Gemeinderat Dietramszell:Kulturbad statt Schwimmhalle

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Das Hallenbad in Ascholding ist seit 2021 geschlossen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Vorschlag der AG Baukultur und des Kulturvereins, das aufgelassene Bad in Ascholding als Atelier zu nutzen, findet großen Anklang. Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr befristet.

Von Petra Schneider, Dietramszell

Das Ascholdinger Hallenbad ist seit 2021 geschlossen, zündende Ideen für eine Nachnutzung gab es bislang nicht. Nun gibt es einen Vorschlag, den die "AG Baukultur" zusammen mit dem Kulturverein Dietramszell voranbringen will: Das marode Hallenbad könnte zu einem "Kulturbad" werden. Die Eglinger Künstlerin und Kunsttherapeutin Katja Bonnländer will die Räume als Atelier nutzen und plant dazu Projekte mit Schulen, Kindergärten, Vereinen und örtlichen Künstlern. Sie wolle ein "Mehrgenerationen-Kulturprogramm" anbieten, im Tausch für die unentgeltliche Überlassung des Hallenbads als Atelier. Das Projekt soll zunächst auf ein Jahr befristet werden. Der Gemeinderat hat den Antrag mit 18 zu zwei Stimmen befürwortet.

Das Konzept wird nun an das Kreisbauamt weitergeleitet, um zu klären, ob eine temporäre Nutzung für kulturelle Zwecke möglich ist, und unter welchen Auflagen. Falls das Hallenbad als Flüchtlingsunterkunft gebraucht wird, werde die Verwendung als Kulturstätte kurzfristig beendet, heißt es im Beschluss. "Menschen vor Kultur", sagte Bürgermeister Josef Hauser (FW).

Wenn das Hallenbad als Flüchtlingsunterkunft benötigt werden, müsse die Verwendung als Kulturraum beendet werden, sagt der Dietramszeller Bürgermeister Josef Hauser. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Gemeinde hat das Hallenbad dem Landratsamt zur Unterbringung von Geflüchteten gemeldet; mit der ehemaligen Öko-Akademie in Linden könnte Dietramszell seine Quote nach aktuellem Stand erfüllen. "Wenn wir mit dem Hallenbad etwas anders machen wollen, müssen wir das dem Landratsamt vorher mitteilen", sagte Hauser.

Im Gemeinderat fand die Idee eines "Kulturbads Ascholding" großen Anklang. Das Hallenbad würde wieder zum Leben erweckt, und die Kosten seien überschaubar, sagte Bernhard Fuchs (FW). Denn außer einer Toilette, die instand gesetzt werden müsste, seien keine baulichen Maßnahmen nötig, erklärte AG-Sprecher Ludwig Gröbmaier (CSU). Die Kosten lägen bei etwa 2500 Euro, dazu kämen monatliche Stromkosten von rund 80 Euro. Moderat beheizt werde die Halle ohnehin, damit die Leitungen keinen Schaden nehmen. Außerdem müsste der Zugang zum Becken abgesperrt werden.

"Das wäre eine kulturelle Bereicherung für uns."

Die Künstlerin beziffere den monetären Wert ihrer Arbeit auf 10 000 Euro. "Das wäre eine kulturelle Bereicherung für uns", sagte Gröbmaier. Außerdem sei Leerstand traurig - "und tut der Substanz nicht gut." Wie AK-Mitglied Jakob Pertold (BLD) anmerkte, sind im diesjährigen Haushalt 15 000 Euro für das Hallenbad eingeplant. Allerdings sei das Geld für Notreparaturen gedacht und der Haushalt noch nicht verabschiedet, gab Hauser zu bedenken. Aus finanziellen Gründen stimmten Hubert Kanzler und Thomas Kranz (beide FW) gegen den Vorschlag. "Mir sind Kosten von 2500 Euro für ein Jahr zu hoch", sagte Kanzler.

Die Künstlerin und Kunsttherapeutin Katja Bonnländer aus Egling will die Räume des alten Bads als Atelier nutzen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bereits vor einem Jahr hatte der Bürgermeister im Gemeinderat von dem Vorschlag der Eglinger Künstlerin berichtet, die den Antrag damals aber zurückzog. Nun gibt es einen neuen Anlauf. Ob und wie lange eine kulturelle Nutzung des Hallenbads möglich ist, hängt vom Kreisbauamt ab und von einer etwaigen Belegung mit Geflüchteten. Im Dezember hat Dietramszell, wie zuvor Greiling, beim Bayerischen Verwaltungsgericht gegen eine Unterbringung von Geflüchteten geklagt und einen Antrag auf einstweilige Verfügung gestellt. Wie Hauser auf Nachfrage erklärt, habe das Landratsamt kürzlich mitgeteilt, dass keine Zuweisung ohne mögliche Unterkünfte erfolge. Man habe daraufhin die einstweilige Verfügung zurückgezogen. Eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts bezüglich der Klage stehe noch aus. Anders als in Greiling, wo eine Zuweisung von Geflüchteten per Eilentscheidung vorerst gestoppt worden war.

Derzeit liefen Gespräche zwischen den Eigentümern der Öko-Akademie in Linden und dem Landratsamt, sagt Hauser. Zum Hallenbad gebe es noch keine Rückmeldung. Eine Nutzung als Kulturort sei zunächst auf ein Jahr befristet, weil man sehen wolle, "ob das funktioniert".

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Dietramszell will die geschlossene Einrichtung in Ascholding dem Landratsamt als mögliche Unterkunft anbieten. Andere Optionen wie der ehemalige Kindergarten an der Isarstraße, das Kloster oder die Schulturnhalle hält der Gemeinderat für ungeeignet.

Von Petra Schneider

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