Informationsversammlung:Pro Asyl

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Landrat Josef Niedermaier und Bürgermeisterin Cornelia Irmer legen Anwohnern die geplante Container-Sammelunterkunft in Geretsried dar. Beide sehen gerade in dem innerstädtischen Standort eine Chance.

Von Thekla Krausseneck

Die Unterkunft der jungen asylsuchenden Afghanen in Geretsried. (Foto: Hartmut Pöstges)

In Geretsried stehen tief greifende Veränderungen an. Gut 100 Bewohner haben am Mittwoch an einem von Landrat Josef Niedermaier (Freie Wähler) moderierten Informationsabend zu der vom Kreis geplanten Sammelunterkunft für Asylbewerber, die neben der Franz-Marc-Schule entstehen soll, teilgenommen. Die Stimmung war geteilt, neben Fürsprache gab es auch kritische Fragen. Persönlicher Kritik hielt Bürgermeisterin Cornelia Irmer (parteilos) stand. Ihr war in einem öffentlich zitierten Brief vorgeworfen worden, sie habe in ihren Entscheidungen nicht an die Geretsrieder gedacht. "Ich habe die Unterkunft nicht beschlossen, hätte aber genau so entschieden, eben weil ich dabei an die Bürger gedacht hätte", sagte Irmer. Sie erinnerte an die "Rucksackdeutschen", die einst als Vertriebene von den Geltingern aufgenommen worden waren.

Für Fragen der Bürger waren Zettel und Kugelschreiber auf die Stühle gelegt worden. Einige, aber nicht alle kritische Fragen wurden da notiert. Schriftlich erkundigten sich Besucher, wie lange die Bürgermeisterin schon von den Containern wisse ("Seit dem 2. September") und wieso es in Geretsried Ghettos geben müsse ("Eben keine Ghettos"). Gerade um ein Ghetto zu vermeiden, sollen die Container im Wohngebiet stehen, sagte Irmer.

Der mündliche Einwand eines Geretsrieders, die Flüchtlinge wollten unter sich bleiben, wurde von einigen Bürgern mit Applaus quittiert, dann aber von Irmer und der aus Erfahrung sprechenden Stadträtin Sonja Frank (FW) bestritten.

Die Container sollen bis Dezember stehen, in ihnen sollen 80 Asylbewerber Platz finden. Drei andere Standorte für weitere sogenannte Container-Dörfer würden derzeit gesucht - aber nicht in Geretsried errichtet, versicherte Niedermaier. Mit seinem Projekt folgt der Landkreis den Beispielen von Rosenheim und Fürstenfeldbruck. Eine Besucherin erkundigte sich, ob der Standort für die ersten Container wirklich geeignet sei - er liege zwischen einer Schule, einem Kindergarten und einem Spielplatz. Niedermaier sagte, er halte den Platz für adäquat, weil er "in der Mitte der Gesellschaft" liege.

Eine Geretsriederin äußerte Sorge wegen der Finanzierung. Der Landkreis will die Unterkunft betreiben, nur die Container-Mietkosten trägt die Regierung von Oberbayern: etwa 25 000 Euro monatlich. Der Landkreis übernimmt die Personalkosten: Bis zu 400 000 Euro sollen im Kreis-Haushalt 2014 eingestellt werden. Die Kommunen tragen diese Summe über die Kreisumlage mit. Würde der Landkreis die Sammelunterkunft, wie es sonst üblich ist, an den Freistaat übergeben, würde dieser nur einen Mitarbeiter entsenden, der sich um die Grundbedürfnisse der Flüchtlinge kümmerte. Von einer sozialen Betreuung könne da nicht die Rede sein, sagte der Landrat.

Sechs Stellen will der Kreis zusätzlich zu seinen existierenden 2,7 schaffen. Die Besucherin nannte dies "ein Fass ohne Boden" und fragte, wo der Schluss sei. Die Kommunen seien bereits verschuldet. Niedermaier bestätigte den Einwurf: "Das ist so. Aber wir werden das als reiches Land schultern müssen."

Derzeit leben im Landkreis 190 Asylbewerber aus Afghanistan und Syrien. Ihre Zahl steigt täglich. Mit den Containern soll dem "Supergau" vorgebeugt werden, sagte Niedermaier: einer Unterbringung in Turnhallen.

© SZ vom 04.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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