Gemeinderat Icking:Kita-Plätze ohne Ehrenamtsbonus

Lesezeit: 2 min

In Icking hat es in den vergangenen drei Jahren keine Wartelisten für die Kindergärten und Krippen wie hier am Wenzberg gegeben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Das Gremium lehnt einen Antrag der CSU ab, freiwillige Arbeit für Feuerwehr, Rettungsdienste oder Vereine bei der Aufnahme in Kindertagesstätten zu berücksichtigen.

Von Susanne Hauck, Icking

In Deutschland fehlen Hunderttausende Kitaplätze: Schlagzeilen wie diese stehen mit schöner Regelmäßigkeit in der Zeitung. Und in vielen Kommunen ist das Betreuungsangebot schlicht deshalb knapp, weil vor allem Erzieherinnen fehlen. Jedes Jahr im Frühjahr geht der Kampf um die wenigen Plätze aufs Neue los. Wenn dann vom Kindergarten eine Absage kommt, sind Frust und Unmut bei den Eltern groß, weil sie nicht wissen, wie sie ihren Nachwuchs im Herbst betreuen sollen, wenn sie gleichzeitig in der Arbeit sind. Der Ickinger Gemeinderat beschäftigte sich jüngst mit der interessanten Frage: Sollen Eltern, die sich ehrenamtlich für die Gesellschaft engagieren, bevorzugt werden und schneller an einen Kindergartenplatz kommen? Den Antrag auf eine solche Änderung der Vergabepraxis hatte die CSU gestellt.

Bürgermeisterin Verena Reithmann ist ein Motiv für die Rückzüge, dass langjährige Gemeinderäte merkten, es sei an der Zeit, aufzuhören. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Christsozialen argumentierten damit, dass das Ehrenamt in Zukunft stärker belohnt werden solle. Zahlreiche junge Ickinger Familien würden sich bei Feuerwehr, im Rettungsdienst oder in der Jugendarbeit engagieren. Allerdings entpuppte sich der Vorstoß der CSU gleich als Nebelkerze, da es in der Gemeinde keine Wartelisten gibt. "In den letzten drei Jahren hatten wir das Problem nicht", erklärte Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI). Alle angemeldeten Mädchen und Jungen hätten einen Kitaplatz bekommen. Lediglich in der Krippe gebe es zurzeit den Einzelfall, dass ein einjähriges Kind wegen Personalmangels nicht habe aufgenommen werden können.

Die Gemeinderäte fanden den CSU-Vorschlag grundsätzlich einer Überlegung wert. In der Diskussion zeigte sich aber schnell, dass der Begriff "Ehrenamt" dehnbar wie Kaugummi ist, wenn es um die Bewertung geht . Wo solle man die Grenze ziehen, fragte Philipp Geiger (Grüne). "Wie soll man denn das bewerten, wenn jemand einmal im Jahr beim Ramadama dabei ist und andere alle drei Wochen im Gemeinderat sitzen?"

"Dann meldet sich doch jeder schnell noch irgendwo an."

Wenn überhaupt, dann sollten nur Ehrenämter mit lebenswichtigen Aufgaben wie Feuerwehr oder Rettungsdienst infrage kommen, argumentierte Stefan Schneider (UBI) für eine Begrenzung von vornherein. "Sonst kommen wir in den Wald, wenn jemand anführt, dass er beim Gartenbau- oder Trachtenverein ist." Das wiederum passte Matthias Ertl (PWG) nicht, der fand, dass dort doch wertvolle Jugendarbeit geleistet werde. Sowieso habe der Antrag ein "Gschmäckle", da die Rede von der Feuerwehr sei und der Antrag gleichzeitig aus deren Reihen komme, ärgerte sich Laura von Beckerath-Leismüller (Grüne), die damit CSU-Gemeinderat Christoph Preuss meinte, der zudem Jugendwart bei der Feuerwehr Icking ist. Sie befürchtete ferner, einen unguten Wettbewerb mit Schein-Engagements zu schüren: "Dann meldet sich jeder noch schnell irgendwo an, um einen Platz zu kriegen."

Bürgermeisterin Reithmann wies auf den bestehenden Kriterienkatalog der Gemeinde hin, der die Vergabe der Plätze mit verschiedenen Dringlichkeitsstufen regelt. Sie reichen von der bevorstehenden Einschulung der Kinder über die Berufstätigkeit beider Eltern bis zur Buchungsintensität. Allenfalls könne das Kriterium Ehrenamt als neunter und damit letzter Punkt der Liste aufgenommen werden, sagte die Rathauschefin.

"Das ist eine rein theoretische Diskussion, die wir da führen", holte Claudia Roederstein (UBI) die Redner auf den Boden der Tatsachen zurück. "Es ist doch nicht aus der Not geboren, ich verstehe den ganzen Antrag nicht." Bei der Abstimmung konnten sich nur Matthias Ertl und Uschi Loth (PWG) dazu entschließen, das Ehrenamt zu berücksichtigen. Warum die CSU nicht für ihren eigenen Antrag stimmte? Ausgerechnet bei dieser Sitzung fehlten deren beide Vertreter.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: