SZ-Serie: "Winterwerk", Teil 5 und Ende:"Andere kaufen sich eben einen Porsche"

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Carola Burlein hat ein topmodernes Spurgerät angeschafft, um vor der eigenen Haustüre Langlaufloipen ziehen zu können. Dass momentan für das Wintersportvergnügen noch der Schnee fehlt, trübt ihre Freude nicht. Sie sieht die Maschine als langfristige Investition.

Von Valerie Gleisner, Icking

Die Motorengeräusche sind schon von Weitem zu hören. Carola Burlein will den Traktor noch schnell in den Hof fahren, damit das angehängte Loipenspurgerät von allen Seiten ausgiebig betrachtet werden kann. Dann steigt sie vom Sitz, geht um den Traktor herum und beginnt zu erzählen. Die neue "Tornado Loipen Fräse", wie das Gerät in der offiziellen Produktbezeichnung heißt, hat sie seit vergangenem Jahr, als die Walze des Wintersportvereins Isartal-Icking (WSVI) die Schneemassen nicht mehr bändigen konnte. "Da war die Loipe mehr eine Buckelpiste", erinnert sie sich. Und weil Carola Burlein Dinge gerne anpackt, die nicht so funktionieren, wie sie sich das vorstellt, durfte am Ende die 20 000 Euro teure Loipenfräse bei ihr einziehen.

Geliebäugelt hatte sie mit dem Gerät schon länger, seit sie es bei einem Landmaschinenhersteller stehen sah. Als sie es dann bei einer Vorführung selbst ausprobierte, was sie begeistert: "Das ist auch ein Mädelsspielzeug." Denn "maschinenverrückt", wie sie sagt, war sie schon immer. "Jeder hat doch einen Spleen. Andere kaufen sich eben einen Porsche." Das neue Loipenspurgerät lockert die Schneedecke mit einer Fräse auf, bevor dessen fast 800 Kilogramm Eigengewicht den Schnee wieder verdichtet. "Die Fräse arbeitet wie ein Smoothiemaker", versucht sie die Funktionsweise für einen Laien verständlich zu machen. Für den klassischen Stil können noch zwei Spurplatten mitgezogen werden. Mit knapp unter drei Metern Breite ist das Gerät gerade noch für den Straßenverkehr zugelassen.

Diesen Winter ist die Fräse aufgrund des fehlenden Schneefalles noch nicht im Einsatz gewesen, aber das stört Carola Burlein nicht: "Da bin ich ganz entspannt, wenn's nicht ist, dann ist's nicht. Einen Porsche kann man ja auch nicht immer fahren."

Selbst ist die gebürtige Ickingerin weder Mitglied im WSVI noch fährt sie in ihrer Freizeit aktiv Langlauf. "Aber ich liebe einfach die Berge und den Winter und bin gerne draußen", erklärt sie. Als Kind sei sie auf Skiern oder mit dem Schlitten unterwegs gewesen, sobald es anfing, zu schneien. Damals hätte sie den Hang mit ihren Holzskiern allerdings noch persönlich platt drücken müssen.

Es ist kalt geworden, draußen neben der Fräse in der morgendlichen Winterluft, und Carola Burlein bittet auf einen Tee ins Haus. Sie zieht ihre geringelte Strickmütze vom Kopf und beginnt sofort zu erzählen, während sie ihre Hände an der heißen Tasse wärmt. Früher sei der Winter viel länger gewesen, erinnert sie sich. Heute könne man ja normalerweise gerade mal zwei Wochen am Stück Langlaufen gehen. Dank ihrer neuen Loipenfräse kann sie jetzt jedoch schon ab einer Schneedecke von sieben Zentimeter mit dem Spuren beginnen und so die Langlaufsaison in Icking so gut es geht verlängern. "Wenn wir hier jetzt schon auf der grünen Welle sind, dann ist es doch nur gut, auch vor Ort eine anständige Loipe zu haben", meint sie. Denn dann könne man das Auto stehen lassen und müsse beispielsweise nicht erst bis nach Garmisch fahren.

Die Loipen für den WSVI spurt Carola Burlein ehrenamtlich, nur die Betriebskosten für das Fahrzeug stellt sie in Rechnung. Vom Verein kamen auf den Kauf des neuen Geräts überwiegend positive Reaktionen, denn mit der Fräse sei eine andere Klasse an Loipenqualität erreichbar. Seit ungefähr fünf Jahren präpariert sie inzwischen schon die Loipen. "Das ist wie Autofahren. Man braucht etwas Übung, aber dann geht's". Um die Kurven für die klassische Spur nicht zu eng zu fahren, dafür ist gekonntes und vorausschauendes Fahren nötig. Doch auch wenn der Schnee einmal ausbleibt, muss die Fräse nicht automatisch nutzlos in der Garage verstauben. Wie die maschinenbegeisterte Frau erklärt, kann damit auch ein Reitplatz planiert oder der Boden für Rollrasen präpariert werden. "Und das Teil geht eigentlich nicht kaputt", fügt sie hinzu.

Während das Radio im Hintergrund leise dudelt, berichtet Carola Burlein, wie sie das Gerät damals mit einem Anhänger in Österreich abgeholt hat. Die Herstellerfirma bei Bregenz ist der Zwei-Mann-Betrieb eines Maschinenbauers, der sich nach Jahren in der Festanstellung selbständig gemacht hat. "Der Inhaber und ich, wir haben eben beide einen kleinen Tick. Das musste einfach so sein", sagt sie und lacht. Ihr Sohn, so verrät sie weiter, habe ihr anfangs nicht zugetraut, die Loipenfräse zu fahren. Aber als Inhaberin eines Garten- und Landschaftsbaubetriebes mit Erfahrung im Winterdienst und in der Loipenpräparierung war das für sie natürlich kein Problem. "Selbstverständlich kann ich das, habe ich ihm geantwortet", erzählt sie überzeugt.

Selbst ist sie bisher noch nicht auf der mit dem neuen Gerät gespurten Loipen gelaufen. "Aber das Feedback war gut."

© SZ vom 01.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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