Ickinger Politik:Vorsorge gegen "wilde Wassermassen"

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Die Gemeinde will sich wegen kommunaler Möglichkeiten beraten lassen und auch Grundstückseigentümer in die Pflicht nehmen

Von Susanne Hauck, Icking

Grundstückseigentümer sollen sich in Icking stärker um Vorsorge gegen Unwetterschäden kümmern. Was das konkret bedeutet, soll noch geklärt werden. An bestimmten "Hotspots" müssen Anlieger mit Erschließungskosten rechnen. Am Montag hat der Gemeinderat erst einmal grundsätzlich besprochen, was nötig ist.

Die Wucht des Unwetters vor vier Wochen mit sintflutartigen Regenfällen hat auch Icking stark zu spüren bekommen. Unzählige Gärten waren verwüstet, Keller und Garagen ebenso vollgelaufen wie die Kinderbücherei und das Untergeschoss der Grundschule. Die Mittenwalder Straße war dermaßen überschwemmt, dass die Ortsmitte wie durch einen Fluss geteilt schien. Ein Masterplan zum Schutz vor solchen Unbilden steht bislang nur vage im Raum. Die Gemeinde will zunächst die vorhandenen Leitungen besser nutzen. In der Sitzung am Montag ging es darum, die "allerärgsten Hotspots" aufzulisten, so Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI).

An der Ulrichstraße war es besonders schlimm. Eine Situation wie diese habe sie noch nicht erlebt, sagte Reithmann. Ein Maisacker ist der "erste neue Hotspot". "Wildeste Wassermassen" hätten sich von dort durch zwei Häuser hindurch auf die Straße und die Unterlieger ergossen. Zweite Bürgermeisterin Claudia Roederstein (UBI) war mit dem Maisbauern an Ort und Stelle. Er habe das Problem erkannt und wolle das erodierte Feld stärker durchwurzeln lassen, berichtete sie.

"Altbekannte Senke"

Als weitere Brennpunkte entlang der Ulrichstraße benannte Reithmann die "altbekannte Senke" am Dickweg und den Pischeltsriederweg: "Da ist dringender Handlungsbedarf." Auf die Anlieger könnten Erschließungsbeiträge zukommen. Wegen starker Überschwemmungen müsse auch an der Kreuzung Ichoring und Fuchsbichl beim Schulgelände sowie am Zeller Weg in Irschenhausen etwas geschehen. Ebenso habe es Klagen von Anliegern gegeben, vor deren Häusern Straßenasphalt frisch aufgebracht worden sei, was wohl einen geringeren Abstand zur Bordsteinschwelle zur Folge hatte.

Es geht um Vorsorge, aber auch um Rechtliches. Die Bürgermeisterin kündigte an, sie werde mit dem Wasserwirtschaftsamt klären, ob die Gemeinde künftig für ein fünf-, zehn, oder hundertjähriges Regenereignis planen solle, und fragen, wer wofür zuständig sei. "Es kann die Aussage kommen, dass sich die Gemeinde zum Teil das Wasser von Oberliegern zu eigen machen muss." Das Wasserwirtschaftsamt soll ferner Stellung dazu nehmen, ob Grundstückseigentümer mehr als bisher vorbeugende Maßnahmen ergreifen sollen. Parallel dazu will die Gemeinde das Wasserkataster aktualisieren und die Lage und Aufnahmefähigkeit der vorhandenen Regenwasserkanäle prüfen.

Vigdis Nipperdey (Ickinger Initiative) befand, dass die Gemeinde bei den Grundstückseigentümern und privaten Bauherren zu lax sei. "Wir verlangen zwar in jedem Bauantrag gebetsmühlenartig den Nachweis der Regenwasserbeseitigung", sagte sie. "Aber wir überprüfen es nicht, und alles, was auf der Straße landet, ist dann Gemeindewasser." Reithmann kündigte an, die Nachweispflicht zusammen mit dem Landratsamt anhand eines Neubaus beispielhaft durchzugehen. Einig war sich der Gemeinderat auch darin, Anlieger, die Regenwasser verbotswidrig auf die Straße ableiten, stärker ins Visier zu nehmen. "Das wäre die Marschroute, die wir im Sommer gehen würden", fasste Reithmann zusammen.

Über den Masterplan, nämlich der vor einiger Zeit eher nebenbei im Gemeinderat vorgestellten möglichen Ableitung in die Isar, wurde nicht gesprochen. Philipp Geiger (Grüne) fasste deshalb nach. Ja, es gebe die Grundidee dieses Anschlusses, antwortete Reithmann. Sie befürworte aber vor der Verwirklichung der "unteren" Lösung die Nutzung der vorhandenen oberen Leitungen. "Wenn wir das Netz von zwei Seiten spinnen können, wäre das hilfreich", sagte sie.

© SZ vom 28.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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