In Münsing:Die Angst vor der feindlichen Übernahme

Lesezeit: 2 min

Bauprojekte in Sankt Heinrich stoßen zwar auf Widerstand - gehen aber trotzdem durch.

Von Benjamin Engel, Münsing

Die Angst, dass Münsing seinen ländlichen Charakter verlieren könnte, ist schon länger in der Kommune deutlich zu spüren. Nun schüren zwei größere Bauvorhaben im kleinen Ortsteil Sankt Heinrich erneut die Sorgen. Die Mehrheit der Münsinger Gemeinderäte stimmte am Dienstag zwar für die beiden Projekte - doch es gab teils massive Kritik.

Insgesamt sollen auf zwei Grundstücken an der Seeshaupter Straße drei Doppelhäuser, zwei Einfamilienhäuser und ein Gebäude mit drei Reihenhauseinheiten entstehen. Gemeinderätin Susanne Huber (FW) konstatierte einen "schwarzen Tag" für ihren Ort. Für das kleine Sankt Heinrich mit knapp 200 Einwohnern seien die Projekte riesengroß, sagte sie. "Das ist wie eine feindliche Übernahme", sagte sie.

Noch im September hatte der Gemeinderat den Bauantrag für zwei Doppelhäuser und einen Dreispänner an der Ecke von Erlenweg und Seeshaupter Straße abgelehnt. Inzwischen korrigierte Visualisierungen des Vorhabens im Internet hatten befürchten lassen, der Baumbestand im Norden des 3300 Quadratmeter großen Grundstücks sei gefährdet. Mittlerweile hat der Bauträger deren Erhalt zugesichert. Auch ein Schwimmteich, wie früher noch im Internet zu sehen, wird nicht kommen. Wie Susanne Öttl vom Münsinger Bauamt sagte, habe das Tölzer Landratsamt in Gesprächen deutlich gemacht, dass die Kommune das Baurecht für das Vorhaben - die Häuser haben eine Grundfläche von 440 Quadratmetern - nicht verhindern könne. Der Gemeinderat stimmte dem Projekt mit 13 zu vier Stimmen zu.

Für zwei weitere Einfamilienhäuser und ein Doppelhaus auf einem freien Grundstück nur etwas südlich votierte das Gremium knapper - mit elf zu sechs Stimmen. Die Gebäude auf dem rund 2200 Quadratmeter großen Areal sollen eine Grundfläche von jeweils 120 Quadratmetern beziehungsweise 81,5 Quadratmetern haben.

Susanne Huber fürchtete, dass wenig Heimat und viel Spekulationsobjekt entstehen werde. Sie forderte zu überprüfen, ob die Kommune nicht für das Grundstück einen Bebauungsplan erlassen könne. Dritter Bürgermeister Ernst Grünwald (Wählergruppe Ammerland) hielt dafür den Aufwand für zu groß. Doch ebenso wie Huber sah auch er einen "schwarzen Tag" für Sankt Heinrich. Matthias Richter-Turtur (Wählergruppe Ammerland) konnte die massive Kritik nicht nachvollziehen. "Wir verwehren uns doch nicht, dass andere Menschen herziehen dürfen", sagte er.

Bürgermeister Michael Grasl (FW) bedauerte, dass die freie Lücke zwischen den Häusern bebaut werde. Doch es bestehe Baurecht, sagte er. "Wir dürfen es nicht wegnehmen." Ein Bebauungsplanverfahren sei aufwendig. Von der Struktur sei das Projekt vertretbar, Sankt Heinrich werde sich aber verändern.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: