Initiative:Bürgersupermarkt für Seeshaupt

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Initiatoren hoffen auf Eröffnung eines Dorfladens im Januar 2016

"Der Markt wird kommen", sagt Felix Flemmer nach einem Treffen der Arbeitsgruppe zum Bürgersupermarkt in der Bahnhofstraße. Eine Genossenschaft soll gegründet werden, möglichst noch vor den Sommerferien. Die Anteile sollen je 200 Euro kosten, jeder kann höchstens 30 Stück erwerben. "Die Raiffeisenbank steht uns weiter helfend und beratend zur Seite," sagt Flemmer, der zusammen mit der Eigentümerfamilie Frey die Initiative für einen "Würmseemarkt" angeschoben hat. Als nächstes sollen die Seeshaupter in einen Fragebogen ihre Wünsche eintragen: Was soll angeboten werden, wann soll geöffnet sein? Eine Standortanalyse wird laut Flemmer ausschließlich privat bezahlt, "quasi als Vorschuss, um die Sache ins Laufen zu bringen". Kein Cent Steuergelder werde verwendet.

Eine günstige Einkaufsmöglichkeit in der Nähe wünschen sich viele Seeshaupter, seit der "Netto" an der Bahnhofstraße geschlossen hat. Die erste Infoveranstaltung zum "Bürger-Supermarkt" war dementsprechend gut besucht, das Trachtenheim war bis auf den letzten Platz besetzt. Wolfgang Gröll, Fachberater für Bürger- und Dorfläden aus Berg, referierte eine Stunde lang über das Modell eines Genossenschafts-Ladens, das vor 20 Jahren aus einem Pilotprojekt des Bundesbauministeriums hervorgegangen war. Er versicherte, dass ein solches Geschäfts profitabel arbeiten könne. Gröll führte mehrere Beispiele aus ganz Bayern an: Von insgesamt rund 150 seither gegründeten Dorfläden hätten nur sieben bis acht wieder zugemacht. Der Lebensmitteleinzelhandel zeichne sich heute durch Internationalisierung und Vereinheitlichung aus. Meist sei Quantität wichtiger als Qualität. Das Vorurteil, dass ein kleiner Laden teuer sein müsse, habe jedoch keine Berechtigung. Auch ein Dorfladen könne Joghurt für 29 Cent anbieten.

Das bestätigte auch ein Vertreter der Firma Utz aus der Nähe von Ulm: Der Großhändler beliefere mehrere Dorfläden in ganz Süddeutschland und habe damit beste Erfahrungen gemacht. Gröll verwies darauf, dass die Basis für den Erfolg eines Dorfladens "Sauberkeit, Ordnung und Frische" sei. Zudem müsse regelmäßig geworben und ein vollständiges Sortiment angeboten werden - allerdings mit Rücksicht auf die ortsansässigen Händler.

Derzeit steht die Ladenfläche in der Bahnhofstraße leer, der Mietvertrag mit dem ehemaligen Betreiber läuft noch bis Januar 2016. Die künftigen Genossenschaftler wollen versuchen, dann direkt zu eröffnen. "Wir haben viele Hilfszusagen", sagt Flemmer, von Ausbauhelfern bis zum potenziellen Mitarbeiter. Auch gebe es schon Dutzende Anfragen nach Anteilen. Bis zur Eröffnung sei aber noch viel zu tun. Allein die Suche nach Mitarbeitern werde dauern. Es soll einen hauptamtlich angestellten Marktleiter geben, dazu acht bis neun Mitarbeiter, meist auf Teilzeitbasis. Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaft seien dagegen ehrenamtlich tätig, sie sollen aus dem Kreis der Genossenschaft gewählt werden. Noch im Juli ist eine weitere Infoveranstaltung geplant, bei der konkrete Fragen beispielsweise zum Sortiment beantwortet werden sollen.

Die Initiative für einen Bürgersupermarkt findet nicht im Rahmen der Dorfentwicklung Seeshaupt statt. Auch dort gibt es einen Arbeitskreis Nahversorgung. Der Leiter der Steuerungsgruppe, Matthias Fladner, möchte dies aber nicht vermischt sehen.

© SZ vom 26.06.2015 / Kiah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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