Gymnasien im Landkreis:Raumnot und hochmotivierte Schüler

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G 8 und G 9 - zwei Jahrgänge von Gymnasiasten machen dieses Jahr Abitur. Doch viele Probleme sind noch ungelöst. Und was sollen die Schüler nach dem Ende ihrer Schulzeit machen?

Petra Schneider

In wenigen Monaten verlassen die Schüler des letzten G9- und des ersten, verkürzten Jahrgangs G8 die Gymnasien. Abi-Stress ist das nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Schulen. "Für uns geht es ab jetzt durch bis Anfang Juli", sagt der Direktor des Tölzer Gymnasiums, Harald Vorleuter. Denn für doppelt so viele Schüler wie sonst müssten Themenschwerpunkte und Prüfungen vorbereitet und korrigiert werden.

Damit der erste Schwung bereits im Sommersemester mit dem Studium beginnen kann, werden die Abiturprüfungen zeitlich versetzt: Für die Abgänger des G9-Jahrgangs beginnen sie schon am 18. März, für die des G8 am 13. Mai.

Weil künftig fünf statt bisher vier Fächer geprüft und zwei statt bisher eine mündliche Prüfung abgelegt werden müssten, seien zusätzliche Räume nötig, erklärt die stellvertretende Schulleiterin des Ickinger Gymnasiums, Beate Demmelhuber. Wie dies angesichts der prekären Raumsituation an ihrer Schule gelöst werden solle, wisse man noch nicht. "Wir nützen bereits jetzt jeden Raum." Sie hoffe, dass bis zum Frühjahr der neue Anbau mit drei Räumen fertig gestellt sei.

Hermann Deger, Direktor am Geretsrieder Gymnasium, sieht auch noch andere Probleme: "Zweimal Abiturfeier und Abiturstreich." Das bedeute mehr organisatorischen Aufwand und im schlimmsten Fall eine Rüge vom Landratsamt: "Wenn beim Abistreich mal wieder das Schulhaus unter Wasser gesetzt wird". Kaum werde man die Behörden besänftigt haben, werde es zwei Monate später noch einmal losgehen, befürchtet er.

Die Einführung des achtjährigen Gymnasiums vor sechs Jahren war heftig kritisiert worden: Der Anstieg auf bis zu 39 Wochenstunden, Raumnot, weil sich die Oberstufenschüler der 11., 12. und 13. Jahrgangsstufe häufig einen Oberstufenraum teilen müssen. Und es gab die Befürchtung, dass die G8-Schüler wegen des hohen Arbeitspensums schlechtere Noten erreichen würden.

Lieber gleich mit dem Studium beginnen

Vieles hat sich inzwischen relativiert: Die Stundenzahl konnten die Schüler nach Absprache bereits im zweiten Halbjahr reduzieren, die Raumsituation wird sich ab dem neuen Schuljahr von selbst entspannen. Nicht eingetreten sind die befürchteten Leistungsunterschiede der beiden Jahrgänge. Der Direktor des Benediktiner-Gymnasiums Schäftlarn, Wolfgang Sagmeister, bemüht eine Statistik des Kultusministeriums; danach bewegten sich die Notenunterschiede zwischen G8- und G9-Schülern im Hundertstel-Bereich.

Das kann Harald Vorleuter bestätigen. Er erlebe die Schüler des verkürzten Jahrgangs als hoch motiviert und ehrgeizig. Vielleicht, weil sie die Sorge antreibt, nur mit guten Noten einen Studienplatz zu ergattern. Denn zusätzlich zum Doppeljahrgang dürfte die kürzlich beschlossene Aussetzung der Wehrpflicht den Ansturm auf die Hochschulen im kommenden Studienjahr noch erhöhen. Also abwarten und vor dem Studium vielleicht noch ein Jahr ins Ausland?

Davon rät Vorleuter ebenso ab wie seine Kollegen aus Geretsried und Schäftlarn. Lieber gleich mit dem Studium beginnen, denn 2012 kämen in Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg und Bremen die Doppeljahrgänge und 2013 in Nordrhein-Westfalen und Hessen. Dann hätten knapp 500.000 junge Leute auf einmal die Zugangsberechtigung zu den Hochschulen - die Spitze sei erreicht und die Situation an den Unis am schlimmsten.

Eine Milliarde Euro stellt der Freistaat zur Verfügung, damit 3000 Fachkräfte neu eingestellt und 38.000 zusätzliche Studienplätze zur Verfügung gestellt werden können. Dass das reichen wird, bezweifelt der Tölzer Direktor. Die Unis litten schon seit Jahren an strukturellen Defiziten, auch ohne Doppeljahrgang.

© SZ vom 28.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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