dann könnte das maximal 1000 Tonnen CO2-Einsparung bringen.

Das Rathaus sieht in dem Konzept, das mit Hilfe des Bundesumweltministeriums finanziert wurde, einen ersten Schritt zur Energiewende in Geretsried. Der stellvertretende Bauamtsleiter Jan Dühring spricht von einer mit Zahlen unterlegten und deshalb auch besonders "wertvolle Diskussionsbasis".

Als nächstes solle das Konzept im Internet so präsentiert werden, dass jeder Zugriff habe und damit arbeiten könne. Eine eigene Internetseite soll es geben, die weiterführende Informationen für Hauseigentümer liefert, die Fördermöglichkeiten für eine Gebäudedämmung ausloten wollen. Die Stadt steht deswegen auch mit der Bürgerstiftung Energiewende Oberland in Kontakt. Mitte des Jahres könnte die Homepage stehen, sagt Dühring.

Gerade die in dem Konzept dargelegten Ideen für Windkraftanlagen und für ein Wasserkraftwerk sind hypothetischer Natur. Dühring sagt, der Ansatz sei gewesen, ergebnisoffen an das Thema heranzugehen. So sei es völlig unsicher, ob etwa die Windkraftanlagen bei der Bevölkerung durchsetzbar seien. Die Eon Bayern AG besitzt das Konzessionsrecht am Isar-Loisachkanal bis zum Jahr 2030. Es sei fraglich, sagt Dühring, ob Eon im geschützten Flora-Fauna-Habitat-Gebiet ein Kraftwerk bauen wolle.

© SZ vom 07.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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