Immer mehr Senioren werden Opfer von Trickbetrügern. Das Polizeipräsidium Oberbayern reagierte auf diese Entwicklung mit der Gründung der Aktion "Sicherheit für Senioren durch Senioren" im Februar 2011.
Ein Fall, der sich im April vergangenen Jahres ereignete, zeigt nach Überzeugung der Polizei deutlich, wie wichtig dieses Projekt ist. Ein 90-Jähriger wurde damals beim Verlassen der Poststelle in Wolfratshausen von einem Unbekannten um Kleingeld für ein Telefonat gebeten. Weil der Senior keine Münzen hatte, gab er dem Betrüger einen Fünf-Euro-Schein für eine Telefonkarte. Als der Täter dem älteren Herrn Kleingeld zurückgab, gelang es ihm, unbemerkt 400 Euro aus dem Portemonnaie des Opfers zu entwenden. Bis heute ging bei der Polizeiinspektion Wolfratshausen kein Hinweis ein, der zur Ermittlung des Täters führen konnte.
Damit solche Fälle künftig schon im Vorfeld verhindert werden, informieren neun pensionierte Polizeibeamte, darunter ehemalige Dienststellenleiter und Kriminalbeamte, über Kriminalitätsphänomene und Präventionsmöglichkeiten. Seit Gründung des Projekts konnten so schon mehr als 1000 ältere Bürger in Vorträgen aufgeklärt werden. Nicht selten fließen auch eigene Erfahrungen und polizeiliches Wissen der ehemaligen Polizeibeamten mit ein.
Einer der Senioren-Sicherheitsberater ist Michael Ketzscher aus Bad Heilbrunn. Der 62-Jährige war vor seiner Pensionierung Ermittlungsbeamter bei der Polizei in Penzberg. Wie er sagt, habe er schon in seiner aktiven Dienstzeit versucht, Betrügereien, wie zum Beispiel ominöse "Kaffeefahrten", zu überprüfen und die Teilnehmer aufzuklären. So habe er sich vor einem Jahr sofort dazu bereit erklärt, dies auch nach seiner Pensionierung fortzuführen.
In seinen Vorträgen gehe er auf beispielhafte Fälle ein und versuche, diese auch durch kleine Filmausschnitte zu veranschaulichen. "Je nach Publikum gehe ich auf verschiedene Themen gezielt ein. In einem Seniorenheim ist zum Beispiel Betrug beim Einkaufen kein großes Thema, dafür aber dubiose Anrufe, die angebliche Gewinne versprechen", berichtet er. Danach nehme er sich stets die Zeit, alle Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Und auch nach den Vorträgen sei er jederzeit für Informationen erreichbar.
Die Aufklärung ist das Wichtigste", sagt Ketzscher. Er würde sich durchaus über mehr Anfragen freuen, denn die vier Vorträge, die er insgesamt im vergangenen Jahr hielt, seien noch zu wenig gewesen. Für dieses Jahr hoffe er, dass mehr Menschen den Mut hätten, bei ihm anzurufen. Zusätzlich plane er, gezielt auf verschiedene Vereine und Organisationen zuzugehen.
Wie aus einer Pressemitteilung der Polizei hervorgeht, soll erreicht werden, das subjektive Sicherheitsgefühl älterer Menschen zu verbessern. Dafür stehen die Berater auch für Fragen im Zusammenhang mit Einbruchschutz zur Verfügung. Die wachsende Zahl der Fälle lässt sich laut Polizei mit dem zunehmenden Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung erklären. Wie das Statistische Bundesamt prognostiziert, wird die Altersgruppe der über 65-Jährigen deutschlandweit um 33 Prozent von 16,8 Millionen im Jahr 2010 auf 22,4 Millionen im Jahr 2030 ansteigen.
Franz Metzger, Leiter des Sachgebiets Kriminalitätsbekämpfung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, sprach in einer Jahresbilanz den ehrenamtlichen Beratern Dank und Wertschätzung für ihr Engagement aus. "Manche Straftäter nutzen gezielt die Leichtfertigkeit und Unkenntnis älterer Menschen aus. Dem wollen wir mit verstärkter Information über solche Gefahren begegnen", sagt Metzger.
Seniorengruppen oder andere Vereinigungen, die an einem solchen Vortrag interessiert sind, können mit den Fachberatern über die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle Weilheim unter Telefon 0881/64 04 58 Kontakt aufnehmen. Hinweise und Tipps gibt es außerdem im Internet unter www.polizei.bayern.de/oberbayern